Die von der Evangelischen Allianz am Mittwoch (19. Mai 2021) durchgeführte «DenkBar» hat gezeigt, dass ein respektvoller Umgang mit den strittigen Fragen
möglich ist. Vielleicht gerade weil der Anlass online durchgeführt wurde.
Auch bekennende Christen sind nicht ganz frei vom Phänomen,
dass die NZZ am 10. April so beschrieb: «Die Flut an Desinformation ist
beträchtlich. Besonders Fake-News zu Gesundheitsthemen haben im vergangenen
Jahr deutlich zugenommen. (...) Je länger
die Pandemie dauert, umso mehr scheinen die Menschen anfällig dafür zu sein, an
Fake-News und Verschwörungstheorien zu glauben. Mit der Krise geht auch eine
besorgniserregende Infodemie einher.»
Und die Folgen davon werden ebenso drastisch beschrieben: «Dass
der grassierende Verschwörungsglaube auch Freundschaften auf die Probe stellt
und Familien auseinanderbringt, ist dabei traurige Realität. Besonders
belastend ist die Situation für Angehörige von Menschen, die immer tiefer in
eine Parallelwelt abdriften und mit Argumenten nicht mehr zu überzeugen sind.»
Konstruktiver Dialog mit Verantwortungsträgern
Die DenkBar vom 19. Mai suchte daher «den konstruktiven
Dialog» zum Thema, und sie tat dies mit einem eindrücklichen Aufgebot von
christlich orientierten Persönlichkeiten, die in Politik und Medizin
Verantwortung tragen. An der via Zoom durchgeführten Veranstaltung nahmen der
Berner Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg, die
Oberärztin am Impfzentrum des Berner Inselspitals, Cornelia Staehelin, und der CEO
des Universitätsspitals Basel, Dr. Werner Kübler teil und stellten sich den
Fragen von 75 Teilnehmenden unter der Moderation von Rita Haudenschild. SEA
Co-Generalsekretär Andi Bachmann erklärte dazu, dass man bewusst
Persönlichkeiten in Verantwortung gesucht habe, um Sachlichkeit in die
Diskussion zu bringen.
Ohne Fehler ging es nicht
Man mag es bedauern, dass die Veranstaltung angesichts der
Brisanz des Themas nicht emotionaler, sondern sehr kultiviert verlief. Doch
dies ermöglichte es den in der Öffentlichkeit exponierten Personen, auch zu
ihren Grenzen zu stehen und nicht in den Verteidigungsmodus gehen zu müssen. So
Pierre Alain Schnegg, der freimütig einräumte: «Auch wenn wir jeden Tag Fehler
gemacht haben, so haben wir uns doch bemüht, das Beste zu machen.» Etwas, das
er sich von allen Christen wünscht. Oder wenn Spitaldirektor Werner Kübler die
Arbeit der Covid-19-Taskforce, die kürzlich mit ihrer pessimistischen Prognose
ziemlich daneben lag, verteidigte: Das mittlere Szenario der Taskforce habe es
dem Unispital ermöglicht, gerade richtig zu planen.
Mythen und Fake News entkräftet
Die Expertenrunde erhielt auch die Möglichkeit, verbreitete
Mythen und Fake News zu widerlegen, wie etwa diese, dass die aktuellen
Impfstoffe aus Zellen abgetriebener Föten gewonnen würden. Dies sei zwar in der
Vergangenheit geschehen, doch die aktuellen mRNA-Impfstoffe seien nicht auf embryonale
Zellen angewiesen. Wo heute bei der Forschung und Produktion noch Stammzellen
gebraucht würden, weiche man wegen der verbreiteten Kritik auf Krebsgewebe aus.
Grund zur Dankbarkeit
Dass die Impfempfehlung des Freikirchenverbands, die eine
innerevangelische Polemik ausgelöst hatte, richtig war, bestätigte die Runde
ebenfalls, denn die grossflächige Impfung ermögliche es, spätestens im Oktober
oder November wieder in die weitgehende Normalität zurückzukehren, so
Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg. Sowohl Schnegg wie Kübler betonten,
dass es Grund für Dankbarkeit gebe, wenn man die Situation in der Schweiz mit
andern Ländern wie aktuell Indien vergleiche. Und Andi Bachmann schloss mit dem
Wunsch, dass es den Christen gelinge, auch bei kontroversen Themen und
unterschiedlichen Meinungen respektvoll miteinander umzugehen sowie eine Kultur
der Ermutigung und Dankbarkeit zu pflegen. Er ermutigte dazu, für die
Verantwortlichen zu beten und für Leidende da zu sein.
Alles in allem hat der Anlass dazu beigetragen, auch
innerchristliche Diskussionen und Polemiken zu beruhigen und Verständnis für
die Arbeit der zuständigen Behörden, Exekutiven und Spitalleitungen zu fördern.
Sehen Sie sich hier den Livenet-Talk mit Christoph Egeler und
Matthias Egg über Themen rund um «Glauben und Denken» in voller Länge
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