«The Blessing» von der Evangelischen Allianz Wiesbaden (Bild: Screenshot Youtube)
Sängerinnen und Musiker singen und
spielen «Der Herr segne dich» (The Blessing). Sie kommen aus unterschiedlichen
Kirchen und Gemeinden, und sie singen diesen Segen ihrer Stadt zu: Wiesbaden.
Der YouTube-Clip dazu fasziniert und berührt seitdem Zehntausende.
Deutschland singt. Das war das
geplante Motto und die Idee hinter dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober
2020. Chöre aus Kirchen und Gemeinden wollten den Tag nutzen, um irgendwo im
öffentlichen Raum ihre Stadt zu segnen. Doch dann kam Corona – und an
Chorauftritte in Fussgängerzonen war nicht mehr zu denken. Man hätte sich jetzt
resigniert zurückziehen können, doch die Evangelische Allianz in Wiesbaden
entschied sich für einen Schritt nach vorn.
Plan B
«Wie wäre es, wenn …», träumten
die ersten bei der nächsten Allianzsitzung. Nun sind solche Sitzungen meistens
kein Ort für visionäre Gedanken. Anders in Wiesbaden. «Wie wäre es, wenn wir
trotzdem singen?» «Und wenn wir das Ganze Corona-konform hinbekommen?» «Wenn
wir das Ganze am Vater unser aufhängen?» «Oder wenn wir die Stadt segnen, zum
Beispiel mit dem Song 'The Blessing'?» «Und wenn wir damit Hoffnung
weitergeben?»
Langsam wurde aus einer
verrückten Idee ein Plan: Die Musikteams aus den Allianzgemeinden in Wiesbaden
sollten einen Film aufnehmen. Darin wollten sie jeweils für sich und doch alle
gemeinsam der Stadt Gottes Segen zusprechen. Den Termin dafür verschoben sie
auf das Abschlusswochenende der Allianzgebetswoche, und dann begann die Planung
und Produktion.
Der Film
Wer den Film anschaut,
sieht nicht nur die Professionalität, mit der er produziert wurde. Schnell ist
klar: Dahinter steckt viel Herzblut. Sängerinnen und Sänger aus den Wiesbadener
Allianzgemeinden teilen sich das Lied auf. Nach einem kurzen Intro singen und
spielen sie vor und in ihren Gemeinden und in der Innenstadt. Dabei kommen die
unterschiedlichen Gemeinderichtungen genauso vor wie die verschiedenen
Musikstile: Das Lied wird durchgesungen, aber es wechselt zwischen klassisch,
poppig und rockig.
Stefan Weise ist Pastor in
Wiesbaden und Leiter der dortigen Evangelischen Allianz. Er freut sich über das
Signal, das durch diesen Segen hinausgeht: «Viele Menschen haben sich gemeldet
und gemeint, dass trotz dieser Unterschiedlichkeit von Gemeinden und
Musikstilen eine erstaunliche Einheit entsteht. Das hat eine besondere Kraft.»
Im Gespräch unterstreicht er sein Anliegen: «Auch in der Unterschiedlichkeit
können wir eins sein und ein Segen für die ganze Stadt.»
Im Fokus des Films ist nie ein
einzelner Sänger oder eine Musikerin. Spürbar geht es darum, miteinander und
für die Region zu beten. Zum Schluss des Videos kommen die über 30 Beteiligten
auf dem Neroberg zusammen. Im Clip singen sie ihr «Amen» im winterlichen
Schmuddelwetter, aber jeder Wiesbadener kennt das hochgelegene Ausflugsziel,
von dem man normalerweise die ganze Stadt im Blick hat. Und das Symbol wird
verstanden. «Wir zusammen für unsere Stadt», nennt es Pastor Weise.
Die Wirkung
Zum Abschlussgottesdienst der
Allianzgebetswoche im Januar wurde der Film das erste Mal gezeigt und in die
verschiedenen Gemeinden gestreamt. Seitdem ist er online und erfreut sich
ungebrochener Beliebtheit. Niemand hätte mit 43'000 Zuschauern gerechnet, die
der Clip bis heute hat. Und die zahlreichen Reaktionen sprechen für sich: «Tränen
in den Augen, vielen Dank! Gott segne euch!» (crum ent) oder «Das Lied ist so
tröstlich für mich. Ich höre und sehe dieses Video immer wieder und schöpfe
Zuversicht daraus in der für mich harten Zeit (Covid). Ich danke Euch für
dieses wundervolle Projekt.» (Astrid Keppler)
Auf die Frage, ob es ein
Nachfolgeprojekt geben soll, lacht Stefan Weise: «Mit der Frage habe ich
gerechnet. Tatsächlich sind wir gerade am Überlegen, aber noch ist nichts
spruchreif.»
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