Schuldgefühle nützen niemandem etwas. Und trotzdem: Manchmal plagen einen die eigenen Fehler so sehr, dass man unfrei ist. Wie lernt man sich selbst verzeihen?
Kein Mensch macht gerne Fehler und doch passiert es ständig. Zu wissen, dass man doch nicht so perfekt ist, wie man gerne wäre, ist eine schmerzhafte Einsicht. Doch Schuldgefühle lähmen und machen krank.
Wie Gott Schuld sieht
Schuld ist schrecklich und zerstörend. Oft kommen Menschen noch mehr unter Druck, wenn sie an Gott glauben und trotzdem Fehler machen. Dabei ist Gott voller Liebe und Gnade. Eine Begegnung aus der Bibel (Johannes, Kapitel 8) zeigt, wie Jesus mit schuldigen Menschen umgeht:
Jesus ist gerade im Tempel, als ein paar fromme Anführer eine Frau vor ihn zerren und vor allen blossstellen. Die Frau soll auf frischer Tat bei einem Seitensprung ertappt worden sein und nun gesteinigt werden. Jesus soll Stellung beziehen. Und er sagt die berühmten Worte: „Wer noch nie schuldig geworden ist, werfe den ersten Stein.“
Als sich alle nach und nach verdrücken, fragt Jesus die Frau: «Wo sind jetzt deine Ankläger, hat dich keiner verurteilt? Dann will ich dich auch nicht verurteilen.»
Erbarmen statt Härte
Man kann sich vorstellen wie sich die Frau gefühlt hat: Ertappt, beschämt, gefasst, in der Öffentlichkeit blossgestellt, verurteilt. Und Jesus begegnet ihr voll Erbarmen. Genauso tritt Gott auch uns gegenüber. Er heisst Schuld nicht gut. Aber er verdammt uns nicht.
Sich selbst verzeihen
Der erste Schritt, sich selbst zu verzeihen, bedeutet: akzeptieren, dass ich begrenzt bin und Fehler mache. Wir kommen nicht perfekt durchs Leben. Jeder ist angewiesen auf die Gnade Gottes.
Manchmal glauben Menschen, sie könnten ihre Schuld auf irgendeine Weise büssen. Indem sie hart sind mit sich selbst. Hohe Anforderungen an sich stellen. Sich selbst gering machen und verdammen. Der gesunde Weg Gottes für uns ist ein anderer. Jesus hat den Preis für unsere Schuld bezahlt. Unsere Fehler sind bereits gebüsst. Gott will, dass wir die Vergebung durch Jesus annehmen und dann auch uns selbst verzeihen. Durch unsere Schuld haben wir die Chance, Gottes unendliche Gnade, Liebe und Vergebung kennenzulernen.
«Zeihen» kommt von «Zeigen», also auf die Schuld zeigen. Und «Ver-Zeihen» bedeutet, das Verschuldete nicht mehr anzurechnen. Verzeihen ist ein Perspektivenwechsel: Weg von meiner Schuld, hin zu dem Erbarmen Gottes. Dabei muss ich die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufgeben und eintauschen in die Hoffnung, dass Gott die Wunden meiner Fehler heilt.
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