Lichter in der Nacht – die Apokalypse als Wegweiser und Zukunftsschau
Seit jeher bietet es Stoff für Erzählungen und Filme über das Ende aller Dinge: Das letzte Buch der
Bibel, Apokalypse oder Offenbarung des Johannes genannt, spricht in eindrücklichen Bildern und starken Worten über den «Weltuntergang». Ein Thema, das Menschen zu Spekulationen und Prognosen animiert. Wie lange
wird sich diese krisengeschüttelte Erde noch drehen? Und was kommt danach? Der
Theologe René Christen hat sich auf Spurensuche gemacht.
René Christen mit seinem Buch
Nicht, dass jetzt für mich alles klar wäre und dass es nur eine
Interpretation der gewaltigen Schau über Ende und Neuanfang unserer Welt gäbe:
Als Theologe habe ich nach Jahren der Vorbereitung – noch vor der Coronakrise
– im Sommer 2019 mein Buch «Lichter in der Nacht – die Offenbarung des Johannes
entdecken» publiziert. Ich wollte grammatikalisch-historisch in die Tiefen des
Buches Offenbarung vorstossen und gleichzeitig in der Breite allgemein
verständlich sein.
Wesentlich für meine Spurensuche erschien mir, mit den Ohren
von damals zu hören und die Texte aus den Prophetenbüchern des Alten
Testamentes, auf die Johannes in seiner Offenbarung immer wieder zurückgreift,
mit einzubeziehen. Entsprechend beschreibe ich einleitend mehrere Schlüssel, um
die Offenbarung des Johannes besser aufzuschlüsseln und damit neu zu entdecken.
Weshalb dieser Buchtitel?
Weshalb ich meinem Buch den Titel «Lichter in der Nacht» gab? Weil
die Offenbarung auf einem zugegeben dunklen Hintergrund eine Menge
apokalyptischer Bilder skizziert, um danach auf diesem dunklen Hintergrund sein
aufhellendes und hoffnungsvolles Handeln aufleuchten zu lassen.
Dunkle Nacht wird es nicht, weil Gott Freude an Gericht und
«Gruselgeschichten» hat, sondern weil eine globale Menschheit sich zunehmend
solche Gerichte selber anrichtet. Aus meiner Sicht sind weder die
Corona-Pandemie noch Hungersnöte oder Umweltkatastrophen eine Strafe Gottes.
Gott muss uns nicht bestrafen, wir erledigen dies als Folge unserer Gier und
unseres Egoismus selber. Die Bibel nennt dieses Verhalten «Sünde».
Auf meiner
Forscherreise durch die Offenbarung stiess ich auf rund 20 solcher
Entwicklungen, die sich parallel verdichten, global dominieren, existentiell
bedrohen. Gleichzeitig leuchten mitten im Dunkel der sich überstürzenden Ereignisse
helle Scheinwerfer auf: Zu Gottes aufhellendem und hoffnungsvollem Handeln
gehört Bewahrung im global-menschlichen Irrsinn für jene, die sich für Gottes
Hilfe öffnen. Und zu dieser Hoffnung gehört das Ziel des «christlichen Weges»,
das «Ende der Pilgerreise»: Gottes neue Welt, Gottes Neuanfang, das Jenseitige
und Zukünftige. Jeder Reisende reist auf ein Ziel hin. Deshalb reist er. Dafür
bereitet er sich vor. Darüber freut er sich. Diese Sicht auf «Gottes neue Welt»
als Reiseziel ist uns leider fast ganz abhandengekommen. Und so ringen und
strampeln wir oft nur noch rein innerweltlich und innermenschlich mit den immensen
Herausforderungen.
Voraussehender Gott
Die dunklen Skizzen und das helle Licht dieses letzten Buches der
Bibel nehme ich heute unter anderem deshalb als Navigationshilfe, weil ich
darin Aussagen finde, die auf einen verblüffend voraussehenden Gott hinweisen. Johannes
sieht, am Ende des ersten Jahrhunderts, Szenarien, von denen er unmöglich wissen
konnte. Drei Beispiele dafür:
A)
Offenbarung Kapitel 7, Vers 16 und Offenbarung Kapitel 16, Vers 9
sprechen von extremer Sonnenhitze und beschreiben damit ein Klimaproblem, das
in der Zeit zum Ende hin und vor Gottes Neuanfang zunehmend zur globalen
Herausforderung werden wird. Zu diesem Kontext passt auch der mahnende Hinweis
auf eine Menschheit, welche «die Erde zugrunde richtet» (Offenbarung Kapitel 11, Vers 18). Gott
sieht und kennt im Voraus.
B) Offenbarung Kapitel 11, Verse 9-10: Zwei Leichname
werden mitten im apokalyptischen Geschehen für «drei Tage und einen halben»
global für die Menschen, bestehend aus allen «Völkern und Stämmen und Sprachen
und Nationen», sichtbar zur Schau gestellt. Heute wissen wir, dass diese
kurzfristige und kurzzeitige globale Zurschaustellung in einer global mit Ton
und Bild digital kommunizierenden Welt technisch absolut machbar ist. Für mich
ist es das Wunder des von Gott inspirierten Bibelwortes.
C)
Aus aktuellem Anlass: Zu jener
global zunehmend torkelnden Menschheit kommen u.a. «tödliche Krankheiten» dazu
mit allen ihren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen: Offenbarung Kapitel 6, Vers 8 und Jesus im Paralleltext in Lukas Kapitel 21, Vers 11.
Weil wir bei diesem tiefem Eintauchen in die Apokalypse des Johannes
feststellen, dass sie nicht irgend ein frommes Literaturwerk, sondern göttlich
vorhersehend ist, könnte gerade dieses letzte Buch der Bibel für uns relevant
sein. In seinen Ermahnungen, seinen Hilfen und dem alles überstrahlenden Trost in zunehmender Umnachtung.
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