Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, dann kommt der Pfarrer eben zu ihnen. Im schleswig-holsteinischen Sülfeld bietet ein 36-jähriger Theologe einen ganz besonderen Service: Er wäscht, geht einkaufen, putzt das Auto – unter einer Bedingung.
Steffen Paar
Arbeits- und Dienstkleidung von Pfarrer Steffen Paar ist nicht nur der Talar. Der 36-jährige evangelische Theologe bindet sich auch die Küchenschürze um oder schlüpft in ein Überkleid, wenn er Menschen in seiner Gemeinde im schleswig-holsteinischen Sülfeld und Umgebung besucht. «Pfarrer to go – Leih Dir den Pfarrer» heisst die Aktion. Dabei können sich die Leute den Pastor bis zu 90 Minuten ausleihen. Er kommt dahin, wo er gebraucht wird, mäht zum Beispiel den Rasen oder geht einkaufen.
Die Bedingung
Dabei gibt es aber eine Bedingung: «Ich komme nur, wenn es während oder nach getaner Arbeit ein Gespräch über Gott und die Welt gibt», sagt Paar. Seit März 2015 ist er Gemeindepastor in Sülfeld. Er weiss, dass er nicht alle 2'100 evangelischen Gemeindemitglieder persönlich kennenlernen kann. Und dass er nur einen eher kleinen Prozentsatz von ihnen im Sonntagsgottesdienst oder im Gemeindehaus antrifft, ist nicht nur für ihn, sondern für viele Kirchengemeinden Realität. Hinnehmen will Pfarrer Paar das aber nicht.
Auf das Volk zugehen
Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, dann kommt der Pfarrer eben zu ihnen. «Ich muss raus aus der Komfortzone», sagt Paar. So entstand seine Idee für den «Pfarrer to go».
Paar weiss sich in guter Gesellschaft. Auf das Volk zuzugehen sei ja auch Martin Luthers Devise gewesen. Das Interesse bei den Menschen müsse geweckt werden. Bedingung: «Die Interessenten müssen sich melden.» Da es sich um Seelsorge handelt, bleiben die Menschen anonym.
Zu denen, die den «Pfarrer to go» einluden, zählt ein älterer Mann aus dem benachbarten Borstel. Beide kochten zusammen das Mittagessen und setzten sich dann an den gedeckten Tisch. «Er hat mich kennengelernt und wie ich die Kirche und Gott sehe. Und das Essen hat vorzüglich geschmeckt...», sagt er. Paar weiss, dass es Alterseinsamkeit auch in seiner Gemeinde gibt: «Hier wurde sie für mich sichtbar.»
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