Die Zeiten waren noch nie so schlimm wie heute –
behaupten jedenfalls manche Menschen. Gern verweisen sie dabei auf das, was die
Bibel Endzeit nennt. Der Apostel Petrus hat hier allerdings eine erfrischend
positive Perspektive.
Während viele beim Thema Endzeit bereits die
apokalyptischen Reiter am Horizont sehen, bleibt der Apostel Petrus in seinem
Brief sehr bodenständig und praktisch, als er davon spricht. Gerade deshalb
haben seine Ratschläge eine besondere Bedeutung. Seine Tipps finden sich im 1. Petrus, Kapitel 4, Verse 7-10.
Bete mit klarem Kopf
«Die Zeit, in der alles zu seinem Ziel kommt, steht nahe bevor. Seid daher wachsam und besonnen und lasst euch durch nichts vom Beten abhalten.» (Vers 7)
Wenn Christen heute vom Ende der Dinge sprechen,
klingt das oft nach Katastrophennachrichten oder Friedhof, nach einem Ende
voller Schrecken. Bei Petrus ist das anders. Sein Ende ist so «nahe» wie das «Reich Gottes» und meint das Ziel
und nicht den Untergang. Im Bild gesprochen sieht Petrus damit einen Läufer vor
sich, der auf den letzten Metern noch einmal einen Endspurt hinlegt, bevor er
die Ziellinie überquert.
Interessant ist die Schlussfolgerung des Apostels: Wir
sollen einen klaren Kopf bewahren und beten. Tatsächlich wird Gebet an mehreren
Stellen in der Bibel mit einer Art Erwartungshaltung für die Zukunft zusammen genannt,
nicht zuletzt im Vaterunser: «Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im
Himmel so auf Erden.»
Halte die Liebe fest
«Vor allem aber bringt einander eine tiefe und herzliche Liebe entgegen, denn die Liebe, so sagt uns die Schrift, 'deckt viele Sünden zu'.» (Vers 8)
Die Liebe von Jesus hat Petrus in seinem Leben immer
wieder erfahren – gerade in Situationen, wo er selbst überhaupt nicht
liebenswert war. Doch im Zusammenhang mit der Endzeit verbindet der Apostel
hier zwei ungewöhnliche Begriffe mit der Liebe: Der erste ist «Ausdauer». So
wie einem Marathonläufer ab Kilometer 26 sagt Petrus seinen Leserinnen und
Lesern: Haltet durch. Liebe ist mehr als ein spontanes Gefühl – sie erfordert
Ausdauer. Und Ausdauer benötigt Kraft, Wille und Training.
Der zweite Begriff
ist das «Zudecken». In manchen christlichen Kreisen ist Liebe eher mit dem
Begriff «aber» verknüpft. Da heisst es schon: «Ich habe dich lieb, aaaber…»
und nach dieser Einleitung kommt das eigentliche Anliegen, das, was man aus
lauter Liebe in Gottes Licht stellen möchte. Petrus empfiehlt das Gegenteil.
Seine Liebe sieht so aus, dass damit Schuld und Sünde zugedeckt werden und das
Gegenüber darin eingewickelt wird, wie in einer warmen Decke.
Öffne deine Tür
«Seid gastfreundlich gegenüber euren Geschwistern; nehmt sie gern und ohne zu murren auf.» (Vers 9)
Gastfreundschaft hatte zu neutestamentlicher Zeit im
Orient einen anderen Stellenwert als heute bei uns. Wir fühlen uns
gastfreundlich, wenn wir jemanden in 14 Tagen zum Mittagessen einladen und
dafür einen Termin absprechen, aber das ist nur eine Option für uns und keine
Pflicht. Das war im biblischen Kontext anders: Gastfreundschaft war ein
einklagbares Recht, das jedem zustand, sie war auch spontan üblich und hörte
bei der Einladung zum Essen und zur Übernachtung noch längst nicht auf.
Natürlich konnte man im Nachhinein wenigstens über den Gast lästern… Dem
schiebt Petrus hier einen Riegel vor. Er unterstreicht: Mach deine Tür auf und
tu es gern. (Wir reden hier übrigens vom Beginn einer Verfolgungszeit, wo
Menschen vorsichtiger wurden, die Worte von Petrus passen daher auch gut in
unsere Rückzugsgesellschaft.)
Tu etwas
«Jeder soll den anderen mit der Gabe dienen, die er von Gott bekommen hat. Wenn ihr das tut, erweist ihr euch als gute Verwalter der Gnade, die Gott uns in so vielfältiger Weise schenkt.» (Vers 10)
Typisch für Petrus, den Fischer und Praktiker, ist es,
dass er das Handeln betont. Das ist sein letzter Tipp für die Endzeit. Das
Leben von Christen sollte dadurch bestimmt werden, dass sie sich gegenseitig
helfen und dienen. Um die eigenen Gaben dabei richtig einsetzen zu können, muss
man sie aber erst einmal kennen – allerdings lernt man sie am besten
kennen, indem man sie einsetzt. Dafür bietet die Gemeinde ein optimales
Übungsfeld. Möglichkeiten, sich zu dienen, gibt es hier und im Umfeld der
Gemeinde viele.
Wer jetzt denkt, dass all diese Dinge auch ohne
Endzeit relevant sind, hat völlig recht. Allerdings sind sie auch und gerade am
«Ende aller Dinge» nötig – und wesentlich sinnvoller, als ein panisches
Beobachten angeblicher Zeichen und das Aufstellen möglichst exakter Zeitpläne.
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