Michel Keller will in Menschen und das Einkaufserlebnis investieren. (Bild: zVg)
«Frohes Schaffen» kann im harten wirtschaftlichen Umfeld eine
Herausforderung sein. Michel Keller aus Stadel bei Niederglatt erzählt, wie er mit
diesem Spannungsfeld umgeht. Als Leiter des Schweizer Sportartikelunternehmens
SportXX braucht er im umkämpften Markt viel Ausdauer. Darüber berichtet er auch
am Forum christlicher Führungskräfte.
Michel Keller weiss, wovon er spricht, wenn er den Druck in der
Wirtschaft beurteilt: Er hat in seiner früheren Funktion die beiden
Migros-Töchter Interio und Micasa intern fusioniert. Die zentralen Funktionen
seien zusammengelegt worden: «Es war eine Operation am
offenen Herzen, weil das Geschäft in beiden Möbelhäusern normal weiterlief.» Im Nachhinein gesteht er selbstkritisch ein, «dass wir wahrscheinlich
etwas zu viel wollten». Aber der internationale Druck in der Möbelbranche sei
einfach zu gross worden.
Mit
gutem Gewissen entscheiden
Wie er das erlebt hat, wird Keller auch am
fünften Forum christlicher Führungskräfte vom 20. März 2020 in Winterthur
erzählen, das unter dem Thema «Frohes Schaffen» steht. Angelehnt an das
Tagungsmotto sagt er, dass es in diesem Prozess trotz riesigem Arbeitsstress
viele «frohe Momente» und lachende Gesichter gegeben habe: «Für mich persönlich
war der Druck natürlich auch gross, ich habe aber immer versucht, gut zu kommunizieren
und Entscheidungen zu treffen, hinter denen ich langfristig stehen konnte. Vor
allem wenn es um Menschen ging, war mir wichtig, dass ich das zu jeder Zeit mit
gutem Gewissen tun konnte.»
In
Inspiration investieren
In seiner neuen Funktion als Leiter von SportXX sieht er sich in einem
neuen Branchenumfeld damit konfrontiert, wie Online- und Ladenverkauf optimal
kombiniert werden können. Die Wettbewerbsintensität nehme immer stärker zu. Internationale
und nationale Online-Anbieter führten dazu, «dass wir unsere
Strategie anpassen müssen; die Kosten müssen immer mehr runter, und wir müssen
noch stärker in die Inspiration, das Einkaufserlebnis und die Beratung
investieren».
Doch dieses Mal kann er von einem
Erfolgserlebnis berichten: «Ganz zufrieden bin ich zwar nie, aber wir hatten im
letzten Jahr ein hervorragendes Ergebnis.» Dies sei nur dank
des unermüdlichen Einsatzes der vielen Mitarbeitenden möglich geworden. In
diesem Jahr gelte es weiterhin, «uns auf unsere Stärken zu konzentrieren
und nicht zu versuchen, alle Schwächen auszumerzen». Zum frohen
Schaffen trage bei, dass die Mitarbeitenden mit ins Boot geholt werden, wenn
die Geschäftstätigkeit angepasst werden müsse: «Viele unserer
Entscheidungen basieren auf Inputs von Mitarbeitenden.»
Von
der Wirtschaft in die Kirche
Keller investiert seine Leitungsbegabung einerseits
im Beruf, andererseits in der Freizeit: Er ist Mitglied des
Gemeindeentwicklungsteams und Laienprediger bei der Evangelischen
Täufergemeinde Bachenbülach: «Viele Themen sind ähnlich, wir nennen sie einfach
etwas anders. Wir reden darüber, wie wir das Engagement erhöhen können,
rekrutieren Menschen für offene Jobs, oder diskutieren über Zielgruppen und wie
wir deren Bedürfnisse besser erfüllen können.» Das übergeordnete Ziel sei indes
ganz anders: «Wir wollen kein Geld verdienen, wir wollen alles dafür tun, damit
mehr Menschen Gott begegnen können. Wir wollen erleben, wie Menschen zum
Glauben finden und ihr Leben aufblüht. Wir wollen eine Kirche bauen, die
gesellschaftlich relevant ist.»
In
Menschen investieren
Frohes Schaffen in Wirtschaft und Kirche ist für
Michel Keller kein kompletter Gegensatz. Er habe in den letzten Jahren viel
über seine Berufung nachgedacht. Dabei habe er erkannt, dass er vor allem in
Menschen investieren und ihnen helfen möchte, sich zu entwickeln – ob es nun
seine Söhne, seine Mitarbeitenden oder die Kirchenbesucher seien: «Das ist mein
Auftrag, wo immer ich bin. Wenn ich in der Bibel lese, wenn ich selber
Predigten höre, wenn ich bete und auf Gott höre, bekomme ich die Inspiration und
Kraft für die grossen Herausforderungen, ob im Job oder in der Kirche.»
Über das Forum christlicher Führungskräfte
Der Stadler Michel Keller spricht am Forum 2020 auf dem CEO-Podium. Am
Rednerpult stehen ausserdem rund 20 namhafte Personen vom Chefökonom bis zum
Regierungsrat. Sie erörtern die Wechselwirkungen zwischen
Sinnsuche, Lebensglück, Erfolgsdruck und Unternehmenskultur. Das Wirtschaftsforum wird vom nationalen, überkonfessionellen,
branchen- und parteiübergreifenden Verein Forum christlicher Führungskräfte
organisiert. Ziel ist, Verantwortungsträgern und Führungskräften aus
unterschiedlichsten Bereichen Inspiration, Hoffnung und praxisnahe
Lösungsansätze zu vermitteln. Das Forum findet am Freitag, den 20. März 2020 in Winterthur statt.
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...