Die Geschäftsleitung der EVP Schweiz hat die Parteibasis über ihre Meinung rund um die «Ehe für alle» befragt. Die Resultate zeigen einen klaren Trend, aber auch eine differenzierte Wahrnehmung bei den EVP-Mitgliedern.
Zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche
Paare als reiner Kernvorlage ohne Zugang zur Fortpflanzungsmedizin
zeigte sich ein breites und heterogenes Meinungsspektrum unter den EVP-Mitgliedern. Die detaillierte Auswertung, welche an die Basis der Partei verschickt wurde und auch Livenet vorliegt, zeigt, dass 52,7 Prozent der
Befragten «nein» zur Kernvorlage sagen und rund 14,7 Prozent «eher nein».
20,1 Prozent waren dafür und 12,4 Prozent eher dafür. Rund 2'000 Mitglieder der EVP
haben an der Umfrage teilgenommen.
Die Gründe pro und contra
Wer die Kernvorlage ablehnte, begründete dies vor allem mit
seinem Verständnis der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau sowie dem Zugang
zur Volladoption. Zudem könne die Kernvorlage zum Türöffner für einen späteren
Zugang für gleichgeschlechtliche weibliche Ehepaare zur Samenspende werden,
die man aber ablehne.
Für die Befürwortenden einer Ehe für alle stand vor
allem die Verbindlichkeit einer Beziehung im Zentrum. Allen Paaren solle
ein gesetzlichen Rahmen gegeben werden. Ausserdem sehen sie die Öffnung der
Ehe als Grundrecht, da alle Menschen vor der Verfassung gleich
seien. Ziel der Kernvorlage sei es ja, eine Ungleichbehandlung von
gleichgeschlechtlichen Paaren aufzuheben.
Klare Ablehnung der Kernvorlage
inklusive Samenspende
Während sich gegenüber der reinen Kernvorlage einer
Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ein breiteres Meinungsbild
zeigt, wird eine Kernvorlage inklusive Samenspende für gleichgeschlechtliche
weibliche Ehepaare sehr deutlich abgelehnt: Mehr als 86 Prozent sagen dazu
Nein oder eher nein.
Druck auf Legalisierung der Leihmutterschaft
Die Gegner einer Kernvorlage inklusive Samenspende begründen
ihre Ablehnung vor allem damit, dass bei einer Samenspende für weibliche Ehepaare
den Kindern der Vater vorsätzlich verwehrt würde. Gleichgeschlechtliche
Paare könnten von Natur aus kein Kind zeugen, weshalb hier nicht künstlich
eingegriffen werden sollte. Und schliesslich erhöhe der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin
für weibliche Ehepaare den Druck massiv, auch die Eizellenspende und Leihmutterschaft
für männliche Ehepaare zu legalisieren, um keine neue Diskriminierung
zu schaffen.
Problematische Leihmutterschaft
Dass in einem späteren
Schritt auch Eizellenspende und Leihmutterschaft zur Disposition
gestellt werden könnten, stiess bei den Teilnehmenden der Umfrage ebenfalls
auf deutliche Ablehnung. Gründe dafür waren die Gefahr des Menschenhandels
und der Ausbeutung des Körpers der Frauen. Zudem seien die langfristigen
Konsequenzen des Abbruchs der Frühbindung zwischen Kind und Leihmutter
sowie die Auswirkungen auf die Identitätsfindung
des Kindes noch weitgehend unbekannt
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