Am 3. Mai war der Internationale Tag der Pressefreiheit. Gerade in den Ländern, die ihn am meisten brauchten, konnte allerdings kaum darauf hingewiesen werden. Was bedeutet solch ein Tag für Journalisten – auch bei Livenet –, die im Grossen und Ganzen frei von Repressalien arbeiten und berichten können? Ein Kommentar von Hauke Burgarth.
Weltkarte der Pressefreiheit: Je dunkler, desto eingeschränkter ist die Pressefreiheit.
Vorab: Ich als schreibender Christ fühle mich in Deutschland und der Schweiz weder gegängelt noch unter Druck gesetzt. Doch Pressefreiheit hört nicht an Grenzen auf. «Reporter ohne Grenzen» haben 2015 Deutschland auf Platz 12 und die Schweiz auf Platz 20 im internationalen Vergleich gesetzt. Die ersten Plätze belegen Finnland, Norwegen und Dänemark. Die letzten Syrien, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea.
1'000 Schläge für eine Meinung
Die Tagesschau berichtet vom saudischen Blogger Raif Badawi. Er hat nicht mehr getan, als in seinem Internetblog «Saudische Liberale» seine Meinung zu schreiben – frei von Beleidigungen, aber in deutlichem Gegensatz zur herrschenden Staatsmeinung. Das hat gereicht, um ihn zu einer hohen Geldstrafe, 10 Jahren Gefängnis und 1'000 Peitschenhieben zu verurteilen. Badawis Frau geht an die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, dass öffentliche Reaktionen ihren Mann schützen werden. Von den Hieben wurden ihm bisher 50 verabreicht. Der Rest wurde bislang ausgesetzt – wie es heisst aus gesundheitlichen Gründen. Schicksale wie das von Raif Badawi sind kein Einzelfall. Und ein «Er wusste ja, worauf er sich einlässt» ist nicht die passende Reaktion. Denn Menschenwürde, die Basis für Meinungsfreiheit, ist ein hoher christlicher Wert. Deren Geltungsbereich darf sich nicht auf das christlich geprägte Europa beschränken.
Auseinandersetzungen werden härter
Dazu kommt, dass Pressefreiheit auch in unseren Breiten ein umkämpftes Gut ist – und bleiben wird. Die Journalistin Anna Lutz beschreibt dies anhand ihrer persönlichen Erfahrungen bei einer Pegida-Demonstration in Dresden. Als vorgeblich «patriotische Europäer» im Januar in Dresden demonstrierten und «Lügenpresse» skandierten, fühlte sich die Journalistin nicht besonders wohl. Als ein neben ihr Stehender ihren Schreibblock bemerkte und Äusserungen fielen wie «Das ist eine von denen» und «Leute wie die muss man anspucken», wusste sie, dass es jetzt Zeit war, Block und Stift wegzupacken. Viele Kollegen haben Dramatischeres erlebt. Trotzdem hält Lutz völlig zu recht fest: «Dresden war für mich ganz persönlich ein Alarmsignal. Mit Pegida scheinen verbale und körperliche Attacken gegen Medienvertreter im Mainstream angekommen zu sein.»
Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden
Auch Journalisten stehen nicht ausserhalb des Rechtsstaates und müssen sich berechtigter Kritik stellen. Wo Medienschaffende aber an ihrer Arbeit gehindert werden oder sich gar nicht erst trauen, offen als Journalisten aufzutreten, ist eine Grenze überschritten. Der «Tag der Pressefreiheit» ist ein sinnvoller Anlass, einmal die Situation in anderen Gebieten der Welt zu betrachten – und dabei die Lage in der eigenen Nachbarschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Pressefreiheit ist nicht selbstverständlich. Und gerade als Christen wissen wir, dass Freiheit letztlich immer die Freiheit des Andersdenkenden ist.
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