Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) werde von aussen «als Kirche wahrgenommen» - doch die Kompetenz, «als reformierte Kirche Schweiz aufzutreten», fehle ihm faktisch. Dies schreibt der Rat des Kirchenbunds in einem 50-seitigen Bericht zur anstehenden SEK-Verfassungsrevision. Er plädiert für mehr Eigengewicht und stellt drei Modelle für seine künftige Organisationsform zur Diskussion.
«Wollen die reformierten Kirchen auch in Zukunft als Kirche präsent bleiben..., müssten dem SEK Kompetenzen zugestanden werden, die seine öffentliche Präsenz als Kirche fördern und unterstützen», folgert der Rat SEK aus den Erwägungen. Für einen «Kirchenbund in guter Verfassung» legt der Rat im Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, drei Modelle vor:
Drei Modelle
Modell 1 sieht einen «starken Bund» vor, der allerdings auf der heutigen Form basiert: Die Mitgliedkirchen bleiben rechtlich autonome Grössen, werden aber so in die Arbeiten des SEK einbezogen, dass sie die Ergebnisse für sich adaptieren können.
Modell 2 zielt auf einen «umfassenden Bund» ab, dem die Mitgliedkirchen neu alle gebietsübergreifenden Aufgaben übertragen. Damit würden auch alle bestehenden gebietsübergreifenden Organisationen wie die Deutschschweizerische Kirchenkonferenz, die Conférence des Eglises protestantes romandes, Aus- und Weiterbildung von Pfarrpersonen und Medienarbeit in den SEK eingebaut.
Modell 3 geht am weitesten und sieht den Umbau des SEK in eine „Evangelische Kirche Schweiz" oder „Reformierte Kirche Schweiz" vor. Diese wäre kirchenleitend tätig, das heisst, die Mitgliedkirchen würden ihre kirchenleitenden Aufgaben an die neue, verbindlich für alle Reformierten wirkende Institution abtreten.
Zurückhaltung bei Kirchenleitern
Der Bericht gibt Ergebnisse einer Umfrage unter Schweizer Kirchenleitern wieder. Am meisten Zuspruch unter ihnen (69%) fand die Stossrichtung, im Kirchenbund „ein stärkeres Bewusstsein, miteinander Kirche zu sein" zu pflegen. Eine stärkere organisatorische Verbindlichkeit unter den Mitgliedkirchen und mit dem SEK wünschten 59%; nur 49 % priorisieren einen sehr starken Kirchenbund, «der die Spitze des Schweizer Protestantismus bildet». Der Grossteil ist mit dem Ist-Zustand zufrieden und sieht die wichtigsten SEK-Aufgaben nicht in der Kirchenleitung, sondern in der Vertretung der Reformierten in Gesellschaft und Politik.
Alarmierende Perspektiven
Im Bericht des SEK-Rats wird weiter eine 2008 gemachte Umfeldanalyse zusammengefasst, die diverse alarmierende Tendenzen darlegt. Etwa: „Noch ganze 10% der Reformierten besuchen jeden Sonntag, die Kirche, davon sind 60% über 70 Jahre alt!" Bis 2040 dürfte der reformierte Protestantismus mindestens ein Drittel seiner Mitglieder verlieren. Die Umfeldanalyse der Lausanner Religionssoziologen Jörg Stolz und Edmée Ballif macht Vorschläge, wie auf den Schwund von Kirchenmitgliedern und Gottesdienstbesuchern, auf die steigende religiöse Individualisierung und Pluralisierung reagiert werden könnte.
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