Zehn Gebote für Christen in den sozialen Netzwerken
Kommunikation und
Umgangsformen in sozialen Netzwerken sollten wohl überlegt sein. Die Zehn Gebote
der Online-Kommunikation können dabei helfen, dass das digitale Miteinander
gelingt und christliche Nächstenliebe auch im Internet sichtbar wird.
Der Umgang mit sozialen Netzwerken will gut
überlegt sein, denn diese Plattformen funktionieren nach eigenen Regeln und
bilden neue Umgangsformen aus. Wie bei jeder menschlichen Kommunikation sollte
es aber auch in sozialen Netzwerken selbstverständlich sein, freundlich und
höflich miteinander umzugehen. Leider erleben wir zunehmend, dass dies, auch
und gerade bei kontroversem Austausch, nicht immer das Fall ist. Ausfallende
Kommentare, respektlose Rechthaberei und beleidigende Vorwürfe finden schnell
den Weg in die Tasten und auf die Bildschirme. Viele Menschen sind, vermutlich
auch durch die vermeintliche Anonymität in der Online-Kommunikation, enthemmter
als im persönlichen Gespräch. Wie wäre es, wenn Christen hier in ihrer
Kommunikation als Vorbilder wahrgenommen werden würden?
Ein Ansatz hierfür können die Zehn Gebote der
Online-Kommunikation sein. Dabei geht es nicht nur um Empfehlungen im
praktischen Umgang, sondern auch um Hinweise, um sich und andere zu schützen.
1. Behandle
andere freundlich und mit Respekt
In der Bibel steht: «Behandle andere so wie du von
ihnen behandelt werden möchtest» (Lukas, Kapitel 6, Vers 31). Das gilt uneingeschränkt für die
Online-Kommunikation. Denn – trotz geglaubter technischer Anonymität, geht es
um menschliche Kommunikation. Dass es hierbei zu Konflikten kommen kann, ist
normal. Oft sind es dieselben Themen, die auch offline für
Meinungsverschiedenheiten sorgen. Ein guter Massstab kann sein, so zu schreiben
und zu antworten, wie man es auch im persönlichen Gespräch machen würde. Das
heisst nicht, dass Auseinandersetzungen verboten wären. Ganz im Gegenteil.
Argumentiere hart in der Sache, aber freundlich im Ton und vermeide Drohungen
oder persönliche Angriffe auf die Person. Eine Beteiligung an Shitstorms
(Online-Hetzjagd) ist selten hilfreich und es lohnt sich, genau zu überlegen,
in welche Diskussion ich mich einmische, was ich konstruktiv beitragen und wo
ich hilfreich unterstützen kann. Wenn Menschen zu Unrecht gemobbt und
angegriffen werden, kann aber auch engagiertes Eingreifen und Zivilcourage
gefragt sein.
2. Nimm dir Zeit,
zu schreiben und zu antworten
Auch wenn viele Aktivitäten in sozialen Netzwerken
unterwegs oder zwischen zwei Terminen geschehen, lohnt es sich, genügend Zeit
zum Schreiben und zum Antworten einzuplanen. Gerade bei Themen, die über das
Wetter oder die in Kürze zu verzehrende Mahlzeit hinausgehen und Konfliktpotential
in sich tragen, ist das wichtig. Die Versuchung ist gross, in Eile oder auch
ausgelöst durch Ärger spontan zu reagieren und zu entgegnen. Nach einigen
Stunden des Nachdenkens würde man das so vielleicht nicht mehr schreiben. Das
ist ein echter Vorteil der schriftlichen Kommunikation im Gegensatz zum
Gespräch: Keiner muss sofort antworten. Den gilt es zu nutzen.
3. Habe den Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen
Joachim Stängle verhilft als Unternehmensberater Verbänden und Kirchen zu ansprechender Online-Kommunikation.
Erst denken – dann schreiben. Das setzt voraus,
dass ich es gewohnt bin, mir meine Gedanken zu machen und Themen zu
reflektieren. Ein eigener Gedanke, ein eigenes Profil und eine eigene Meinung
sind in sozialen Netzwerken sehr willkommen. Das bedeutet jedoch auch, dass die
eigene Meinung so durchdacht ist, dass sie Rückfragen und anderen Meinungen
standhält. Was ich von mir gebe, muss ehrlich, transparent und authentisch sein.
Plattitüden, nicht durchdachte oder übernommene Phrasen werden schnell
entlarvt.
