Seit 20 Jahren

So erweckt «EE Schweiz» Mundtote zu sprudelndem Leben

Seit 20 Jahren führt «EE Schweiz» Kurse durch, die helfen, das auf die Lippen zu bringen, was man auf dem Herzen trägt. Livenet unterhielt sich mit Bernhard Lüthi, dem Leiter von EE Schweiz. Nicht zu wissen, wo man beginnen und was man wirklich alles sagen soll mache viele Christen mundtot, sagt Bernhard Lüthi.

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Christen mit Passanten im Gespräch über das Evangelium.
Livenet: Bernhard Lüthi, auf der EE-Webseite steht «Erzähle die gute Botschaft – einfach, kurz und prägnant.» Ein Traum von vielen, doch wie funktioniert das?
Bernhard Lüthi:
Damit dies nicht nur ein Traum bleibt, führen wir in der Schweiz seit 20 Jahren EE Kurse durch. Die Erfahrungen aus den Kursen sowie andere Rückmeldungen bringen eines immer wieder zum Vorschein: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Sprachfähigkeit von Christen und einem evangelistischen Lebensstil. Wer formulieren kann, was er glaubt, der erkennt und packt auch viel eher die Gelegenheit, jemandem das Evangelium zu erzählen. Nicht wissen, wo man beginnt und was man wirklich alles sagen soll, gepaart mit Menschenfurcht, macht leider viele Christen mundtot.

Die Frage lautet: Wie funktioniert es, die gute Botschaft einfach, kurz und prägnant zu erzählen? Die Antwort ist: In der Regel nicht von allein und nicht automatisch – ausser vielleicht, wenn jemand die Gabe der Evangelisation besitzt. Aber: Jeder kann es lernen. Ein EE-Kurs besteht aus einem Theorieteil, in dem man Bibelverse und Geschichten auswendig lernt und diese anhand des EE-Leitfadens in eine logische und nachvollziehbare Reihenfolge einordnet. Im Praxisteil absolvieren wir während dem Kurs mindestens zehn praktische Einsätze zum Beispiel auf der Strasse. Möglich sind auch Hausbesuche bei Freunden oder Kollegen. Dort lernen wir 1-zu-1 «am echten, am Glauben interessierten Menschen». In den ersten zwei Einsätzen schaut der Kursteilnehmer dem Trainer zu, wie der es angeht. Dann beginnt nach und nach der Teilnehmer selber das praktische Gespräch «zu üben» und der Trainer schaut zu und hilft, wenn nötig.

Eine der grössten Überraschungen für viele Kursteilnehmer ist die Feststellung, dass man in den Einsätzen viel mehr Menschen antrifft, die wirklich hören wollen, was wir ihnen zu sagen haben, als das im Voraus viele glauben.

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Bernhard Lüthi
Was ist durch EE in den letzten Monaten und Jahren entstanden?
Ich liebe diese Frage eigentlich nicht, denn sie suggeriert ein Leistungsdenken, welches diametral dem Missionsbefehl von Jesus zuwiderläuft. Auf der anderen Seite schrecken vermutlich viele Christen vor dem Evangelisieren zurück, weil man dabei laufend scheitert. Die Entscheidung, ob jemand Jesus folgen will, liegt ganz alleine bei ihm selber und das respektieren wir. Auch hier gehen wir in den Fussstapfen von Jesus. Wie oft scheiterte er und die Leute spotteten oder liefen ihm davon.*

Aber zurück zur Frage: Ich glaube, EE hat in der Schweiz viel dazu beigetragen, dass es heute wieder viel selbstverständlicher ist, dass man Strasseneinsätze durchführt als noch vor ein paar Jahren. «Confession» und «ISTL» bilden beispielsweise die Studenten zu Beginn des Studiums mit EE aus. Auf dem Beatenberg ist EE ein Wahlfach. «Netzwerk Schweiz» wurde durch EE inspiriert. Schliesslich gab ein EE-Kurs bei nicht wenigen Pastoren, Gemeindegründern, Mitarbeitern in christlichen Werken die Initialzündung, um sich ganz für den Dienst für das Reich Gottes zu entscheiden.

