Vergebung
ist eines der wenigen Themen, die wirklich jeden etwas angehen. Sie kann ein
leeres Leben verändern, gebrochene Beziehungen heilen, hoffnungslose Ehen
erneuern, geteilte Kirchen einen, ganze Länder wiederaufbauen und damit die
Welt verändern. Weshalb hat Vergebung so viel Macht?
Die Antwort ist einfach: Weil wir, wenn wir
vergeben, Gott am ähnlichsten sind. Ich glaube sogar, dass für Gott nichts so
wichtig ist wie die Vergebung. Der Grund, weshalb Jesus den Himmel verliess und
für unsere Sünden starb, war Vergebung. Der Hauptauftrag des Heiligen Geistes
ist, Menschen zur Vergebung zu führen. Und das Hauptthema des Evangeliums ist
die Vergebung.
Gottes Vergebung wird von Anfang an deutlich.
Er hatte das gesamte Universum mit allem darin erschaffen. Wie leicht wäre es
für ihn gewesen, Adam und Eva nach dem Sündenfall auszulöschen und einfach
wieder von vorne zu beginnen? Aber nein, Gott wählte den Weg der Vergebung. Das
wird auch im «Vater Unser» deutlich (Matthäus, Kapitel 6,
Verse 9 bis 13). Jesus bittet darin nur um drei Dinge: das tägliche Brot (Nahrung),
Bewahrung vor Versuchung (ein heiliges Leben) und Vergebung der Sünden. Nahrung
brauchen wir zum Leben, Heiligkeit, um eine Beziehung mit Gott haben zu können
und Vergebung brauchen wir, um ein erfülltes, frohes Leben zu haben.
Und die
Liebe?
Ist die Liebe denn nicht wichtiger als
Vergebung? Paulus endet das bekannte 13. Kapitel aus dem 1. Korintherbrief der
klassischen Definition von Liebe mit den Worten, dass die Liebe die grösste
ist. Aber solange Liebe nicht ausgedrückt wird, ist sie bedeutungslos. Das schreibt Paulus ja auch zu
Beginn des Kapitels. Hätte Gott einfach gesagt, dass er
uns liebt, aber es nicht gezeigt, was würde uns das bringen? Aber Gott zeigt
seine Liebe durch die wunderbare Schöpfung, durch die Offenbarung seines Wortes
in der Bibel, durch sein endloses Erbarmen, seine Gnade, die immer ausreichend
ist für alle unsere Bedürfnisse. Doch der grösste Beweis seiner Liebe, bei dem
es vor allem um Vergebung geht, wird in Johannes, Kapitel 3, Vers 16
beschrieben: «Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen
einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern das ewige Leben hat.» Gott gab seinen Sohn hin, um eine
Brücke zwischen uns und ihm zu schaffen. Nur durch Jesus' Tod an unserer Stelle konnte er uns
vergeben – und das schenkt uns die Kraft, anderen zu vergeben.
Vergebung,
unser grösstes Bedürfnis
Der Autor Roy Lessin hat das so ausgedrückt:
«Wenn unser grösstes Bedürfnis die Information
gewesen wäre, hätte Gott uns einen Lehrer geschickt.
Wenn unser grösstes Bedürfnis Technologie
gewesen wäre, hätte Gott uns einen Wissenschaftler geschickt.
Wenn unser grösstes Bedürfnis Geld gewesen wäre,
hätte Gott uns einen Wirtschaftswissenschaftler geschickt.
Wenn unser grösstes Bedürfnis das Vergnügen
gewesen wäre, hätte Gott uns einen Unterhalter geschickt.
Aber unser grösstes Bedürfnis war die Vergebung,
und so schickte uns Gott einen Retter.»
Ja, Gott ist Liebe, aber der grösste Ausdruck
seiner Liebe zeigt sich in seiner Vergebung. Wenn ich mehr über Gott lernen möchte, muss ich mehr über Vergebung erfahren. Wenn ich eine innigere Beziehung
zu ihm haben will, muss ich bereit sein zu vergeben. Und wenn ich die Liebe
Jesu anderen zeigen will, muss ich mir einen Lebensstil der Vergebung aneignen.
Martin Luther King Jr. sagte einmal: «Vergebung ist nicht eine gelegentliche
Tat, sondern eine konstante Haltung. Wir müssen die Kapazität zu vergeben
entwickeln und beibehalten. Wem die Macht zu vergeben fehlt, dem fehlt auch die
Macht zu lieben.»