Die Evangelische Allianz Brienz organisiert
jährlich vier gemeinsame Anlässe. Zudem wird die Päckli-Sammel-Aktion
unterstützt. Livenet unterhielt sich mit Martin Gauch vom Leitungsteam der
Evangelischen Allianz Brienz über deren Wirken.
Martin Gauch, können Sie
die Evangelische Allianz Brienz und Umgebung kurz vorstellen?
Martin Gauch: Sie besteht lediglich aus zwei Gemeinden: Das Evangelische Gemeinschaftswerk
Brienz (EGW) und die Reformierte Kirchgemeinde Brienz. Es gibt
in Brienz noch die Gemeinde für Christus (GfC), die sich aber nicht
institutionell an der Allianz beteiligt – die eine oder andere Person aus
dieser Gemeinde ist aber auch an Allianzanlässen anzutreffen.
Im Namen der Allianz werden im Jahr vier Anlässe gestaltet:
- ein Gebetsabend zur Allianzgebetswoche
- ein Gottesdienst zur Allianzgebetswoche
- ein Allianzfamiliengottesdienst mit Spiel und gemeinsamem Mittagessen
- die Jahresabschlussfeier am Silvester
Zudem wird der Kontakt unter den Pfarrern der beiden Gemeinden an einem jährlichen
gemeinsamen Morgenessen gepflegt.
Darüber hinaus unterstützt die Allianz Brienz auch die Päcklisammelaktion der
Aktion Weihnachtspäckli. Dieses Projekt findet bei Mitgliedern aus beiden
Allianzgemeinden und auch ausserhalb der Gemeinden Zuspruch.
Was gibt die Allianz der Ortschaft
Brienz und der Gegend?
Es ginge wohl auch ohne die Allianz gut
hier. Dennoch ist es den Allianzgemeinden ein Anliegen, zusammenzuarbeiten,
zu gestalten und zu feiern. Schliesslich gibt es so vieles, das Christen miteinander verbindet – im Dorf wie auch auf der
Welt. Und auch die Erkenntnis, dass theologische Differenzen meist ideologisch
hochgekocht, im Zusammensein, wenn man sich persönlich schätzt, aber als bereichernd
wahrgenommen werden.
Martin Gauch
Wie offen sind die
Menschen in Brienz für den christlichen Glauben?
Uiui, was für eine suggestive Frage!
Gegenfrage: Was meinen Sie mit «christlichem Glauben»? Der Anteil der getauften
Mitglieder der Landeskirche ist in Brienz etwas höher als im landesüblichen
Durchschnitt – aber das hat mit einer wohl manchmal etwas konservativen
Grundhaltung der Berner Oberländer zu tun – Kirchenmitgliedschaft als Teil des
Heimatempfindens. Dennoch sind vermehrt Austritte zu verzeichnen; wobei als
Austrittsgrund sehr selten «Entfremdung vom christlichen Glauben» angegeben
wird: Auch Ausgetretene fühlen sich oft in irgendeiner Form dem christlichen
Glauben verbunden. Und bei einer vor etwa fünf Jahren gemachten qualitativen
Umfrage bei rund 120 Menschen aus Brienz – darunter waren auch Leute ohne Bezug
zu einer christlichen Gemeinde – haben sich dreiviertel der Leute als der
Kirche gegenüber «wohlwollend» oder sogar «nahe» bezeichnet. Die Anzahl
Menschen evangelikaler Prägung bewegt sich ungefähr im Schweizerischen Durchschnitt. Die
Mitgliederzahlen des Evangelischen Gemeinschaftswerkes und der Gemeinde für
Christus sind seit Jahren stabil.
Wie
offen sind die Menschen also für den christlichen Glauben? Persönlich
erlebe ich immer wieder Menschen aussserhalb der Gemeinden, mit einem schönem
Gottvertrauen und einem Glauben, von dem wir «institutionellen Christen» gewiss
lernen können. Und gleichzeitig gibt es Gemeindeinsider, die bei mir den Verdacht auf tiefen
Unglauben wecken, die dann mit vielen religiös motivierten Handlungen sich
Glaubenssicherheit zu schaffen suchen ... Wichtig: Beide Gattungen bezeichnen sich selber als gläubige Christen. Und wer
sonst soll das beurteilen wollen, als sie selber und ein gnädiger Gott? Und wie überall gibt es suchende Menschen und solche in Lebenskrisen, denen der
christliche Glaube Antworten geben kann.
Brienz liegt wunderschön
touristisch – erreichen Sie auch Touristen?
Mit der Allianzarbeit kaum. Aber wir haben
oft Gäste in den Gottesdiensten.
Welche Früchte entstehen
durch das Miteinander der Gemeinden? Vor rund zwanzig Jahren war das
Zusammenleben der christlichen Gemeinden in Brienz oft durch Abgrenzung
geprägt. Wir haben es geschafft, dass wir uns gegenseitig als Christen
unterschiedlicher Prägung akzeptieren, dass wir uns persönlich gut kennen und
vor allem auch in unserer jeweiligen Arbeit schätzen. Dass wir uns
unterstützen, wenn in einer Gemeinde mal Not ist. Dialog statt Konfrontation,
Miteinander statt Gegeneinander. Dies sind wohl die schönsten sichtbaren
Früchte der Allianzarbeit.
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