Mit dem Gleichnis vom reichen Kornbauern – auch
«reicher Narr» genannt – warnte Jesus vor Habgier. Doch auch wenn wir uns nicht
als habgierig bezeichnen, steht jeder von uns in der Gefahr, in dieselbe Falle
zu tappen…
Jeder wäre doch
gerne ein wenig wohlhabender, aber viele von uns tappen dabei in die Falle des
reichen Kornbauers aus dem Gleichnis in Lukas, Kapitel 12. In anderen
Übersetzungen wird diese Geschichte mit «Der arme Reiche» oder «Der reiche Narr»
betitelt. Jesus beschreibt darin drei Täuschungen, denen viele
von uns erliegen.
Erste Täuschung: «Ich habe die Kontrolle»
Jesus macht keine
langen Einführungen, sondern beschreibt sofort, wie dieser reiche Mann noch
reicher wurde: «Die Felder eines reichen Mannes hatten einen guten Ertrag
gebracht.» (Vers 16) Die Felder hatten ihm den guten Ertrag eingebracht, nicht
unbedingt die harte Arbeit des Mannes oder sein Talent.
Wenn alles im
Leben glatt läuft, tappen wir schnell in die Falle zu denken, dass uns unsere
Bemühungen, unsere Intuition oder Begabung so weit gebracht haben. Natürlich
spielt das auch eine Rolle. Aber es gibt unzählige Beispiele von reichen,
erfolgreichen Menschen, die hart gearbeitet haben, um ihre Karriere und ihr
Leben aufzubauen, und dann plötzlich merken, dass sie nicht immun sind gegen
Wirtschaftsflauten oder eine tödliche Krankheit.
Fakt ist: Ich
habe tatsächlich überhaupt keine Kontrolle über mein Leben!
Zweite Täuschung: «Ich kann meine Zukunft absichern»
Der zweite Grund,
warum dieser reiche Narr wirklich ein Narr ist, liegt darin, dass er dachte,
die Macht zu besitzen, um seine Zukunft zu kontrollieren. Er glaubte, dass
durch den Bau einer grösseren Scheune der Ernteüberschuss aufbewahrt werden und
er bis ins hohe Alter auf der Reichtumswelle reiten könnte. Doch Jesus kommt
sofort zum Punkt: «Du törichter Mensch! Noch in dieser Nacht wird dein
Leben von dir zurückgefordert werden. Wem wird dann das gehören, was du
dir angehäuft hast?» (Vers 20)
Jeder weiss, dass
wir irgendwann sterben werden, aber niemand erwartet das so früh. Fakt ist
aber, dass viele von uns früher sterben als wir erwartet haben. Jesus erinnert uns daran,
dass der Tod alles verändert. Zu wissen, dass wir sterben werden, sollte uns
helfen, unsere Prioritäten zu überdenken. Anstatt in eine grössere Scheune für
uns selbst zu investieren, sollten wir in unsere Beziehung mit Gott investieren.
Jesus sagt (in Vers 21): «So geht es dem, der nur auf seinen Gewinn aus ist und
der nicht reich ist in Gott.»
Der reiche Narr war so töricht zu denken, dass sein Reichtum alles war. Und
wir sind so töricht, dass wir die Lüge unserer Konsumkultur glauben, dass Geld uns
Glück kaufen kann und dass Status und Ruhm uns erfüllen können. Dabei werden
wir alle besorgter und ängstlicher. Wir verlassen uns auf Medikamente, die den
Stress erleichtern sollen. Wir versuchen, achtsamer zu sein und Zeiten
einzuplanen, in denen wir entschleunigen und uns erholen können, nur um danach
wieder genau in die Welt einzutauchen, die in uns Sorgen und Angst erzeugt.
Trachtet zuerst nach Gottes Reich
Nach dem
Gleichnis vom reichen Narr sagt Jesus zu seinen Jüngern: «…Macht euch keine
Sorgen um die Nahrung, die ihr zum Leben, und um die Kleidung, die ihr für
euren Körper braucht. Denn das Leben ist wichtiger als die Nahrung, und
der Körper ist wichtiger als die Kleidung. (…) Wer von euch kann dadurch,
dass er sich Sorgen macht, sein Leben auch nur um eine Stunde verlängern? (…) Es
soll euch vielmehr um sein Reich gehen, dann wird euch das Übrige dazugegeben.»
(Verse 22, 23, 25 und
31)
Workshops über Achtsamkeit und Meditation bringen uns nicht weiter. Jesus
zeigt uns, dass der einzige Weg zu innerem, ewigem Frieden darin liegt, Gottes
Prioritäten über meine eigenen zu stellen. Wenn es uns um Gottes Reich geht,
bedeutet das zum einen, auf Gottes Einladung zu einer Beziehung mit ihm einzugehen,
und zum anderen, das Leben im Wissen zu leben, dass Gottes Reich bereits hier
ist: In Gottes Reich wird Ihr Status nicht durch Geld definiert. In Gottes
Reich bekommen Sie durch Ihren Job keine Anerkennung. In Gottes Reich versorgt
uns Gott mit allem Reichtum, Erbarmen und Gnade, die wir brauchen. Es ist mehr
als wir uns je vorstellen können.
Wie ich zum reichen Narr wurde
Ich lebe im Glauben, dass ich voll und ganz darauf vertraue, dass Gott
die Kontrolle hat, aber jedes Mal, wenn ich auf meinem Weg einer Schwierigkeit
begegne, falle ich sofort in die Haltung des Kornbauers zurück. Ich muss mich
selbst daran erinnern, dass Jesus keine Scheunen hatte, ja, noch nicht einmal einen
Ort, an dem er ausruhen konnte. Trotzdem lebte er ein völlig abgesichertes
Leben als Mensch auf dieser Erde.