Das wären wir wohl alle gerne, nahe an Gottes Herz, aber Gott ist in seinem Wort ganz klar, wer nahe an seinem Herzen ist, um wen er sich am meisten kümmert und um wen wir uns als seine Nachfolger kümmern sollten.
In der Bibel lesen wir immer wieder von vier Gruppen von Personen, denen Gottes ganz spezielle Aufmerksamkeit gilt und es sind nicht die Superfrommen oder die Prediger und Gemeindeleiter, die so speziell herausgehoben und erwähnt werden. Im Gegenteil, es sind die Leute die gerne übersehen und übergangen werden, die als schwach, arm und unwichtig angesehen werden.
Diese zwei Texte und die Ereignisse aus dem Neuen Testament stehen exemplarisch für viele andere und ähnliche Texte im Alten und Neuen Testament. Gott hat sein Volk immer aufgefordert, sich um diejenigen zu kümmern, die weniger haben, die arm und die ausgestossen sind.
«Er schafft Recht den Waisen und Witwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe.» (5. Mose Kapitel 10, Vers 18)
«Vor Jahwe, deinem Gott, sollst du mit deinen Söhnen und Töchtern zusammen fröhlich feiern, mit deinen Sklaven und Sklavinnen, dem Leviten, dem Fremden, der Waise und der Witwe in deinem Wohnort. Das soll an dem Ort geschehen, den Jahwe auswählt, um seinen Namen dort wohnen zu lassen.» (5. Mose Kapitel 16, Vers 11)
In der Geschichte des Jungen aus Nain, den Jesus vom Tod auferweckte, weil er der einzige Sohn einer Witwe war, sehen wir, dass Jesus wusste, wie es Frauen ging, die ihren Mann verloren hatten und nun, auch noch ohne Sohn vollkommen hilflos waren (Lukas Kapitel 7, Verse 11-17). Seine eigene Mutter war ja wahrscheinlich auch eine Witwe und er ihr erstgeborener Sohn.
Als Jesus erzählt, wie es am Ende der Zeit zugehen wird (Matthäus Kapitel 25) und wer da in sein Königreich einziehen wird, geht es wieder um die Menschen, die nahe an Gottes Herz sind, die Kranken, die Ausgestossenen, die Fremden und die Armen. Wer sich um diese kümmert, sagt Jesus, kümmert sich um mich, ist mir also auch nahe.
Warum werden diese Personengruppen in der Bibel erwähnt?
Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, der will, dass sein Volk Gerechtigkeit schafft für diejenigen, die es nicht selber können. Er will, dass sein Volk die Stimme erhebt für diejenigen, die es nicht können, weil sie rechtlos sind, so wie die Fremden im Land oder die Witwen mit ihren Kindern. Dazu gehören auch alle, die arm sind, sowie auch die Leviten, die Versorgung durch Gottes Volk benötigen.
Gott erinnert die Israeliten daran, dass sie selber erfahren haben, wie es ist, ein Fremder zu sein, da sie ja als Ausländer in Ägypten gelebt haben und es da, vor allem in späteren Zeiten, nicht gut hatten und sie versklavt waren. Auch Jesus hat als Kind das Fremdsein in Ägypten erlebt.
Da in biblischen Zeiten das Recht bei den Männern lag, war eine Frau ohne Mann oder ohne Vater rechtlos. In der Geschichte in 2. König Kapitel 4 lesen wir, wie die Witwe und ihre zwei Söhne nach dem Tode des Mannes bedrängt wurden, weil der Mann Schulden hinterlassen hatte. Gott, der ein Anwalt der Witwen und Waisen ist, schafft einen Ausweg für die Frau und die Kinder durch die Vermehrung eines kleinen Restes Öl.
Wer sind diese Rechtlosen heute und was ist unser Auftrag?
Coronakrise: Lebensmittelverteilung in Bolivien (Bild: MedFund Bolivia)
Die englische Organisation Oxfam warnt, dass weltweit, Corona bedingt, über eine halbe Milliarde Menschen neu in Armut sinken könnten und in vielen Ländern die Armutsbekämpfung um 10 bis 30 Jahre zurückgeworfen werde. In diesem Jahr wurde auch in der Schweiz klar, wie viele Menschen von der Armut bedroht sind, wenn man die Bilder mit den langen Schlangen von Menschen sah, die auf eine Tasche voll Lebensmittel warteten. Viele dieser Wartenden waren Ausländer, die in der Schweiz arbeiten und nun ihre Arbeit verloren haben und nicht mehr weiter wissen. Natürlich gehören zu den Fremden nicht nur die Menschen, die in der Schweiz eine Arbeit gefunden und nun oft wieder verloren haben, sondern auch Flüchtlinge, die sich einen Ort wünschen, wo sie endlich in Frieden und ohne Angst leben können.
Zu den Armen in der Schweiz gehören auch die Alleinerziehenden mit ihren Kindern, die, nicht viel anders als die Witwen und Waisen der Bibel, auf Hilfe angewiesen und die am meisten von Armut bedrohte Gruppe in der Schweiz sind.
Gott fordert sein Volk auf, wenn sie feiern auch die Fremden unter ihnen, die Armen, die Leviten und die Witwen und Waisen dazu einzuladen. Auch heute noch freuen sich Fremde und Alleinerziehende mit ihren Kindern, wenn sie wahrgenommen und eingeladen werden zu einem fröhlichen Fest. Einige Gemeinden machen es schon länger, und geben solchen Bedürftigen regelmässig Lebensmittelpakete, etwas, wobei sich die ganze Gemeinde beteiligen kann. Auch Sprach- oder Kulturunterricht für Flüchtlinge ist etwas, das Gemeinden anbieten können, um Beziehungen mit Fremden zu bekommen.
Wollen wir selber nahe an Gottes Herz sein, heisst das also, das wir uns um die kümmern, die jetzt schon nahe an Gottes Herz sind.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...