Versöhnung

Versöhnung ist Wiederherstellung der ursprünglichen Gemeinschaft

Versöhnung bedeutet niemals bloss das Aufhören eines Streites oder die Einstellung der Feindseligkeiten, sondern immer auch die Wiederherstellung der einstigen Gemeinschaft. Eine Ver­söhnung kann es nur geben zwischen solchen, die einmal ein­ander nahestanden.

Paulus spricht von einer Frau, die sich von ihrem Mann geschieden hatte und sich wieder mit ihm »ver­söhnt« (1. Kor. 7,11), das bedeutet, die das alte Band wieder knüpft.

Gleichbedeutend mit versöhnen ist: Frieden stiften (Matth. 5,9; Eph. 2,16). Das Gesetz war ein Zaun zwischen Hei­den und Juden; es stiftete Feindschaft zwischen ihnen. Gott hat durch Christus den Zaun niedergelegt und aus beiden eins ge­macht. Christus hat sie beide in einem Leib mit Gott versöhnt. Das bedeutet: Christus hat Juden und Heiden in eine Lebensge­meinschaft gebracht, indem er beide in einer Gemeinde in die Gemeinschaft mit Gott versetzte.

Mit Gott versöhnt werden, heisst: wieder mit Gott verbunden werden, in die einstige (in der Schöpfung gegebene) Nähe zu Gott zurückgeführt werden.

Versöhnung ist nicht flüchtiges Wiederfinden, sondern Zusammenschluss für immer

Die Botschaft: »Lasst euch versöhnen mit Gott« (2. Kor. 5,20), hat den Sinn: Ihr dürft Gott wieder nahekommen, weil er in der Verkündigung seiner Boten euch naht; ihr könnt nicht nur für einen kurzen Augenblick der Andacht, sondern dauernd die Berührung mit dem Schöpfer wiederhaben. Denn Versöhnung ist nicht flüchtige Begegnung, sondern Zusammenschluss für immer.

Der Ruf: »Lasst euch versöhnen mit Gott«, ist freilich nur dann berechtigt, wenn der Rufende wie damals den Hörern die Gegenwart Gottes bringt.

Der griechische Ausdruck bedeutet: Austausch, Verwechslung

Der Ausdruck Versöhnung hat im Griechischen eine eigentüm­liche Färbung. Das Wort katallagé bedeutet eigentlich: Aus­tausch, Verwechslung. Und nun das Erschütternde: Gott tauscht mit dem Menschen. Er nimmt ihm sein Unheil und gibt ihm sein Heil. Gott verwechselt Christus mit uns Menschen: »Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde ge­macht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt« (2. Kor. 5,21).


Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Information

Anzeige