Seit der
Hochzeit 2007 lebt das Ehepaar aus Singapur mit offenen Türen: Insbesondere
junge Menschen, die keine Wohnalternative haben, dürfen bei ihnen unterkommen.
Ein nicht immer einfaches Leben in Familie, das auf Jesus hinweist.
Ken und Addy Thong
Es ist ein
dreistöckiges Haus, eigentlich viel zu gross für Ehepaar Thong, insbesondere bei den
aktuellen Mietpreisen von Singapur. Doch das Ehepaar lebt hier nicht allein. Im
Eingangsbereich begrüsst ein Schild mit den Worten: «The last Resort, welcome»
(dt. «Die letzte Zuflucht, willkommen»). Die 39-jährige Addy Thong erklärt:
«'The last Resort' ist ein Ort für junge Menschen, mit jungen Menschen, von
älteren Menschen.» Das bedeutet: «Wir wollen, dass junge Menschen wissen: Wenn es keinen anderen Ort gibt, an den sie gehen können, dann ist hier Platz
für sie», so der 47-jährige Kenneth Thong.
Wie eine ganz
normale Familie
Schon seit ihrer
Hochzeit 2007 haben sie die Türen ihres Hauses für viele junge Menschen
geöffnet, die jeweils ein paar Monate aber auch bis zu über einem Jahr bei
ihnen geblieben sind – sie leben also mit «Fremden», die über die Zeit Teil der
Familie werden. Denn das ist das Ziel von ihrem Projekt: «Sie sind eingeladen,
Teil der Familie zu sein», erklärt Ken. «Wir wollen, dass sie erleben, wie eine
ganz normale, sichere, funktionierende Familie aussieht. Und das bedeutet, dass
sie alles haben können, was es hier gibt.»
In gemütlichen, einfach möblierten Zimmern fühlen sich die Langzeitgäste wohl.
Bezahlen muss
niemand etwas, aber wer beim Miete zahlen und Einkaufen finanziell mithelfen
kann, darf das tun. Denn gerade die finanzielle Situation von Ken und Addy ist
nicht rosig: Addy arbeitet schon seit 2014 nicht mehr und Ken hat vor wenigen
Monaten seinen Job aufgegeben, um sich ganz dem Dienst im Haus zu widmen und
Zeit für die Bewohner und ihre Probleme zu haben. Sie laden auch andere
Christen ein, mitzuarbeiten, und auch die wohnen teilweise über mehrere Monate
bei ihnen.
Alles teilen
und auf Gott vertrauen
Schon vor ihrer
Hochzeit waren die beiden für Missionseinsätze in Indien und Südafrika. Sie waren
fasziniert von christlichen Gemeinschaften, die alles miteinander teilten, und
sahen die Not der jungen Menschen in Singapur, die vom Sozialdienst nicht voll
unterstützt werden. «Gott hat es uns aufs Herz gelegt, Gemeinschaften
aufzubauen und als wir heirateten, wussten wir, dass wir uns öffnen und alles
teilen wollten, was wir haben.» Sie machten sich gar nicht auf die Suche nach möglichen
Mitbewohnern; durch Sozialarbeiter und Freunde wurden sie schnell von
Interessierten kontaktiert. «Wir machten einfach Platz für diejenigen, die nirgendwo sonst hingehen konnten, sobald wir von ihnen erfuhren.»
Zunächst in einer
kleinen Wohnung, dann in einer grösseren und jetzt in dem dreistöckigen Haus.
Dabei wussten sie gar nicht, wie sie die erste Miete bezahlen sollten – doch
immer wieder durften und dürfen sie erleben, wie Gott ihnen die nötigen Mittel
schenkt. Möbel, Geld und Haushaltsgeräte bekommen sie oftmals von Freunden und
Bekannten. «Es ist eine Reise, die wir mit Gott machen und sehen, wie er uns
versorgt und sich um jedes einzelne Detail kümmert.»
«Wir alle sind
innerlich zerbrochen»
Das dreistöckige Miethaus
Derzeit lebt eine
25-jährige Mutter mit ihrem Neugeborenen bei ihnen sowie ein 19-jähriges
Mädchen, das eine Zuflucht brauchte. Zudem sind zwei junge Christen bei ihnen,
die radikale Gastfreundschaft in einer christlichen Gemeinschaft leben möchten.
Ehepaar Thong weiss, dass sie nicht perfekt sind. «Wenn wir etwas durch unsere
Erfahrung gelernt haben, ist es, dass wir alle innerlich zerbrochen sind durch
die Auswirkungen der Sünde in unserem Leben, selbst eine sogenannte stabile
Familie», weiss Addy. «Wir sind keine perfekte Familie. Und wir versuchen nicht,
eine perfekte Familie zu bilden. Aber wir bilden eine Gemeinschaft, die zu [Jesus] aufschaut.» Und Ken fügt hinzu: «Wir möchten Gemeinschaften bilden. Wir
wollen nahe bei den Leuten sein, in ihr tägliches Leben involviert und wollen
ganz klar verkünden, wo unsere Hoffnung wirklich liegt», nämlich in Jesus.
Und so träumen
die beiden, dass noch mehr christliche Paare im ersten Ehejahr ihre Wohnung
oder ihr Haus öffnen für Menschen in Not. Ein utopischer Traum? Vielleicht,
aber Ken ist sich sicher, dass wenn jede Kirche ein solches Gemeinschaftshaus
hätte, dies den Kirchen eine gute Position verschaffen würde, um die nächste
Generation zu fördern.
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