Mit seinem Alpenrock ist Marc Trauffer aktuell der poulärste Musiker im Land. Er wird «Heimatunternehmer» genannt, weil er Schweizer Handwerk fördert, vom schönen Leben auf der Alp singt und damit einen Nerv in der Schweiz trifft. Heimat bedeutet für ihn auch soziale Verantwortung.
Bei seinen Auftritten verbreitet Marc Trauffer Heiterkeit und Wohlgefühl.
Der Mundart-Rocker Marc Trauffer aus Brienz
singt über Kühe und produziert sie auch aus Holz. Sein «Alpenrock» als Mischung
von Folklore und Rock kommt an: Er ist derzeit so populär wie kein anderer Schweizer
Mundartmusiker. Sein letztes Album «Heiterefahne» bekam Dreifach-Platin und er
wurde mit zwei Swiss Music Awards ausgezeichnet. Trauffer hat sich den Erfolg
erspielt: Jahrelang tingelte er durch die Schweiz und trat an fast jedem Anlass
auf – an jedem Grümpelturnier, Fest oder in jeder Dorfknelle. Auf diese Weise
hat er sich in der ganzen Schweiz eine breite Basis von Fans erarbeitet.
Trauffer, 39, gelernter Maurer, ist trotz des
Erfolgs bescheiden und heimatverbunden geblieben. Auch Starallüren sind ihm
fremd. «Es ist mir unangenehm, wenn mir alle den roten Teppich ausrollen. Ich
brauche kein Chateaubriand, mir reicht wie früher eine Wurst mit Brot», sagte
er zum Magazin «Schweizer Familie». Als er Wochenende für Wochenende vor Tausenden von jubelnden Fans spielte, kam es schon mal vor, dass er auf einer rosa
Wolke nach Hause schwebte und dachte: «Wow, du bist ein toller Typ!» Da sagte
er sich: «Wer dieses Gefühl zum Lebensinhalt macht, hat verloren, denn die Realität
sieht anders aus.»
Heiterkeit und Wohlgefühl
Auf seiner letzten Tournee hockte er zu
Konzertbeginn in einer Alphütte auf der Bühne. Dann spazierte er, mit
Sennenkutteli, Chüjermutz-Frack, Wanderstock und hölzernem Älplergestell auf
dem Rücken, singend zum Publikum. Die Kulisse ist von Berggipfeln umrahmt. Trauffer
wird vorgehalten, er singe einfältige Lumpeliedli, nah am Schlager, nicht ganz
ernst zu nehmen. Ihm ist bewusst, dass ein Song wie «Müeh mit de Chüeh» keinen
Kulturpreis gewinnt. Aber das ist ihm egal. Er will das Publikum unterhalten,
mehr nicht. Er macht Musik, die von Herzen kommt. «Die Fans merken, dass ich
liebe, was ich tue. Dabei ist es mir egal, dass mich die ganze Musikszene auslacht.
Musik muss man schauen, hören, fühlen und tanzen. Die Worte sind nur ein Teil
davon.»
Seine Lieder sind gut gemachte Ohrwurmsongs, die Heimatgefühle ansprechen
und die das Publikum inzwischen kennt und liebt. An die Konzerte kommen Leute vom Land ebenso
wie Städter, Jugendliche, Eltern und Grosseltern. Vom Büezer bis zum Banker,
Frauen in Dirndln, Männer in Edelweisshemden. Seine Vorstellung zeugt von hoher
Professionalität, Begeisterung und Engagement und lässt keine Zeit für
Langeweile. Trauffer verbreitet Heiterkeit und Wohlgefühl.
Soziale Verantwortung
Vor neun Jahren hat Marc Trauffer die Holzspielwarenfabrik AG seines Vaters mit aktuell rund 70 Angestellten übernommen.
Er beschäftigt viele Personen ohne Ausbildung, Menschen mit psychischen
Problemen, Ausländer, Mütter, die die Haushaltskasse mit Heimarbeit aufbessern.
2013 wurde seine Firma mit dem Thuner
Sozialstern ausgezeichnet, weil sie sich für die berufliche Integration von beeinträchtigten
Menschen einsetzt. Die Holzkühe seiner Firma sind mit zertifiziertem Holz aus
regionaler Produktion gefertigt und mit garantiert giftfreier Farbe bestrichen.
Der Grossvater hatte den Prototyp 1938 entworfen. Sein Vater hat ihm ein
soziales Gewissen vorgelebt. Er erinnert sich, dass er Angestellte mit einem
massiven Alkoholproblem in der Firma hatte. Er wollte sie nicht entlassen: «Wo
sollen sie denn hin? Verlieren sie bei uns die Tagesstruktur, fallen sie durch
die Maschen der Gesellschaft.»
Trotz seines hohen Engagements in der Musik ist Trauffer
fast jeden Tag im Geschäft. Er steht um sechs Uhr auf und geht zur Arbeit: «So
vermeide ich, abzuheben. Die Arbeit in der Bude 'bödelet wiene more'.» Er freut
sich, dass er mit dem Familienbetrieb seine Lebensaufgabe gefunden hat. Das mit
der Musik könne auch wieder mal vorbei sein.
Auf der Suche nach Wurzeln
Auch mit den Holzkühen hat er Erfolg. Das
liege an der Qualität: «Es wäre heute kein Problem, die Kühe mit einem Computer
herzustellen und sie bedrucken zu lassen.» Aber das kommt für ihn nicht in
Frage. Er will ehrliches Schweizer Handwerk. Darum sind die Kühe handgeschnitzt.
35 Heimarbeiterinnen malen jeden Flecken von Hand aufs Holz – jede Kuh sieht
anders aus.
«Früher war es verpönt, die Heimat gut zu
finden. Unsere Musik, unsere Werte und unsere heile Welt galten als bieder. Heute
beobachte ich eine grosse Sehnsucht danach», erklärt Marc Trauffer. Die
Menschen sind auf der Suche nach ihren Wurzeln. Nach Heimat.
Die «Viertelstunde für den Glauben» mit einer Gesamtauflage von über
310'000 Exemplaren wurde in den letzten Wochen von Privatpersonen, Kirchen und
Organisationen in der ganzen Schweiz verteilt. Am 21. Dezember gelangten die
Zeitungen zudem dank sogenannter «Dorfpatenschaften» per Post direkt in die
Briefkästen ganzer Dörfer und Städte. Nach wie vor können Zeitungen zum
Selberverteilen und Dorfpatenschaften über die Webseite bestellt werden.
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