Haben Sie sich auch schon gewünscht, Gott würde seine Macht durch ein Wunder demonstrieren? Mit diesem menschlichen Gedanken wurde auch Jesus in der Wüste versucht. Wie er darauf reagierte, beschreibt Konrad Blaser im Buch «Einfach Jesus».
Die Rettung des Volks Israel mit der Teilung des Roten Meeres war definitiv spektakulär. (Bild: Film «Exodus», 20th Century Fox)
Schauen wir mal auf die zweite Versuchung in der Wüste. Dabei führt der Teufel Jesus in
einer Art Vision in die heilige Stadt Jerusalem auf einen Vorsprung des
Tempeldaches und animiert ihn, sich hinabzustürzen.
«Daraufhin
ging der Teufel mit ihm in die Heilige Stadt, stellte ihn auf einen Vorsprung
des Tempeldaches und sagte: 'Wenn du
Gottes Sohn bist, dann stürz dich hinunter! Denn es heisst in der Schrift: 'Er
wird dir seine Engel schicken, sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit
du mit deinem Fuss nicht an einen Stein stösst.'
Jesus entgegnete: 'In
der heiligen Schrift heisst es aber auch: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht herausfordern.'» Matthäus Kapitel 4, Verse 5–6
Beweise
deine Identität
Wieder
greift ihn der Teufel in seiner Identität an und sagt: «Wenn du der Sohn
Gottes bist...» Er forderte ihn eigentlich auf, sich zu beweisen. Spannend
ist, wie der Teufel einen sehr dramatischen Ort für seine Versuchung wählt –
den Tempel. Dort zeigt er sich als Schriftkenner und zitiert Psalm Kapitel 91, Vers 11.
In diesem
Psalm geht es um den Tempel. Der Psalmist erzählt, wie er Schutz, Rettung,
Geborgenheit und Nähe im Tempel des Herrn findet. Und jetzt steht Jesus in
dieser Vision auf dem Vordach des Tempels, hört den Teufel diesen Psalm
zitieren – und ja, warum sich nicht fallen lassen? Warum nicht ein Spektakel
darbieten? Warum nicht allen zeigen, wie gross und wichtig er ist? Durch seinen
Sturz ins Freie und das Auffangen der Engel würden alle erkennen, dass er
wirklich der Sohn Gottes ist.
Gott kann
auch spektakulär
Um diese
Versuchung zu verstehen, gehen wir nochmals zurück in den ersten Teil der
Bibel, zur Geschichte von Gottes Volk, als es aus der Gefangenschaft in
Ägypten befreit wird. Gott sendet nach 400 Jahren Sklaverei endlich einen
Propheten, einen Mann, der sie befreien würde: Mose. Mose geht zum Pharao und
sagt: «Lass mein Volk ziehen!» Und was antwortet der
Pharao? «Nein!» Gott strafte daraufhin
den Pharao und dessen Volk mit den zehn Plagen, bis die Ägypter so verzweifelt
waren, dass sie die Israeliten ziehen liessen.
Hier einmal
kurz skizziert, was da alles geschah:
1. Plage:
Blut. Wasser verwandelt sich für sieben Tage in Blut und wird ungeniessbar.
2. Plage:
Frösche befallen das ganze Land.
3. Plage:
Stechmücken plagen Mensch und Vieh.
4. Plage:
Stechfliegen füllen die Häuser.
5. Plage:
Viehpest tötet Pferde, Kamele, Rinder und Schafe.
6. Plage:
Schwarze Blattern, eine Art Geschwüre, befallen die Menschen.
7. Plage:
Hagel zerstört Ernten, tötet Menschen und Tiere.
8. Plage:
Heuschrecken bedecken das ganze Land und fressen alles Grün.
9. Plage:
Finsternis. Drei Tage lang herrscht absolute Dunkelheit.
10. Plage:
Jede Erstgeburt von Mensch und Tier stirbt.
Der Wunsch
nach einer Machtdemonstration
Mit der
zweiten Versuchung in der Wüste sagte der Teufel nun eigentlich: «Jesus, hörst du nicht,
wie dein Volk unter den Schlägen der Römer leidet? Die Menschen brauchen
wieder Glauben, Hoffnung. Sie wollen Gott wieder sehen und neue Hoffnung
finden. Zeig ihnen durch diese Machtdemonstration, dass du der neue Mose bist.
Der, der sie in die Freiheit führen wird. Der, der sie von ihren Widersachern
erlösen wird. Zeige deine Macht, biete eine Sensation!»
Wie oft geht
es uns so? Wir bitten Gott, eine Sensation zu
liefern. «Jesus, vollbringe mal
ein paar Wunder.» Nur wenn es sichtbar, sensationell, emotional ist und Gottes
Gegenwart für uns spürbar wird, dann ist Gott da! Ist das nicht immer wieder
eine Herausforderung für uns? Wir wollen das nächste Wunder sehen. Doch Jesus
sagt ganz klar zum Teufel – und auch zu uns:
«In
der Schrift heisst es aber auch: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht
herausfordern!'» Matthäus Kapitel 4, Vers 7
Gott muss
nichts tun
Konrad Blaser
Was will Jesus
uns mit dieser zweiten Versuchung sagen? Eigentlich nichts anderes, als dass
wir unseren Glauben nicht von einem Wunder, der nächsten Sensation oder dem
neuesten Hype in unserem Leben abhängig machen sollten. Unser Glaube an Jesus
sollte aus dem Vertrauen kommen. Wir vertrauen Gott, dass er unser Bestes im
Sinn hat, auch wenn es nicht danach aussieht.
Gott muss
sich nicht offenbaren, Gott funktioniert nach keinem logisch-menschlichen
Muster. Gott ist Gott. Punkt. Und je eher wir dies begreifen und beginnen, an
ihn zu glauben, ohne dass wir ihn sehen, verstehen und alles begreifen, kann
Gott zu Gott in unserem Leben werden. Denn auf diese
Weise bleibt Gottes Platz, seine Autorität und seine Herrlichkeit
unangetastet. Wir vertrauen Gott, auch wenn nicht alles so läuft, wie wir uns
vorstellen. Wir glauben an Gott, auch wenn wir harte Zeiten durchmachen. Wir
halten an Gott fest, auch wenn wir nicht weiterwissen, weil uns bewusst ist:
Gott hat immer das letzte Wort und dieses wird gut sein.
«Was
ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man
hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.» Hebräer Kapitel 11,
Vers 1
Zum Autor:
Konrad Blaser ist Pastor und leitet zusammen mit seiner Frau Andrea
die Freikirche HOPE & LIFE. Der Emmentaler ist Vater von zwei
Kindern, Dominic und Sienna. Er liebt es, mit anderen Menschen zusammen
denselben Traum zu leben und ist begeistert von Jesus und der Kirche am
Ort.
Buch «Einfach Jesus»:
Hier geht's zur Leseprobe von Konrad Blasers Buch, das im Grace today Verlag erschienen ist.
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