Aufruf zum Flüchtlingssonntag

Die Lösung für das Flüchtlingsproblem!?

«Endlich – wir haben die Lösung für die Flüchtlinge!» Dieses Versprechen lockt. Ob aufgewühlt, erschöpft oder abgebrüht von den täglich neuen Bildern und Berichten, wir sehnen uns nach der Lösung für die Flüchtlinge. Was für eine Lösung? Nein, weder Mauern noch offene Grenzen, weder neutralisierte Schlepperbanden noch eine flächendeckende Rettung von Flüchtlingen in Seenot erweisen sich als «die Lösung». Noch weniger ist das Ende aller Ursachen in Sicht, die Frauen, Männer und Kinder in die Flucht treiben.

Zoom
Migranten an einem Konzert in der Schweiz.
Es ist kaum vorstellbar, dass wir das «Problem» in den Griff bekommen. Das Ende aller Kriege ist nicht absehbar; es scheint auf einen fernen Tag verschoben. Aber haben wir nicht trotzdem Anlass zur Hoffnung? Ist es nicht unsere Aufgabe, mit der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft bewusst umzugehen, sie auszuhalten und in diesem Spannungsfeld unsere eigenen Akzente zu setzen?

Eine neue Perspektive

Wagen wir einen Perspektivwechsel! Wie wäre es denn, wenn wir uns durch Flüchtlinge dazu ermuntert fühlen, dieser Spannung nicht vorschnell auszuweichen oder sie an politische Parteien zu delegieren? Wie wäre es, wenn ich in einem Flüchtling statt einem Problem für unsere Gesellschaft zuerst ein Geschöpf Gottes sehe? Wie wäre es, wenn wir uns «entängstigen», indem wir um Vertrauen und Zuversicht ringen? Was, wenn ich kleinen konkreten Taten Raum gebe, indem ich zum Beispiel jede Woche neu auf eine fremde Person zugehe, mich auf sie einlasse?

Wo viele solcher kleinen Schritte sich ereignen, wo ein bewusstes Aushalten, wo menschliches Wahrnehmen statt Wegschauen stattfindet, da sind wir Gott ein Stück näher.

Dr. Gottfried Locher, Präsident des Rates, Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK
Bischof Dr. Charles Morerod, Präsident, Schweizer Bischofskonferenz SBK
Bischof Dr. Harald Rein, Christkatholische Kirche der Schweiz CKS
Dr. Herbert Winter, Präsident, Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG

Am 17. und 18. Juni wird landesweit in vielen Kirchen ein Flüchtlingssonntag veranstaltet, zu dem die christlichen Kirchen und die jüdische Gemeinschaft einladen.

Zum Thema:
Patenschaften für Immigranten: «Ihr Alltag ist anfänglich oft sehr herausfordernd und überfordernd»
Das Flüchtlingsdrama: Das europäische Dilemma und die Christen
Flüchtlingsdrama: Christen als Player in der Zivilgesellschaft
Für Flüchtlinge engagiert: «Schweizer und Migranten sollen sich auf Augenhöhe begegnen»
Begegnungen ermöglichen: Die Mehrheit der Migranten sind Christen 

Datum: 23.05.2017
Quelle: Livenet / SEK

Kommentare

An den Fehlern der Kirche krankt jede Zeit, bei uns die eindimensionale Sicht auf Flüchtlinge. Dasselbe war schon mit den Kleidern vor vielen Jahren: Jesus sagte nach Lukas, wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat. Dann hat die Kirche dies mißverstanden und massenhaft Kleider aus Europa nach Afrika gekarrt, bis man merkte, daß man die Menschen damit noch mehr ins Elend und auch noch in die Abhängigkeit schickte: die örtliche Kleiderherstellung ging natürlich pleite. Jesus sagte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, man muß dabei schon überlegen, was man tut und wie man seinen Nächsten (auch in der Mehrzahl) damit wirklich einen Gefallen tun. Kindlich glauben, erwachsen Denken!

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