Der
Kommandant der Milizfeuerwehr St. Gallen ist begeistert über die einzigartige
Teamarbeit bei Grosseinsätzen. An ruhigeren Tagen freut sich Jascha Müller,
Menschen zu motivieren und zu fördern.
Die Feuerwehr ist für Jascha Müller (56) aus St.
Gallen nicht nur ein Job, sondern Leidenschaft. Für ihn als Kommandant der
Milizfeuerwehr mit 220 Feuerwehrleuten ist die Begeisterung für die Sache
wichtig. «Mein Thema ist, mein Kader zum Fliegen zu bringen», sagt er in
bildlicher Sprache und fragt: «Wie bringe ich es fertig, dass alle
Milizfeuerwehrler begeistert sind und jeder am liebsten meinen Job übernehmen
würde?»
Folgenreiche Jahre in Davos
Als gelernter Zimmermann arbeitete Jascha Müller
insgesamt sechzehn Jahre in diesem Beruf. In jungen Jahren trat er in die
Milizfeuerwehr ein und es zog ihn arbeitshalber nach Davos, wo sein Leben in
verschiedener Hinsicht bereichert wurde. Hier traf er seine heutige Frau und
durch die Wohngemeinschaft, in welcher er lebte, fand er Zugang zum christlichen
Glauben – ein Glaube, der ihn sein weiteres Leben begleiten sollte.
Doch das
Thema Feuerwehr war mit dem Wegzug aus Davos nicht erledigt und zurück in St.
Gallen besuchte er in der dortigen Milizfeuerwehr erste Kaderkurse – die
Leidenschaft für die Feuerwehr sollte ihn nicht mehr verlassen.
«Vollzeit-Familienvater» und Karriere in der Feuerwehr
Jascha Müller und seine Frau
«Schon immer war ich gerne mit Menschen
zusammen», erzählt der dreifache Familienvater. Besonders freut er sich, wenn
junge Frauen und Männer Verantwortung übernehmen. Vier Jahre lang investierte
er sich als «Vollzeit-Familienvater» in seine Kinder, eine Aufgabe, die ihm
sehr gefiel. «Als dann 2003 meine Feuerwehrkarriere losging, tauschten wir
unsere Rollen wieder zurück.» Zuerst war er Stabsoffizier und arbeitete sowohl
in der Berufs-, wie auch in der Milizfeuerwehr. «Da wir in St. Gallen nur eine
kleine Berufsfeuerwehr haben, kommt bei grösseren Einsätzen sehr schnell die
Milizfeuerwehr dazu.» Seit 2013 ist er Kommandant der Milizfeuerwehr.
Egal, welche Funktion Jascha Müller gerade innehatte:
Andere Menschen zu begeistern und glücklich zu machen, ist für ihn das Grösste.
«Das gibt so viel zurück, dass eigentlich jeder dumm ist, der sich nicht in
andere investiert.» Seine grundsätzliche Menschenliebe sieht er in seinem Job
als grossen Vorteil.
Faszination der Kameradschaft in der Feuerwehr
Feuerwehrleute brauchen eine gewisse Begeisterung
für die Technik und müssen Freude an Kameradschaft mitbringen. Gemeinsam machen
sie etwas Sinnvolles und sind aufeinander angewiesen. «Wenn zwei in ein
brennendes Haus hineingehen, geht es darum, dass beide wieder rauskommen. Ohne
zu zögern, müssen sie sich aufeinander verlassen können.» Den Einsatz vieler
Feuerwehrleute lobt Jascha Müller in hohen Tönen. «Einige wählen sogar ihre
Arbeitsstelle so, dass sie möglichst gut für die Feuerwehr verfügbar sind.»
Gerade bei grossen Bränden beeindruckt es, wie
Feuerleute füreinander einstehen. Es kann vorkommen, dass 200 Feuerwehrleute
und 40 Fahrzeuge aufgeboten werden. «Die Power dieser Leute, die sich voll
reinhängen, ist begeisternd.» Die Intensität dieser Teamarbeit hat er noch
nirgends sonst erlebt.
Feuerwehr und christlicher Glaube
Schon öfters wurde Jascha Müller gefragt, wie ihm
sein Glaube in seinem Job hilft. «Besonders in belastenden Situationen trägt
der Glaube durch.» Sein Glaube sei Grundvertrauen und tragendes
Lebensfundament. «Bei schwierigen Einsätzen, besonders wenn Kinder betroffen
sind, kann ich schon mal Tränen vergiessen und bin dann froh zu wissen, dass
meine Zukunft in Gottes Händen liegt.» Auch bei Konfliktsituationen unter
Mitarbeitern ist er froh, mit Gottes Hilfe rechnen zu können.
Es gab schon viele schwierige Einsätze, auch Vorfälle
mit tödlichen Folgen. Jascha Müller ist von einem Leben nach dem Tod überzeugt und
hofft jeweils, dass die verstorbene Person im Glauben an Jesus gelebt hat.
Das Verhalten spricht immer
Als Missionar oder Prediger sieht sich Jascha
Müller nicht. «Aber alle wissen über meinen Glauben Bescheid.» Und wenn ihn jemand
auf seinen Glauben anspricht, was leider nur selten passiere, erzähle er immer
gerne davon. «Ich bin mir bewusst, dass ein Leben immer spricht.»
Seine erste
Erfahrung, die diese Tatsache unterstreicht, liegt 30 Jahre zurück. Damals war
er als Skilehrer in Davos. Ohne, dass er irgendetwas gesagt hätte, sagte jemand
zu ihm: «Du bist der erste gläubige Christ, den ich bewusst kennengelernt
habe.» Leute merkten das irgendwie.
Werte fürs Leben reinbringen
Neben seinem Beruf als Feuerwehrkommandant
engagiert sich Jascha Müller politisch im Kantonsrat von St. Gallen. Er ist der
Typ, der gerne anpackt. «Gerade von Christen, die sich politisch engagieren,
bin ich begeistert», sagt er und bedauert gleichzeitig, wie viele beim Gedanken an ein politisches Engagement abwinken und gleichzeitig das
politische Geschehen kritisieren.
Ob in der Feuerwehr, in seiner Freikirche oder in
der Politik: Jascha Müller ist gerne mit Menschen unterwegs und stets bemüht,
andere zu fördern und zu motivieren. Im Blick auf die Motivation in der
Feuerwehr spricht er aber davon, seine Leute als Führungsperson nicht zu
demotivieren. «Wer in die Feuerwehr kommt, ist von innen her motiviert. Wir
müssen neben fachlicher Qualität gute menschliche Grundwerte reinbringen und
der Erfolg stellt sich ein.»
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