Das Jahr nähert sich seinem Ende.
Zig Organistionen schreiben uns ihre Briefe: «Bitte spenden Sie …» Und sie
ermöglichen damit, dass wir nicht nur segnen können, sondern auch selbst
gesegnet werden. Denn genau das sagt die Bibel zum Thema Geben allgemein.
«Einen fröhlichen Geber hat Gott
lieb!» Das behauptet jedenfalls der Apostel Paulus in einem seiner Briefe (2.Korinther, Kapitel 9, Vers 7),
aber was meint er damit ganz praktisch? Wer soll denn wie viel von seinem Geld geben?
Warum? Gibt es ein biblisches Konzept des Gebens? Und wenn ja: Wie sieht es
aus?
Ein klares Ja zum Geben
In der Bergpredigt rammt Jesus so
manche Pflöcke ein. Er spricht auch Klartext zum Thema Geben. Und er beginnt
seine Ausführungen mit einem deutlichen: «Wenn du nun Almosen gibst…» (Matthäus, Kapitel 6, Vers 2). Wenn
– nicht falls. Dass es normal ist zu geben, stellen Jesus oder die
biblischen Autoren nirgendwo infrage. Gott selbst wird in der Bibel immer
wieder als der Gebende beschrieben, da ist es nur normal, dass seine Nachfolger
das auch so handhaben.
Geben ist wie Fussballspielen …
Was ist aber nun mit all den
biblischen Anforderungen und Spezialbegriffen rund ums Geben? Reicht die
Kirchensteuer? Muss ich den «Zehnten» geben – und wenn ja: vom Brutto- oder vom
Nettoeinkommen? Was ist mit Spenden, Almosen, Kollekte und Opfern? Und wie
passt ein Dauerauftrag für meine Kirchengemeinde dort hinein?
Charles C. Ryrie
Das ist wie beim Fussballspielen:
Es gibt turnusmässig eine Neuauflage der Fussballregeln,
aber niemand liest die 164 Seiten zuerst durch. Am Anfang stehen der Ball, das
Spiel und der Spass daran. Und wenn das für Sie ein wenig nach dem
sprichwörtlich «fröhlichen Geber» der Bibel klingt, dann sind Sie bereits auf
der richtigen Spur. Natürlich enthält die Bibel auch jede Menge praktische
Beispiele, Aufforderungen, Warnungen und Gebote zum Thema Geben. Der
US-Theologe Charles C. Ryrie («Ausgewogen. Biblische Lehre im praktischen
Leben») findet die wichtigsten in einem Bibelvers zusammengefasst: «Am ersten Tag jeder Woche, dem Sonntag, soll jeder von euch bei sich zu Hause einen Betrag auf die Seite legen, der seinen Möglichkeiten entspricht. Auf diese Weise kommt nach und nach eine grössere Summe zusammen, und das Geld muss nicht erst dann gesammelt werden, wenn ich komme» (1.Korinther, Kapitel 16, Vers 2).
Verantwortlich
«...soll jeder von euch bei sich zu Hause einen Betrag auf die Seite legen...»
Geben ist die Sache jedes und
jeder Einzelnen und erst einmal unabhängig davon, wie viel Sie besitzen. Es
wird immer Reichere geben, allerdings auch immer Ärmere. Ryrie unterstreicht:
«Geben ist eine persönliche Sache, in der jeder Gläubige eine direkte und
individuelle Verantwortung dem Herrn gegenüber trägt, als ob er der einzige
Christ in der Welt wäre.»
Angemessen
«...der seinen Möglichkeiten entspricht...»
Wenn Christen damals ähnlich
tickten wie heute, dann kannte Paulus die Frage auch: «Wie viel muss/soll/darf
ich denn geben?» Und er antwortet darauf mit einem deutlichen «je nachdem».
Paulus entlässt uns weder mit einem festen Betrag noch einem fixen Prozentsatz
aus unserer persönlichen Verantwortung. Ryrie ergänzt: «Jedes Mal, wenn ein
Christ gibt, sollte er über Gottes Segen in seinem Leben nachdenken und den
Anteil bestimmen, den er bereit ist, Gott zurückzugeben.»
Damit knüpft der Theologe bei
John Wesley an, der bereits im 18. Jahrhundert fröhlich und offen übers Geld
redete. Seine drei Regeln sind bis heute legendär:
1. Verdienen Sie so viel wie Sie
können.
2. Sparen Sie ein, wo immer das
möglich ist.
3. Geben Sie alles, was Sie zur
Verfügung haben.
Erspart
«Auf diese Weise kommt nach und nach eine grössere Summe zusammen...»
Paulus musste sich damals keine
Gedanken um einen Dauerauftrag oder ein SEPA Lastschriftmandat machen, aber er
spricht nicht nur davon, die eigene Gemeinde regelmässig mitzutragen oder an
der Supermarktkasse «aufrunden» zu sagen, um ein Projekt spontan mit ein paar
Cent zu unterstützen. Er empfiehlt darüber hinaus, Geld zurückzulegen, das Sie
dann zum Geben zur Verfügung haben, wenn Gott es Ihnen zeigt. Ryrie meint,
«dass es einen – wenn auch vielleicht kleinen – Vorrat an Geld geben sollte,
den man dann so ausgeben kann, wie der Geist es führt, regelmässig oder auch
nur gelegentlich».
Regelmässig
«Am ersten Tag jeder Woche, dem Sonntag...»
«Es wurde schon gezeigt, dass
Geben keine Angelegenheit der Laune ist», erklärt Ryrie. Ob ein besonderer
Segen darauf liegt, gerade sonntags Geld zum Spenden beiseitezulegen, lasse ich
mal dahingestellt. Sicher ist, dass es etwas mit Ihnen macht, wenn Sie sich
nicht nur regelmässig fragen, ob und wofür Ihr Geld reicht, sondern genauso
regelmässig, wie Sie andere Menschen damit segnen können.
Dieser Segen steht immer am
Schluss des Gebens: Der Empfänger wird gesegnet, aber auch Sie erfahren Gottes
Segen, wenn Sie etwas geben. Nicht im Sinne eines Wohlstandsevangeliums, bei dem Gott Ihnen auf jede
Spende eine satte Rendite geben müsste, aber genauso greifbar: «Gott aber ist
mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, sodass ihr in allem allezeit
alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk» (2.Korinther, Kapitel 9, Vers 8).
In den kommenden Tagen folgt noch ein zweiter Artikel zum ganz konkreten Geben.
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...