Die Serie «One Night in Zurich» des «Tages-Anzeiger» besuchte nicht nur das Hotel «Uto Kulm» («Top of Zurich») und den «Dolder», sondern nun auch den Pfuusbus von Pfarrer Sieber, in dem Randständige ein Dach über dem Kopf erhalten.
Der Autor berichtet, wie zehn Leute gerade Matratzen am Boden zurechtlegen und Essen fassen. «Essen und Unterkunft sind selbstverständlich. Wir versuchen, ihnen die Würde zurückzugeben, indem wir zeigen, dass unsere Gäste unsere Brüder und Schwestern sind», erzähle Pfarrer Ernst Sieber (87) beim Nudelgericht auf dem Parkplatz neben der Haltestelle «Strassenverkehrsamt», wo der umgebaute Sattelschlepper steht.
Pfarrer Sieber sei unwiderstehlich: «In seinem hohen Alter sprühen seine Augen Funken, wenn er mir anhand biblischer Gleichnisse die Notwendigkeit einer basisdemokratischen Gesellschaftsordnung erläutert, wenn er anarchistische Tendenzen zeigt. Wenn er von einer umgekehrten Pyramide spricht, wo die Basis bestimmen soll, was wichtig ist und was nicht. Unterbrochen immer wieder von Übernachtungsgästen, die ihn liebevoll begrüssen.»
Netzwerk der Solidarität
Der Autor berichtet von einem Zürich, das nicht mit der arroganten Banker- und Hipsterstadt in Verbindung zu bringen sei: Einem Zürich des Mitgefühls. «Offenbar gibt es genug Menschen in der Stadt, die einen Augenblick innehalten, wenn sie einkaufen gehen, und ein oder zwei Packungen mehr in den Einkaufswagen werfen. 'Für den Sieber.'»
Zwei Freiwillige kochen das Essen und geben Schlafsäcke aus. «Unspektakuläre, mittelständische Nächstenliebe, ohne missionarisches Frömmeln.» Es sei ein Netzwerk der Solidarität.
«Auch nach Weihnachten brauchts Hilfe»
Der «Tagi»-Autor beendet den Artikel mit den Worten: «Ich bedanke mich bei allen, die mir diesen wirklich berührenden Abend beschert haben und verlasse diese kleine warme Insel in der kalten Zürcher Weihnachtszeit. Ein wenig dankbarer bin ich. Und ein Teil von mir will auch mitmachen, helfen. Mal schauen, ob meine Dankbarkeit und mein Engagement die Adventszeit mit ihrem Konsum und ihrem Glitzern überstehen. Im Januar gehen nämlich die Spenden zurück. Und auch dann, nach Weihnachten, brauchts noch Hilfe.»
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