Im
Projekt «Home Wattenwil» finden Mütter mit ihren Kindern ein Zuhause. Der
Gemeinschaft ist es wichtig, Annahme und Wertschätzung zu vermitteln.
Kerstin und Peter Kobel
In der Bibel werden wir aufgefordert, uns um die Not von Witwen,
Waisen, Ausländern und anderen Menschen in benachteiligten Situationen zu
kümmern. Es entspricht Gottes Wesen, sich Schwachen und unbedeutend Scheinenden
anzunehmen. Genau von diesem Herzschlag wurden vor vielen Jahren auch Kerstin
und Peter Kobel erfasst.
Wenn Freunde gemeinsam träumen und Schritte wagen
Mit Corinne Messer, einer langjährigen Freundin, standen Kobels in
regem Austausch. «Gemeinsam träumten wir davon, Menschen ein Zuhause und
Zugehörigkeit schenken zu können.» Es waren Jahre, in denen die drei über
dieses Anliegen redeten und dafür beteten. Im Laufe der Zeit wurde ihnen die
Hilfe für Mutter und Kind zum besonderen Anliegen.
Irgendwann entschieden sie, sich nach Wohnmöglichkeiten umzusehen.
Es tat sich nichts und so entschied Corinne im Vertrauen auf Gottes Führung,
alleine umzuziehen. Als es um die Vertragsunterzeichnung für ihre neue
Mietwohnung in Wattenwil ging, zeigte sich, dass die zweite Dreizimmerwohnung
in diesem kleinen Haus unerwartet frei wurde. «Die nehmen wir», sagten Kobels,
obwohl sie wussten, dass die Wohnung für sie als vierköpfige Familie zu klein
war. Doch die Sache begann sich zu entwickeln und bald konnte eine zusätzliche,
geräumige Wohnung in einem Nachbarhaus gemietet werden.
Die Gemeinschaft wächst
Die erste Mutter mit ihrem zweijährigen Kind zog ein. Damit startete
die kleine Wohn- und Lebensgemeinschaft, die sich inzwischen «Home Wattenwil»
nennt. Manche suchen eine Bleibe für eine kurze Zeit, andere ein
langfristigeres Zuhause. Einige brauchen viel praktische Unterstützung, andere
nur punktuelle Beratung (Coaching).
«Als Gemeinschaft erfahren wir gegenseitige Bereicherung und
Ergänzung», halten Kobels fest. Besonders wichtig sind ihnen die gemeinsamen
Austauschzeiten beim Essen und die gemeinsame Erlebnisse bei Ausflügen. Der
wöchentliche «HOME»-Abend, wo über «Gott und die Welt» diskutiert wird, prägt die
Gemeinschaft. Peter meint: «Wir alle brauchen Wegbegleiter in unserem Alltag,
die an unserem Leben Anteil nehmen.»
Aller Anfang ist schwer
Die ersten Monate, bevor die Gemeinschaft zu ihrer natürlichen Struktur
gefunden hatte, waren anstrengend. Während die vielen alltäglichen Abläufe
geregelt werden mussten, galt es, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Es
braucht bekanntlich viel, um Vertrauen zu gewinnen, jedoch wenig, um dieses zu
zerstören. Die Menschen kommen mit erschütternden Lebensgeschichten, oft wurde
ihr Vertrauen missbraucht.
Gemeinsam lernten Koblers und Corinne – in den Anfängen auch durch
Fehler. Es war ein «learning by doing». Bis heute ist ihnen der lehrreiche
Austausch mit anderen Institutionen enorm wichtig.
Die Kraft von Annahme und Würde
Grundsätzlich ist das Anliegen im «Home Wattenwil» von Anfang an
das gleiche geblieben. Trotzdem haben sich gewisse Werte immer klarer
herausgebildet. Einer davon ist die Wertschätzung. «Wir wollen ausdrücken, dass
bei uns niemand weniger wertvoll ist.» Viele Menschen leiden unter
Minderwertigkeit und der Angst zu Versagen. Wie stabilisierend und hilfreich
ist es, an einem Ort zu leben, an dem gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung gelebt wird. Alle können etwas
zum Wohl der anderen beitragen.
Niemand ist vollkommen! Ein «Ja» zur eigenen Unvollkommenheit zu
haben, ist für den inneren Heilungsprozess enorm wichtig. Oft braucht es
jemanden, der im persönlichen Versagen Würde und Wertschätzung schenkt.
«Wir haben den Schritt, nach Wattenwil zu ziehen und das Projekt 'HOME' zu starten, noch an keinem Tag bereut. Die Höhen und Tiefen, die diese Aufgabe
mit sich bringt, machen uns abhängig von der Hilfe Gottes, die wir täglich in
Anspruch nehmen.»
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