Dietrich Bonhoeffer bleibt eine prägende Persönlichkeit mit
vielen Facetten. Eine Tagung in Basel will jetzt seinen Freundeskreis näher
beleuchten. Wir sprachen darüber mit Organisator Christoph Ramstein, Leiter der Stadtmission Basel.
Christoph Ramstein
Sie organisieren im November bereits die vierte Tagung zu
Dietrich Bonhoeffer. Wasfasziniert Sie so sehr an diesem Theologen?
Christoph Ramstein: Mich fasziniert sowohl
seine spannende Biographie als auch seine theologische Arbeit. Mich fasziniert
seine Unbestechlichkeit im Fragen. Mich fasziniert, dass er beispielsweise
unmittelbar nach dem Amtsantritt Hitlers eine Radioansprache zum Führerproblem
hielt und benannte, was gerade ablief. Auch hatte er – gestützt durch Freunde
und Familie und wohl auch durch die Vertrautheit mit der Rassenfrage in den USA
– ein starkes Sensorium für das Unrecht, das den Juden geschah und er redete
darüber. Viele Männer und Frauen in der Kirche, sogar führende Personen in der
Bekennenden Kirche, brauchten sehr viel länger, bis sie erkannten, was im
Dritten Reich wirklich ablief. Das machte ihn manchmal auch sehr einsam.
Flyer der Tagung von Dietrich Bonhoeffer
Gibt es so etwas wie einen Fanclub von Bonhoeffer?
Nein! Und wenn es einen gäbe, dann müsste
man davor warnen. Bonhoeffer wird weitherum sehr respektiert und das
berechtigterweise. Und: Bonhoeffer hat für jeden von uns unbequeme Ansichten,
die uns herausfordern. Es macht Sinn, sich intensiv mit markanten Personen aus
der Kirchengeschichte und ihrer Theologie zu beschäftigen, um das eigene Denken
zu schärfen und zu klären.
Diesmal stehen allerdings die Freunde Bonhoeffers im Zentrum.
Weshalb dieser Ansatz?
Weil wie bei vielen bekannten
Persönlichkeiten auch bei Bonhoeffer die Freunde allzu oft in Vergessenheit
geraten. Ohne Eberhard Bethge würden wir Bonhoeffers Biographie und Theologie
gar nicht so umfassend kennen. Ohne Frank Fisher hätte er wohl die Rassenfrage
in den USA nicht so persönlich erfasst. Ohne George Bell hätte er kaum so viele
Verbindungen in der Ökumene knüpfen können. Und ohne seine Verlobte Maria von
Wedemeyer hätten wir nicht diese berührenden «Brautbriefe».
Wer von diesen Freunden hat am meisten Einfluss auf
Bonhoeffer ausgeübt? Oder war es eine Freundin? Seine Verlobte?
Da ist wohl am ehesten an Franz Hildebrandt
und Eberhard Bethge zu denken. Beide werden an der Tagung durch direkte
Nachkommen sehr persönlich als Freunde Bonhoeffers gewürdigt. Natürlich hat
auch Maria von Wedemeyer seine beiden letzten Lebensjahre mitgeprägt.
Allerdings war es wegen der Inhaftierung eine Verlobungszeit mit wirklich sehr
beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten.
Was bringt die Tagung «Bonhoeffers Freunde» Teilnehmern, die
Bonhoeffer noch nicht so richtig gut kennen?
Wahrscheinlich einen Einstieg in
Bonhoeffers Biographie und Theologie, der für viele nachvollziehbar ist. Wir
lernen ihn als einen kennen, der in einen Freundeskreis von spannenden
Persönlichkeiten eingebettet war. Ohne sie wäre sein Weg nicht denkbar.
Pfr. Dr. Christoph Ramstein ist seit 2014
Geschäftsführer der Evangelischen Stadtmission in Basel mit 20 Angestellten.
Davor arbeitete er 20 Jahre als reformierter Pfarrer und promovierte mit einer
kirchengeschichtlichen Arbeit im Zusammenhang der Erweckungsbewegung in Basel
im 19. Jahrhundert. 2016 präsidierte er den XII. Internationalen
Bonhoefferkongress in Basel.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...