Hunderte von trauernden Menschen versammelten sich vor den Häusern von zwei äthiopischen Christen, die mit Dutzenden anderen von ISIS-Schlächtern letzte Woche in Lybien ermordet wurden. Die zwei Opfer wurden identifiziert.
Die beiden jungen Männer waren enge Freunde gewesen und als Nachbarn im Armenviertel Cherkos in Addis Abeba aufgewachsen.
Die beiden jungen Männer waren enge Freunde gewesen und als Nachbarn im Armenviertel Cherkos in Addis Abeba aufgewachsen. Der eine, Eyasu Yekuno-Amlak, war auf den Fotos leicht wegen seiner Rastalocken erkennbar und wurde von seiner Familie als eines von etwa 30 Opfern identifziert, die, in orange Overalls gekleidet, den Strand entlang geführt wurden, bevor sie niedernknieten und von ihren Begleitern enthauptet wurden. Obwohl die Leichen nicht zurückgegeben wurden, errichteten Trauernde ein Zelt, und ein Priester verrichtete einen Gottesdienst. Das äthiopische Repräsentantenhaus eröffnete eine Sondersitzung mit einer Schweigeminute für die Opfer und beschloss, die Flaggen auf Halbmast zu setzen und eine dreitägige Staatstrauer auszurufen.
Traditionelle Koexistenz der Religionen
Äthiopische Christen werden von der Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) in Libyen getötet.
Etwa 35% der Bevölkerung von Äthiopen sind Muslime und fast 60% sind Christen, darunter fast 20% Evangelikale. Die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen in Äthiopien waren lange relativ friedlich, wenn es auch in den letzten Jahren verschiedentlich zu Spannungen gekommen ist. Von Angehörigen beider Religionen wird eine Episode aus dem 7. Jahrhundert zitiert, in der der Überlieferung nach Gruppen von verfolgten Anhängern Mohammeds – darunter seine Frau – Zuflucht im christlichen Königreich der Aksumiten im heutigen Nord-Äthiopien fanden, das seinen Glauben direkt auf den «Schatzmeister aus Äthiopien» zurückführte (Apostelgeschichte, Kapitel 8). «Das Abschlachten durch die Terroristen in Lybien ist eine schockierende Untat, die im Gegensatz zum Koran steht», sagte Hajji Mohammed Aman Jemal, der Präsident des obersten Islamrates von Äthiopien. Und Abune Mathias, der Patriarch der orthodoxen Tewahedo-Kirche, rief alle Landsleute auf, «Äthiopiens uralte Tradition von Einheit, Liebe und Anteilnahme zu bewahren».
Opfer von Schleppern
Äthiopiens Witschaft boomt, aber die Arbeitslosigkeit ist hoch. Darum versuchen viele, über die Sahara nach Lybien und von da aus nach Europa zu gelangen. Sie zahlen oft grosse Summen an Schlepper. Freunde von Eyasu und Balcha sagten, dass beide arbeitslos waren und sich seit zwei Monaten in Lybien aufgehalten hätten, bevor sie durch ISIS getötet wurden. «Die Schlepper haben ihm versprochen, ihn von Khartoum aus nach Italien zu fliegen, dies zum Preis von 4'500 Dollar, die ich aus eigener Tasche bezahlt habe», erzählte Seyoum, Eyasus Bruder. «Das war vor einem Monat und das letzte Mal, dass ich von ihm gehört habe, bevor ich dann sein Foto unter den Ermordeten auf Facebook sah.»
Der äthiopische Aussenminister Tadros Adhanom sagte, dass unter den Schleppern, die verzweifelte Menschen nach Europa schafften, auch Äthiopier seien. Deshalb rief er im Parlament aus: «Ihr Schlepper habt Blut an den Händen. Habt ihr noch nicht genug? Habt ihr gar keine Gefühle für eure Brüder und Schwestern?»
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