Ein Projekt, das den Arbeitseinstieg für Flüchtlinge erleichtert
Der Catering Service «Al Salam» im aargauischen Schafisheim hat einen der vier Innovationspreise des Forums christlicher Führungskräfte bekommen. Im Aargau wird das Projekt von Medien und Behörden heiss begrüsst. Gegenüber Livenet verrät Gründer Markus Zogg seine Zukunftsträume.
Laut der aktuellen Statistik des Bundes leben im Aargau 1'079 anerkannte Flüchtlinge im erwerbstätigen Alter. Doch nur 229 von ihnen arbeiten. Ein Pulverfass, ist sich die für das Sozialdepartement zuständige Regierungsrätin Susanne Hochuli bewusst. Ein Projekt wie «Al Salam» kommt daher genau zur richtigen Zeit, denn es ermöglicht Flüchtlingen den Berufseinstieg, stellt die Aargauer Zeitung in einem Porträt des jungen Unternehmens fest und erwähnt dabei auch, dass dieses einen Innovationspreis des Forums christlicher Führungskräfte gewonnen hat.
Sozialhilfe vermeiden
Markus Zogg sah, dass etwas getan werden muss. Mit Migranten hat der Schafisheimer Erfahrung als Diakon und Religionslehrer bei der reformierten Kirche. Als dann immer mehr Menschen beschlossen, ihr Heimatland zu verlassen und nach Europa zu flüchten, beschäftigte das den jungen Vater stark. «Ich empfinde es als Auftrag, den Menschen zu dienen und sie nicht als Belastung zu sehen», erklärt Zogg.
Er ist sich bewusst: «Viele von ihnen haben hier keine Zukunft und werden von Sozialhilfe abhängig sein. «Al Salam» soll den Menschen daher Beschäftigung bieten und ihnen so den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Bis jetzt haben ein syrisches Ehepaar, ein Paar aus Äthiopien und ein Nepalese die Chance gepackt. Sie bestritten seit 2013 rund 50 Anlässe. Dieses Jahr will das kleine Unternehmen durchstarten.
Freiwilliger mit Fachkenntnis
Zogg hat sich dafür die Hilfe von Gastronomie-Berater Marcel Wissmann gesichert. Der eidgenössisch diplomierte Küchenchef unterstützt das Projekt auf ehrenamtlicher Basis. Er ist überzeugt, dass nicht nur die Mitarbeiter von «Al Salam» einen Nutzen aus dem Projekt ziehen werden. «Langfristig kann auch die Gastronomiebranche profitieren. Diese Leute können später als Personal angestellt werden», sagt er.
Nun wollen die beiden möglichst viele Stellen schaffen. Bald sollen deshalb nebst den Catering-Anlässen regelmässig orientalische Abende mit Musik und Tanz und Kochkurse stattfinden. Ausserdem will «Al Salam» zwei eigene Produkte auf den Markt bringen: handgemachte Bio-Falafel und ebenfalls handgemachte Samosas (indische Teigtaschen).
Weiter sollen Kochevents in Asylheimen stattfinden, bei denen die Asylbewerber ihnen bekannte Gerichte kochen. «Mit unserem Projekt leisten wir einen Anteil an die Integration dieser Menschen, was der ganzen Gesellschaft zugutekommt», sagt Markus Zogg.
Amt für Migration: ein spannendes Projekt
Das kantonale Amt für Migration und Integration lobt «Al Salam». «Wir kennen das Projekt, es ist sehr spannend», schreibt Sektionsleiterin Barbara Cavelti. Man sei mit Markus Zogg im Gespräch und kläre nun, ob und wie der Kanton das Projekt unterstützen wird. Barbara Cavelti: «Unternehmen, welche Migranten den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen, sind sehr gefragt. Alles, was hilft, diese Menschen nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist willkommen.» Denn der Integrationsprozess dauere lange. «Die Menschen müssen zuerst die Sprache lernen, bevor sie angestellt werden. Des Weiteren ist es oftmals schwierig, überhaupt erst ein Praktikum zu finden, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen», sagt sie.
Erlebnisgastronomie
Innenansicht von mobilem Restaurant in umgebautem Zirkuswagen
Markus Zogg setzt jetzt auf die Hilfe von Raumvermietern und Organisatoren: «Wir suchen Räumlichkeiten, wo wir kulturelle Veranstaltungen durchführen wollen.» Dabei soll es zu unverkrampften Begegnungen zwischen Flüchtlingen und uns Schweizern kommen. «Die Kombination von Kulinarischem, Begegnungen verschiedener Kulturen und Kultur selber (z.B. Musik und Tanz) finden wir eine spannende Idee, die wir weiterverfolgen möchten. Wie das gehen kann, erklärt er am Beispiel der äthiopischen Küche: «Das äthiopische Essen mit Injera etc. ist Erlebnisgastronomie. Man isst von Hand. Was nicht fehlen darf, ist die Kaffeezeremonie. Der Kaffee wird dabei frisch geröstet. Äthiopische Tänzer/Innen sind farbig bekleidet. Die Musik ist einladend. » Ähnlich würde ein Rahmenprogramm zur syrischen Küche aussehen.
So könnte die Zukunft aussehen
Zur Finanzierung der Expansion sucht das Unternehmen jetzt Leute, die zum Beispiel das Knowhow für Crowdfunding haben, nach Möglichkeit auf ehrenamtlicher Basis aber mit Umsatzbeteiligung. An Projektideen mangelt es Zogg nicht. So möchte er die handgefertigte Produktion von Bio-Falafel und Samosa an die Hand nehmen mit dem Ziel, möglichst viele Einsatzplätze für Flüchtlinge zu schaffen und auch eine eigene Küche einzurichten. Zusammen mit dem offiziellen Vertreter von www.naturwagen.ch träumt er davon, mit einem multifunktionalen, umgebauten alten Zirkuswagen an verschiedenen Orten einerseits Take Away anzubieten und gleichzeitig Flüchtlinge zu beraten und zu begleiten, zum Beispiel bei der Stellen- oder Wohnungssuche und weiteren Bedürfnissen bis hin zur Traumabewältigung.
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