Gottvertrauen
zu bezeugen ist gut. Aber welchen Wert hat dieses Bekenntnis, wenn es nicht von
einem praktischen Handeln begleitet ist? Deshalb wollen wir uns fragen, wie
real und wirksam unser Glaube ist.
«Gott versorgt uns!» oder «Gott gibt uns, was wir
brauchen!» sind häufige Sätze unter bekennenden Christen. Zahlreiche Aussagen
der Bibel untermauern, dass Gott sich tatsächlich um seine Leute kümmert. Diese
Wahrheiten aus der Komfortzone heraus zu proklamieren ist eine Sache, doch wie
relevant ist dieser Glaube in der Praxis?
Verantwortliche Menschen sichern sich ab
Westeuropäer und besonders Schweizer sind für ihr
Sicherheitsbewusstsein bekannt. Neben AHV, Pensionskasse und dritter Säule gibt
es zahlreiche weitere Möglichkeiten, um die Existenz im Rentenalter zu sichern.
Für fast alles gibt es eine Versicherung, und ein gewisses Polster auf dem
Bankkonto gilt als Wahrnehmung der Eigenverantwortung. Bei einer Arbeitslosigkeit
profitieren wir von der Arbeitslosenkasse und falls alle Stricke reissen gibt
es das Sozialamt. Trotzdem fürchten sich viele vor einer kommenden Krise.
Damit kommen wir zur Frage nach Gott zurück:
Versorgt er uns wirklich? Gibt er uns, was wir brauchen oder kommt es letztlich
eben doch auf uns an? Verantworten Menschen aus armen Ländern die Armut selbst,
dürfen sie die Schuld ihrer Regierung oder früheren Kolonialmächten zuschieben
oder müssen sie alles aus Gottes Hand nehmen? Irgendwie scheint das Thema auf
einmal nicht mehr so einfach.
Ganz praktisch: Woran erkennen wir unser
Gottvertrauen?
Es ist einfach zu bekennen, auf Gottes Versorgung
zu vertrauen. Doch was bedeutet das? Ist denn das Abschliessen einer
Versicherung oder die Inanspruchnahme einer ärztlichen Behandlung ein Beweis
von Unglaube? Beim Lesen der Bibel stellen wir fest, dass sich das Gottvertrauen
von Noah, Josef oder Josua gerade in aktivem Handeln zeigte.
Die Zuversicht, dass Gott uns liebt und alles zum
Guten fügen wird, ist Grundlage mutigen Handelns. Es fällt leichter, im Dienst
für hilfsbedürftige Menschen Opfer zu bringen, wenn man glaubt, der Gott sich
um unsere Belangen kümmern wird. Gottvertrauen erkennt man aber nicht nur an
mutigem Handeln, sondern auch an einer inneren Gelassenheit. Egal, welcher Art
Mangel jemand leidet: Gott tröstet, versorgt und trägt durch schwierige Situationen
hindurch. Das macht Mut und gibt Kraft, um in Krisen weiterzugehen.
Wir können unser Vertrauen auf Gottes Versorgung auch
daran erkennen, dass wir unseren Mangel nicht auf Kosten anderer stillen. Wer
verleumdet wird, muss nicht mit Schmutz zurückwerfen, weil er weiss, dass Gott
sich darum kümmert. Genauswenig muss ein Rivale diffamiert oder beleidigend
über andere gesprochen werden. Letztlich zeugt solches Verhalten von einer
Angst, selbst zu kurz zu kommen.
Ohne Auswirkungen wertlos
Solange Gottvertrauen in unserem praktischen
Leben keine Auswirkung zeigt, ist die Zustimmung, dass Gott sich um unsere
Belangen kümmert, eine wertlose Theorie. Sind wir getrieben von der
Verlustangst und der Sorge, zu kurz zu kommen? Ein praktisches Vertrauen in
einen versorgenden Gott führt dazu, dass auch wir uns um notleidende Menschen
kümmern.
Ein Leben im Vertrauen an Gottes Fürsorge befreit
nicht von der Verantwortung, wohl aber von der Angst, dieser nicht nachkommen
zu können. Ein theoretisches Anerkennen, dass Gott sich um Menschen kümmert, wird
uns in den Stürmen aktueller Krisen keinen inneren Frieden schenken. Wir
brauchen die feste Gewissheit, dass Gott uns ganz persönlich mit allem
versorgen wird, was wir brauchen.
Enttäuschungen, Zweifel und ein Leben des
Unglaubens
Enttäuschungen und schwere Schicksalsschläge
können unser Vertrauen in einen versorgenden Gott erschüttern. Irgendwie halten
wir vielleicht am Bekenntnis an einen guten Gott fest, doch dieser Glaube ist
theoretisch geworden – ohne praktische Bedeutung, ohne begleitende Freude. Das
Gefühl, von Gott im Stich gelassen worden zu sein, lähmt uns. Aber: Hat Gott uns
denn nicht gerade auch durch das Unverständliche und Schmerzhafte getragen?
Gott ist anders als wir denken. So sehr wir uns
eine Theologie zurechtlegen und so biblisch diese auch sein mag: Gott kann nie
ganz erfasst und verstanden werden. Deshalb werden wir von Gott enttäuscht
(auch wenn wir dies oft nicht eingestehen). Dadurch wird unser Gottvertrauen
entweder theoretisch oder wird zusätzlich erstarken.
Praktische Schritte zum Erlangen von
Gottvertrauen
Hier ein paar Anregungen, wie wir in unserem
Gottvertrauen wachsen können:
Lesen wir die Bibel und nehmen ihre Botschaft in
uns auf. Je mehr Gottes Wort in uns lebt und je mehr wir ihn kennenlernen,
desto praktischer wird unser Glaube.
Oft müssen Schritte des Glaubens gemacht werden,
um Gottes Versorgung zu erfahren. Eine grosszügige Spende zu machen oder das
Arbeitspensum zu verringern, kostet vielleicht Mut. Wenn wir aber merken, wie
Gott uns trägt, wird es uns stärken.
Es ist gut, sich an Erfahrungen mit Gott zu
erinnern. Das gibt Mut. Man kann sie beispielsweise in einem kleinen Heft mit Datum versehen aufschreiben, das ermutigt in schwierigen Zeiten. Wenn wir diese Erfahrungen mit anderen Menschen teilen
können, ist es umso besser.
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