Lohnt es sich, auf dem Schiff zu bleiben, während
alle andere zu den Rettungsbooten sprinten? Oder zu hoffen, auch wenn
alles grau in grau ist? Ja, wenn Gott der Grund dieser Hoffnung ist. Jeremia
zeigte das, indem er ein Grundstück kaufte – entgegen dem allgemeinen Trend.
Dabei wurde seine Hoffnung sein Leben lang nicht erfüllt…
Jeremia war ein
grosser Prophet, der in schrecklichen Zeiten lebte. Sein Land wurde von den
babylonischen Eindringlingen überrannt und überall herrschte Panik. Wer immer
die Möglichkeit dazu hatte, verkaufte sein Grundstück oder tauschte es gegen
Wertgegenstände ein – nur ein Dummkopf würde in diesem Moment ein
Grundstück kaufen, das ihm hinterher jederzeit vom Feind weggenommen werden
könnte. Doch für Jeremia wurde dieses Dilemma zu einer prophetischen Tat.
Ein unüberlegter Kauf?
In Jeremia,
Kapitel 32 lesen wir, dass auch Hanamel, Jeremias Cousin, seinen Acker vor dem
drohenden Einfall der Babylonier verkaufen will. Er bittet Jeremia, der als
nächster Verwandter das Vorverkaufsrecht hat, eindringlichst, den Acker zu
kaufen, damit er weiterhin innerhalb der Familie bleibt – und trotz der
aussichtslosen Situation stimmt Jeremia zu.
Doch seine Entscheidung,
das Grundstück der Familie von seinem Cousin zu kaufen, ist mehr als ein
Geschäft. Es ist die Erklärung, dass er darauf vertraut, dass Gott eine Zukunft
für sein Volk hat. Jeremia wusste, dass Jerusalem zerstört, der König
gefangengenommen und das Land ruiniert würde. Aber durch den Kauf zeigte er,
dass er daran glaubte, dass Gott seine Versprechen halten würde und dass die
Verschleppten eines Tages wieder nach Hause kommen dürften. «Denn so spricht der
Herr Zebaoth, der Gott Israels: Man wird wieder Häuser, Äcker und Weinberge
kaufen in diesem Lande.» (Vers
15)
Jeremia selbst
erlebte diesen Zeitpunkt nicht mehr. Er starb weit entfernt von Zuhause, im
Exil in Ägypten, und erlebte nicht mehr, wie sich das Versprechen Gottes
erfüllte. Aus der Sicht aller anderen hatte er versagt. Sein König hörte nicht
auf seine Warnungen und wurde gefangengenommen. Seine mutige Glaubenserklärung durch
den Kauf des Grundstücks sah jetzt völlig absurd aus, weil das Land besiegt
wurde. Aber in der Zukunft würde man sich an sein Vertrauen erinnern.
Hoffen auf das, was man nicht sieht
Im Römerbrief,
Kapitel 8, Vers 24b und 25 steht: «Hoffen aber bedeutet: noch nicht haben. Denn
was einer schon hat und sieht, darauf braucht er nicht mehr zu
hoffen. Hoffen wir aber auf etwas, das wir noch nicht sehen können, dann
warten wir zuversichtlich darauf, dass es sich erfüllt.» Jeremia hoffte auf
eine unsichtbare Zukunft und soweit wir das wissen, hoffte er sein gesamtes
restliches Leben darauf.
Wenn unsere
Hoffnungen sich nicht erfüllen, werden wir geprüft, manchmal bis zum Punkt, an
dem wir darunter zusammenbrechen. Vielleicht haben wir alle möglichen Hoffnungen und
Träume und erleben, wie eine nach der anderen enttäuscht wird. Aber die
Geschichte von Jeremia zeigt uns, dass es sich lohnt, zu warten, und dass wir
immer Gott vertrauen sollten. Gott kann viel weiter sehen als wir. In einem englischen Choral heisst es: «Gott hält
den Schlüssel zu allem Unbekannten.» Auch unsere Zukunft liegt in seiner Hand.