Menschen
sehnen sich nach Wertschätzung. Und Christen bezeugen, dass jeder Mensch
wertvoll ist. Woran erkennen wir aber, dass dies nicht nur ein leeres
Lippenbekenntnis ist und wir Menschen tatsächlich wertschätzen?
«Jeder Mensch ist wertvoll!» – «Alle sind
gleichwertig!» – «Niemand darf diskriminiert werden!» So ähnlich klingt es heute
überall. Die Gesellschaft und die Kirche heben den Wert des Individuums hoch.
Aber: Achten wir den Wert des Menschen wirklich so bedingungslos? Haben diese
Slogans praktische Auswirkung in unserem Leben oder handelt es sich nur um eine
bedeutungslose Theorie?
Ein Bekenntnis ist einfach
Es ist einfach zu sagen, dass jeder Mensch
wertvoll und gleichwertig ist. Wie weit wir es wirklich glauben, erkennen wir
beim Betrachten unseres alltäglichen Lebens. Wen grüssen wir beispielsweise bei
einem Krankenhausbesuch, wem schauen wir dabei bewusst in die Augen?
Wertschätzen wir den entgegenkommenden Arzt gleich wie die Reinigungskraft? Beachten
wir die alte Frau im Rollstuhl genauso wie den Herrn im Anzug?
Vor kurzem wurde mit dem Slogan «Black Lives
Matter» weltweit Stimmung gemacht. Trotzdem scheint sich aktuell kaum jemand
für die enorme Krise in Schwarzafrika zu interessieren, die viele Millionen in
den Hunger treibt. «Ein Kind ist das grösste Geschenk!», wird oft gesagt – und
trotzdem werden in der Schweiz jedes Jahr circa 10'000 Abtreibungen
vorgenommen. Dahinter stehen 10'000 verschiedene Geschichten, bei welchen immer
irgendetwas als wichtiger erachtet wurde als das Leben des ungeborenen Kindes.
Wenn wir das Leben eines Menschen aufgrund einer möglichen Behinderung beenden,
welche Botschaft senden wir denn damit all denjenigen, die mit einer
Behinderung leben? Ist deren Leben minderwertig?
Elitäres Denken: Leben aus der falschen Quelle
Oft verlieren wir den Respekt vor Menschen, die
sich entweder unmöglich benehmen oder eine für uns inakzeptable Meinung
vertreten. Zuweilen genügt eine reduzierte Leistungsfähigkeit oder eine
unterdurchschnittliche Intelligenz, um jemanden als «weniger wichtig» zu
betrachten. Es ist erstaunlich, wie oft Menschen sich als eine Art Elite fühlen
und sich aufgrund irgendwelcher Kriterien von der Masse abzuheben glauben.
Einige
fühlen sich gut, wenn sie von geistlichen Leitern umgeben sind. Wenn sich sogar
ganze Gemeindeleitungen als elitäre Gruppe fühlen, dauert es in der Regel nicht
lange, bis sich andere Gruppen bilden, die sich aufgrund irgendwelcher
Kriterien als geistlicher und damit auch wertvoller halten als ihre Leiter.
«Wir beten mehr», kann es dann heissen, «wir führen mehr Menschen zu Jesus»,
«wir haben die bessere Lehre» oder ähnliches. Wenn sich jemand aufgrund
irgendwelcher Attribute von anderen abzuheben glaubt, zeigt er dadurch, dass er
nicht daran glaubt, dass jeder Mensch in gleichem Masse wertvoll ist.
Wertschätzende Menschen haben eine positive
Wirkung
Es gibt Menschen, die durch ein ausgesprochen
wertzuschätzendes Verhalten auffallen. Es sind Frauen und Männer, die weder
Tratschen, noch abschätzende Bemerkungen über andere machen. In ihrer Gegenwart
fühlt man sich ernstgenommen – selbst dann, wenn wir anderer Meinung oder sie mit
unserem Handeln nicht einverstanden sind. Auf die Frage, weshalb diese Leute
eine solch wertschätzende Art haben, mag es verschiedene Antworten geben. Doch
eines ist klar: Eine Person, die alle Menschen wertschätzt, ist sich des
eigenen Wertes bewusst, welcher unabhängig äusserer Merkmale besteht. Das
verleiht innere Ruhe und lässt denselben Wert auch in anderen Menschen
erkennen.
Wer seinen Wert aus der Beziehung mit Gott
schöpft, hat eine unversiegbare Quelle an Wertschätzung gefunden. Mitmenschen
können dies erkennen. Ein Umgang mit jemandem, dem man sich nicht beweisen und
auch nicht in der Angst leben muss, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, ist
wohltuend. Das war auch der Grund, weshalb Jesus gerade diejenigen angezogen
hatte, die am Rand der Gesellschaft standen. Aussätzige, Gescheiterte,
Prostituierte und Betrüger zog er in seinen Bann – eigentlich alle, abgesehen
derjenigen, die sich als Elite bezeichneten und auf andere herabblickten.
Wertschätzung bedeutet nicht, alles gut zu
heissen
Wer Menschen Wertschätzung entgegenbringt, ehrt
dadurch Gott, der alle Menschen in seinem Bilde geschaffen hat. Egal wie weit
sich Frauen und Männer von ihrer göttlichen Bestimmung entfernt haben, sind sie
noch immer sein Geschöpf.
Menschen wertzuschätzen bedeutet jedoch nicht,
alles gutheissen zu müssen, was diese sagen oder tun. Jesus, der wertschätzendste
Mensch, der jemals auf dieser Erde lebte, dient uns als Vorbild. Mit Liebe und
Annahme zog er Menschen an, obwohl es offensichtlich war, dass er ihren Lebensstil
nicht guthiess. Trotzdem verbrachte er Zeit mit ihnen, heilte sie und liebte
sie.
Je
mehr wir den Wert unserer Mitmenschen aus Gottes Sicht erkennen, werden wir
dieselbe Wirkung auf sie haben. Die Frage bleibt, ob wir den menschlichen Wert
tatsächlich so sehen und Leute entsprechend anziehen oder ob unser Glaube, dass
jeder Mensch wertvoll ist, vielleicht doch eher theoretischer Natur und somit
bedeutungsdlos ist.
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