Nicht nur Kinder haben sie, die ganz bestimmten Weihnachtswünsche. Und die Hoffnung, dass sie in diesem Jahr in Erfüllung gehen. Doch was, wenn unter dem Baum nicht das langersehnte Fahrtenmesser liegt?
Es war Familientradition. In der Adventszeit ging es in die Stadt. Und dann stand der kleine Ralf vor dem Schaufenster eines grossen Kaufhauses. Im Schaufenster war eine riesige Landschaft mit Steiff-Tieren aufgebaut. Mit einer elektrisch gesteuerten Mechanik ausgestattet, winkten mir zwei Teddybären zu. Ein Teddy-Weihnachtsmann war mit dem Fahrrad unterwegs, überall war wer beim Backen, beim Arbeiten, beim Spielen. Man ahnt, was mein stiller, unerfüllter Weihnachtswunsch war…
Als ich schreiben konnte, liess uns unsere Grundschullehrerin Wunschzettel verfassen. Damals ahnte ich nicht, dass dies mit den Eltern abgesprochen war und mein Zettel in der Handtasche meiner Mama verschwand, als sie mich abholte. Ich hatte viele, wie ich heute weiss unerfüllbare Wünsche. Unterm glänzenden Weihnachtsbaum lagen dann zwar viele wunderbare Dinge. Aber mein grosser Wunsch war nicht dabei. Freude wie Enttäuschung schwangen in meiner Kinderseele mit.
Warum bekam ich nicht so ein grosses, scharfes Fahrtenmesser, wie ich es im Schaufenster jenes Jagdwaffengeschäfts gesehen hatte? Auf meine Eltern war ich nicht sauer, glaubte ich doch irgendwie an ein «Christkind» und damit letztendlich an Gott, der mir die Weihnachtsgeschenke zukommen liess. Erst mit wachsendem Alter verstand ich, dass Weihnachtsgeschenke von den Eltern kamen als Freudengabe zur Erinnerung an die Geburt Christi. Das hatten mir meine Eltern zwar schon frühzeitig erklärt, aber irgendwie glaubte ich den Nachbarskindern und der romantisierenden Vorstellung eines Geschenke verteilenden Christkindes mehr…
Meine Wünsche, seine Verheissungen
Was vielleicht nicht nur ich als Kind sehr durchsichtig eingefordert habe – ich will mein Weihnachtsfahrtenmesser –, ist im Grundsatz aber ein Verhalten, das man auch als Erwachsener kennt. Gott soll gefälligst meine Wünsche erfüllen. Nun bin ich heute meinen Eltern im Blick auf meine sämtlich vorhandenen zehn Finger sehr dankbar, dass sie meinem Wunsch nach dem Fahrtenmesser damals nicht stattgegeben haben. Damals war ich nur sauer und auch verbittert – so sehr so ein kleiner Zwerg verbittert sein kann. Damals kannte ich jenen Satz von Dietrich Bonhoeffer noch nicht, den er in ganz anderer Situation gesagt hat: «Nicht alle meine Wünsche, aber alle seine Verheissungen (seine Versprechen, Anm. der Redaktion) erfüllt Gott.»
Weihnachten ist das Fest der grossen Zusage Gottes an uns Menschen: Mit dem Kommen seines Sohnes verspricht Gott, dass er uns seine Kinder werden lassen will. Ein Geschenk, das wir jeden Tag neu annehmen können.
Dieser Artikel wurde der Zeitschrift „Augenblick mal. Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten“ entnommen.