Glücksfaktor Religion

Macht der Glaube glücklicher?

«Religiöse Menschen sind glücklicher» haben Forscher bisher angenommen. Jetzt wurde diese Annahme wissenschaftlich untersucht. Ergebnis: Gläubige sind tatsächlich zufriedener – allerdings nur, wenn ihre Religion sozial anerkannt wird.
Religion scheint ein Glücksgarant zu sein: Gläubige sind zufriedener, seltener depressiv, stabiler. Doch ist es der Glaube allein? Forscher haben Menschen in stark religiösen und nicht religiösen Ländern verglichen.

Ein Forscherteam der Humboldt-Universität, der University of Southampton und der Partnervermittlung «eDarling» hat nach Angaben von «Spiegel Online» Daten von über 200‘000 Menschen aus elf Ländern untersucht. In einer Erhebung wurden die Teilnehmer unter anderem gefragt, ob der Glaube für sie wichtig sei. Gemessen wurde auch der Wille zum Engagement in der Kirche, und die Teilnehmer machten Angaben zu ihrer persönlichen Situation, etwa ob sie «optimistisch» oder «zufrieden» seien.

Abhängig vom Umfeld

Das Ergebnis: In «wenig religiösen Ländern» wie Schweden, den Niederlanden oder Deutschland, wo also Religiosität in der Gesellschaft weniger hoch angesehen ist und die Kirche keine bedeutende Rolle spielt, unterschieden sich gläubige und nicht gläubige Menschen kaum in ihrem Wohlbefinden und Selbstwertgefühl.

In «religiösen Ländern», zum Beispiel Polen oder der Türkei, hatten gläubige Menschen ein höheres Selbstwertgefühl und waren zufriedener als nicht gläubige. Religiosität macht also offenbar glücklich, wenn Menschen dafür sozial anerkannt werden, nicht aber per se, folgert «Spiegel Online».

Bereits frühere Studien haben untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Religion und Zufriedenheit gibt. «Die Ergebnisse passen zu anderen Untersuchungen, die vermuten lassen, dass Religion einen positiven Effekt hat».


Buchhinweis:

Thomas Holtbernd: Macht glauben glücklich?

Wie genau verhalten sich glauben und glücklich sein zueinander? Schließen sie einander aus oder machen Religion und Glaube glücklich? Ist ein Glücklicher auch religiös? Oder muss man gar erst glauben, um glücklich zu werden?

Diesen Fragen geht Thomas Holtbernd nach. Dabei bietet er keine Glücksformel, die man einfach nur anwenden müsste, kein Glücksmantra zum Nachplappern. Es gibt nur die Aufforderung: Gehe hin und sei glücklich! Die Tat des Glaubens oder, mit Thomas von Aquin gesprochen, der Genuss Gottes macht glücklich.

Der Autor Thomas Holtbernd, geboren 1959; Diplom-Theologe und Diplom-Psychologe; er war in der Krankenhausseelsorge tätig und leitet eine psychologische Praxis.


Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Der Spiegel / pro

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