Karriere in der Bibel (1)

Auf dem Schleudersitz

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Was hat er sich eingebrockt, als er sich um den Job als Stabchef bewarb? Obadja tut, was er kann, um im Königspalast Ordnung zu schaffen und dem Land zu dienen. Der Herrscher schätzt ihn. Doch gegen die Machenschaften der Königin – und erst die furchtbare Dürre – ist er machtlos.

Im Jahr 870 vor Christus sucht das Land Israel nach politischen Wirren Stabilität. Der Armeechef Omri hat seinen Rivalen, der gegen den König putschte und ihn ermordete, von der Macht verdrängt und dem Land eine neue Hauptstadt gegeben. Samaria wird aufgebaut. Mit Omris Sohn Ahab verbinden sich Hoffnungen auf Frieden und Wohlstand. Und mit der Hochzeit mit Isebel, der Prinzessin von Sidon, hat das Herrscherhaus von Samaria international Ansehen gewonnen.

Ordnende Hand

Dass in der Boomstadt Samaria nicht alles drunter und drüber geht, ist auch das Verdienst von Ahabs Stabchef Obadja. Wer ihn kennt, weiss: Seine Geradlinigkeit hat mit dem Glauben an Jahwe, den Gott Israels, zu tun. Doch der alte Glaube ist am Königshof kein Thema. Denn mit Isebel weht ein anderer Wind. Die Königin frönt den Göttern ihrer Heimatstadt Sidon: Baal und Aschera sind Kult. An die Stelle der Ratgeber, die auf Jahwe hörten, machen sich lärmige ‚Propheten‘ von Baal und Aschera im Palast breit. Der König hat sie akzeptiert – er spielt offensichtlich zweite Geige. Für mehrere hundert dieser Schleimer hat Obadja in Samaria Häuser bauen und ausstaffieren müssen. Dafür hat er keine Kosten gescheut.

Geheimaktion

Baal und Aschera sind Kult – und das mit blutigem Ernst: Isebel hat die Ratgeber, die auf Jahwe hören, nicht bloss aus der Stadt verbannt, sie hat sie umbringen lassen! Alle, derer ihr Killertrupp habhaft werden konnte. Doch Obadja bekam Wind von ihrem Vorhaben. Es gelang ihm, hundert Propheten Jahwes zu verstecken. Sie hausen in zwei Höhlen. Durch Vertraute lässt er ihnen Nahrung zukommen.

Wie vom Erdboden verschluckt

Den unbestrittenen Anführer der Jahwe-Fraktion, den Propheten Elia, hat Obadja nicht verstecken müssen. Elia, der Staatsfeind Nummer 1, ist verschwunden. Vor drei Jahren kündigte er die Dürre an mit dem ungeheuerlichen Satz: «In diesen Jahren wird kein Tau fallen und kein Regen, es sei denn auf meinen Befehl!» Seitdem ist er verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt, und die Dürre macht sich breit. Ahab liess seine besten Leute ausschwärmen, das ganze Land absuchen, ohne Erfolg. Er sandte Obadja in die Nachbarländer, ohne Ergebnis. Ist Elia gar ums Leben gekommen und Israel verloren?

Der König sucht Futter

Die Dürre lähmt das Leben im Land. Auf den Wiesen wächst kein Gras. Das Vieh geht ein, auch die Reit- und Lasttiere des Königs. Ahab hält es im Palast nicht mehr aus. Er ruft Obadja zu sich. Miteinander wollen sie im Land nach Futter suchen. Jeder fährt in eine Richtung.
Da! Obadja traut seinen Augen nicht: Elia steht vor ihm. Der Stabschef steigt vom Wagen und wirft sich vor ihm auf die Knie. «Bist du es, mein Herr Elia?» – «Ich bin es», sagt der Prophet. «Geh, sag deinem Herrn: Elia ist da.» Obadja läuft es kalt den Rücken hinunter: Elia riskiert alles, wenn er erscheint – und er, Obadja, riskiert seinen Kopf, wenn der Prophet nicht da sein sollte.

Unberechenbarer Prophet

Erregt fragt er: «Was habe ich mir zuschulden kommen lassen, dass du mich in die Hand Ahabs gibst? … Wenn ich nun wegginge von dir, könnte der Geist Jahwes dich forttragen, ich aber wüsste nicht wohin. Käme ich dann zu Ahab, um es ihm auszurichten, und er fände dich nicht, würde er mich umbringen.» Elia lässt sich nicht beirren: «So wahr Jahwe, der Gebieter über die Heerscharen, lebt, vor dem ich diene: Noch heute werde ich mich Ahab zeigen.»

Obadja gehorcht und sucht Ahab auf. Der König ist höchst überrascht. Isebel weiss noch nichts davon. Ahab geht Elia entgegen. Für Floskeln hat er nichts übrig. «Bist du es, der du Israel ins Unglück stürzst?» fährt er ihn an. Elia lässt sich nicht einschüchtern: «Nicht ich habe das getan – du und das Haus deines Vaters, ihr tragt die Verantwortung. Ihr habt die Gebote Jahwes verlassen und du bist den Baalen nachgelaufen!»

Ausweg – nur mit Jahwe

Elia bleibt jedoch nicht bei der Schuldzuweisung stehen und nimmt das Heft in die Hand. Er befiehlt dem König: «Versammle ganz Israel bei mir auf dem Berg Karmel und dazu die 450 Propheten des Baal und die 400 Propheten der Aschera, die an der Tafel Isebels essen.» Ahab weiss: Nur mit Elia gibt es ein Ende der Dürre. Er weist Obadja an, die Versammlung auf dem Karmel zu organisieren.

Obadja ahnt: Das gibt einen Showdown. Und dann? Können die Propheten Jahwes, die er versteckt hat, zurückkehren? Auf dem Karmel wird Elia sie nicht bei sich haben. Offenbar will er allein gegen 850 Aschera- und Baal-Verehrer antreten. Doch wenn Jahwe mit ihm ist, liegt alles drin. Obadja kommt es vor, als wollte Jahwe wieder zurückkehren nach Israel, nach drei Jahren ohne Regen. So schwer es unter Isebel und Ahab ist, auf Jahwe zu setzen – es hat sich doch gelohnt. Lesen Sie auch die Fortsetzung. Demnächst.

 

Die Geschichte von Obadja, Ahab und Elia findet sich in der Bibel, 1. Buch der Könige, Kapitel 18.

Lesen Sie auch:

Christsein zwischen Fundamentalismus und Beliebigkeit

Elia und die Baal-Konjunktur


Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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