Mit einem Staatsbegräbnis hat Pakistan vor wenigen Tagen Abschied von einer Christin genommen: Die aus Leipzig stammende Lepraärztin und Ordensschwester Ruth Pfau, auch «Mutter der Leprakranken» genannt, wurde als «Nationalheldin» gefeiert. Auch Pakistans Präsident Mamnoon Hussain nahm am Trauergottesdienst teil.
Ruth Pfau
Ein Staatsbegräbnis für eine christliche Ausländerin gehört nicht zum Alltag in Pakistan. Doch die 87-jährige Ruth Pfau genoss in ihrer Wahlheimat grösste Anerkennung, insbesondere auch durch ihren Einsatz für Leprakranke.
«Die ganze pakistanische Nation zollt der aussergewöhnlichen Arbeit von Doktor Pfau Respekt», liess das Aussenministerium verlauten. An der Trauerfeier nahmen Hunderte Menschen teil, sie wurde landesweit übertragen. Und Staatspräsident Mamnoon Hussain sprach von einem grossen Verlust für das Land.
Schon kurz nach ihrem Tod hielt Ministerpräsident Shahid Kahquan Abbasi fest, dass sie zwar in Deutschland zur Welt gekommen sei, «aber in ihrem Herzen war sie immer in Pakistan». Er sprach von einem «selbstlosen und unübertroffenen Dienst für Pakistan.»
57 Jahre Einsatz für Leprakranke
Staatsbegräbnisse gibt es in Pakistan in der Regel einzig für gefallene Soldaten und Regierungsmitglieder. Entsprechend ersichtlich ist, welchen Ruf die Christin im überwiegend muslimischen Pakistan genoss. Militärs trugen den mit einer pakistanischen Flagge bedeckten Sarg unter Salutschüssen aus der Kathedrale von Karachi.
Vor 57 Jahren, anno 1960, zog Ruth Pfau nach Pakistan – durch ihren Einsatz konnten 50'000 Menschen von dieser heimtückischen Krankheit geheilt werden. Schon in ihrem ersten Jahr behandelte sie 314 Patienten.
Unter Mudschahedin-Schutz reiste sie in den 1980er-Jahren auch in das kriegsgeschüttelte Afghanistan ein, um Leprabetroffene zu behandeln.
«Gott macht keine Ausschussware»
2012 wurde Ruth Pfau, die auch mit dem Albert-Schweitzer-Preis geehrt worden ist, der «Bambi» in der Kategorie «Stille Helden» überreicht. Als sie die Bühne betrat, wurde es still im Saal. «Gott macht keine Ausschussware», erklärte Ruth Pfau in einem Kurzfilm, der ihr Wirken vorstellte. Anschliessend sagte sie in ihrer Dankesrede: «Mit mir haben Sie 58 Prozent der Menschen Pakistans eingeladen, die heute Abend hungrig zu Bett gehen.»
Unter anderem erhielt Ruth Pfau, die auch «Mutter der Leprakranken» genannt wurde, 1985 das Bundesverdienstkreuz mit Stern. International wurde sie oft als «Mutter Teresa von Pakistan» bezeichnet. Sie selbst wollte nicht mit ihr verglichen werden, sondern als «Ruth Pfau von Pakistan», dem Land ihres Herzens, in Erinnerung bleiben.
Ehrenbürgerin in Pakistan
Schon 1979 wurde sie zur Ehrenbürgerin erkoren und in den Rang einer Staatssekretärin erhoben, als nationale Beraterin in Leprafragen.
Durch sie konnte in der Millionen-Metropole Karachi eine Spezialklinik aufgebaut werden. Zudem errichtete sie im Land 157 Zentren zur Behandlung von Lepra und auch Tuberkulose. Durch ihren Einsatz gehörte Pakistan zu den ersten Ländern Asiens, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Lepra-frei deklariert wurden.
Die Ordensschwester Ruth Pfau ist am 10. August, rund einen Monat vor ihrem 88. Geburtstag, verstorben, das Begräbnis wurde am Samstag, 19. August abgehalten.
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