Ägyptische Christen durch jüngste Bedrängnis gestärkt
Nach den äusserst blutigen Zusammenstössen der Augustmitte beginnt sich die Lage in Ägypten zu beruhigen. Immer weniger Gefolgsleute der Muslimbruderschaft folgten ihrem neuen Aufruf zu einer «Woche der Proteste».
Ägyptische Christen vor ihrer abgebrannten Kirche.
Für die ganze tragische Entwicklung machen selbst prominente Muslimbrüder nicht nur Polizei und Militär, sondern das Erbe Mursis und seiner Führungsclique verantwortlich. Hauptkritiker ist kein Geringerer als ein früherer Oberer der Bruderschaft, Muhammad Habib. Dieser war schon im Sommer 2011 zurückgetreten, als sich die Mursi-Fraktion in Ägypten anschickte, den demokratischen Aufbruch des Arabischen Frühlings in die Kanäle ihrer Machtergreifung umzulenken. Seitdem habe Mursi einen Fehler nach dem anderen gemacht und dann während seiner einjährigen Präsidentschaft mit verfassungswidrigen Übergriffen die eigene Legalität als frei gewähltes Staatsoberhaupt untergraben. Mit diesen Aussagen stellt sich der höchstrangige Muslimbruder auch gegen den Versuch der Anhänger Mursis, die gescheiterte Herrschaft der Bruderschaft von der Strasse her wiederzuerlangen.
Gebet in Brandruinen
Letzten Sonntag beteten dann Christen aller Konfessionen nach dem Rachefeldzug der Muslimbrüder gegen Bibel und Kreuz in den rauchgeschwärzten Trümmern ihrer Kirchen um Frieden und Sicherheit. Doch von ihrem Blutzoll und den Verheerungen abgesehen, scheint sich die Position der koptischen Christen grundsätzlich verbessert zu haben. Seit 1972, als ihre ersten Kirchen brannten, hatten sie es immer mit einem islamistischen Mob und einer mehr oder weniger mit diesem liierten Staatsmacht zu tun. Jetzt hingegen gehören sie mit zum neuen «Establishment» am Nil. Das war schon lange nicht mehr der Fall, seit die Kopten 1919 mit den Muslimen die Revolution gegen die britischen Besatzer Schulter an Schulter mitgetragen, die islamisch-christliche Wafd-Partei gebildet und die ägyptische Politik bis 1945 führend mitbestimmt hatten.
Appell an die Welt
Enttäuscht sind allerdings Ägyptens Christen nach den islamistischen Attacken auf sie darüber, dass sich viele internationale Stimmen einseitig für die Muslimbrüder einsetzen. «Wir scheinen nicht zu zählen!», beklagt der koptische Patriarch Tawadros II. Auch die evangelisch-presbyterianische Nil-Synode äussert sich in diesem Sinn. Ihr Generalsekretär Pastor Refat Fathy ruft Christen in aller Welt auf, die wahre Lage in Ägypten zu erkennen und sich dafür einzusetzen, dass nicht länger die gewalttätigen Muslimbrüder anstelle der christlichen Kopten zu Opfern hochgespielt werden.
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