*Wie in Markus, Kapitel 10, Vers 21 und folgende Verse zeigen.

Erlebt Ihr es, dass sich jemand durch EE direkt auf der Strasse für Jesus entscheidet?
Dadurch, dass man beim EE-Einsatz Menschen das Evangelium einfach und für den Zuhörer nachvollziehbar erklärt, kommen wir am Ende des Gesprächs zu der Frage, ob er oder sie das Geschenk des ewigen Lebens annehmen will. Ja, es geschieht immer wieder, dass Menschen diese Frage mit «Ja» beantworten.

Erlaubt mir hierzu eine Bemerkung: Das Ziel von EE ist nicht, dass wir möglichst viele Menschen «zur Bekehrung» führen. Der Hauptfokus der EE-Ausbildung ist eben die Ausbildung von Christen zur Sprachfähigkeit. Dadurch kommen viel mehr Menschen zum Glauben, als nur bei den «Strasseneinsätzen».

Verändert sich die Bereitschaft junger Menschen, auf die Strasse zu gehen?
Ja! Aber ich würde das nicht nur auf die jungen Menschen beziehen. Wir erleben es und Kursteilnehmer jeden Alters bezeugen es, dass sie durch den EE-Kurs eine ganz neue Sichtweise erhalten haben. Sie erzählen zum Beispiel, dass die Strasseneinsätze einer der grössten Hinderungsgründe waren, um sich für den Kurs anzumelden. Aber bereits nach dem ersten Mal bekamen sie Freude und waren erstaunt, wie viele Menschen auf der Suche nach der Wahrheit sind und deswegen erwartungsvoll zuhören, wenn wir ihnen das Evangelium erzählen.

Was sind die nächsten EE-Projekte?
Heute kennt man in der Schweiz den EE-Kurs und «Hope for Kids». Kommendes Jahr starten wir ein Weiterbildungsangebot mit XEE – ein Kurs der mehr bei den Beziehungen und dem persönlichen Zeugnis ansetzt. Wer einen EE-Kurs besucht hat, soll mit XEE ein weiteres Tool in die Hände bekommen. Dann sind wir an der Übersetzung und Einführung von «Come & See» dran. C&S ist entwickelt worden, um mit Menschen aus dem Islam über den Glauben zu sprechen. Weiter sind wir daran, die Einsatzwoche «Mission2go» auszubauen. Wie Jesus die Jünger in Lukas 10 zu Zweit ausgesandt hat, um Häuser und Menschen des Friedens zu suchen, um ihnen das Evangelium zu bringen, möchten wir mehr Christen gewinnen, eine Woche im Jahr dafür zu reservieren.

Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Menschen zu erleben, die im Verlauf eines EE-Kurses so verändert werden, dass sie echte Heilsgewissheit bekommen. Dadurch dass man lernt, das Evangelium anderen zu bezeugen, rutscht der Kopfglaube ins Herz. Andererseits fasziniert mich, wie Kursteilnehmer Liebe zu Menschen entwickeln und damit Evangelisation nicht mehr eine «Pflicht» ist, sondern zum Lebensstil wird. Nicht jeder, der einen EE-Kurs besucht hat, ist danach ständig auf der Strasse, aber es verändert zum Beispiel Gemeinden so, dass sie plötzlich ein soziales Engagement in ihrer Stadt anpacken, statt sich vorwiegend um sich zu drehen.

Schliesslich bewegt mich, dass Gott mich, der eigentlich kein Evangelist ist, aber ein sehr evangelistisches Herz hat, in eine Aufgabe hineingestellt hat, in der ich mein volles Potential entfalten kann.

Zum Thema:
Dossier: Global Outreach Day
Retraite von EE-Schweiz: «Die geistliche Offenheit in der Schweiz ist gestiegen»
Den Glauben weitergeben: Das Feuer von Jesus muss in uns brennen
G.O.D. am Beispiel Luzern: «In den Schuhen von Pfarrer Sieber»

Datum: 24.05.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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