4. Achte darauf,
ob und für wen deine Inhalte relevant sind
Nicht alles, was dir in den Kopf kommt und spontan
spannend erscheint, ist auch für andere relevant. Oft werden diejenigen
wesentlich stärker wahrgenommen, die hin und wieder originelle, neue oder
persönliche Themen posten. Wer seine Kontakte ständig über unwichtige Details
auf dem Laufenden hält, läuft Gefahr, in die Belanglosigkeit abzudriften. Es
lohnt sich daher zu überlegen, für wen das nächste Posting interessant sein
könnte. Eine Einschränkung oder Spezifizierung der Zielgruppen kann dabei
helfen.
5. Achte auf deine persönlichen Daten
In sozialen Netzwerken ist man nicht hilflos dem
Daten-Sammeltrieb der Betreiber ausgeliefert – auch wenn dieser sehr ausgeprägt
ist. In allen sozialen Netzwerken gibt es die Möglichkeit, die eigene
Privatsphäre zu kontrollieren. Leider wird das oft zu locker genommen und mit
dem Satz «ich habe ja nichts zu verbergen» abgetan. Es ist wichtig, die eigenen
Privatsphäre-Einstellungen immer wieder zu prüfen und ggf. zu aktualisieren.
Überlege daher vor jedem Posting, wie viel persönliche Information du
preisgeben möchtest. So viel wie nötig – so wenig wie möglich.
6. Nimm nicht
jede Kontaktanfrage an
Auch in sozialen Netzwerken trifft man auf
Menschen, die Unmengen an Kontakten haben, aber nicht (persönlich) bekannt
sind. Teilweise stammen sie aus unbekannten Ländern und tragen dubiose Namen.
Dennoch stellen sie dir Kontakt- und Freundschaftsanfragen. Hier kann es
hilfreich sein, zu prüfen, ob unter deren Freunden Menschen sind, die du
kennst. Sie kannst du kurz nach einer Einschätzung fragen. Oft handelt es sich
um Fake-Profile und Datensammler, die einfach nur viele Kontakte haben möchten
– wozu auch immer.
7. Nicht jeder
mag Spiele spielen und Rätsel lösen
Besonders bei Facebook sind Spiele, Umfragen und
Rätsel beliebt. Dennoch mögen das nicht alle Menschen. Auch und vor allem, weil
solche Anwendungen als Folge oft auf das eigene Profil zugreifen können und
damit persönliche Daten in unbekannte Kanäle gelangen können. Bei der Auswahl
der Spiele und Anwendungen ist Zurückhaltung sehr empfehlenswert – sowohl im
Hinblick auf die eigenen als auch die Daten von anderen.
8. Wahre die
Rechte anderer
Die vermeintliche Anonymität verleitet dazu, auch
persönlich anvertraute Dinge öffentlich zu posten. Respektiere die Rechte von
andern – was einmal veröffentlich wurde, ist bekannt und kann sich
unkontrolliert verbreiten. Poste daher z.B. keine Fotos von Personen, die nicht
explizit der Veröffentlichung zugestimmt haben oder ohne die Erlaubnis des
Fotografen. Belege deine Aussagen durch glaubwürdige Quellen und nenne bei
Zitaten immer auch die Quelle und den Urheber.
9. Glaube nicht
alles, hinterfrage kritisch und nutze verschieden Quellen
Was schon immer für die Nutzung von Medien galt,
ist in Zeiten von Fake-News unerlässlich, nämlich nicht alles, was weitergeleitet und
geteilt wird, zu glauben. Das gilt vor allem bei politischen und tendenziösen
Äusserungen sowie auch bei stark emotionalisierenden Themen und Bildern ganz
besonders. Recherchiere daher in verschiedenen Quellen und sichere den
Wahrheitsgehalt, bevor du die Nachricht weitergibst.
10. Dein Wert
hängt nicht an Likes und Posts
Auch wenn Aufmerksamkeit die neue Währung zu sein
scheint und Posts daran gemessen werden, wie oft sie gelesen, geliked,
kommentiert oder geteilt werden – der Wert eines Menschen hängt davon jedoch
nicht ab (vgl. Psalm, Kapitel 139, Vers 14). Dennoch freut sich jeder, wenn seine Beiträge
wahrgenommen werden. Zeige daher, was dir gefällt, und teile es mit anderen. Das
ist eine Form digitaler Nächstenliebe.
Der Autor Joachim Stängle berät und begleitet
Unternehmen und Organisationen auf dem Weg in die digitale Gegenwart.
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