Die Schweiz macht erneut Schlagzeilen mit der Suizidhilfe. Die Organisation Exit feiert ihr 30-jähriges Bestehen am 16. Juni in Zürich am Rande des Weltkongresses der Sterbeorganisationen. Zuvor will Justizministerin Simonetta Somaruga das «Schweizer Modell» vorstellen. In der Waadt ist Exit politisch in die Offensive gegangen.
Die Waadtländer stimmen am 17. Juni über eine 2009 eingereichte Initiative der Organisation ab, die den freien Zugang zur Suizidhilfe in allen subventionierten Pflegeheimen verlangt. Kantonsparlament und Regierung haben einen Gegenvorschlag erarbeitet. Die Heime des drittgrössten Schweizer Kantons lassen in ihrer Mehrheit Suizidhelfer bereits zu. Eine Minderheit weist sie ab, da Beihilfe zum Suizid dem Auftrag eines Pflegeheims zuwiderlaufe und das Gemeinschaftsleben belaste.
Suizid-Druck verhindern
Regierung und Parlament wollen laut der NZZ mit dem Gegenvorschlag Missbräuche verhindern: Alte und schwer behinderte Menschen könnten versucht sein, in einer Depression oder unter dem Einfluss von Verwandten den Suizid zu wünschen, ohne dass dieser Wunsch dem freien Willen entspricht. Der Gegenvorschlag will daher für Suizid-Hilfe Bedingungen vorgeben: Der verantwortliche Arzt muss mit dem Pflegepersonal und im Gespräch mit den Angehörigen sicherstellen, dass der Wunsch, das Leben zu beenden, mit klarem Kopf formuliert und bestätigt wurde, dass eine unheilbare Krankheit vorliegt und palliative Alternativen besprochen wurden.
Breites Meinungsspektrum
Während die grossen Parteien (ohne die Grünen) sich für den Gegenvorschlag ausgesprochen haben, lehnen konservative Kreise und einzelne katholische Persönlichkeiten beide Vorlagen ab. Vertreter der reformierten Kirche bevorzugen den Gegenvorschlag. In einer Debatte des Westschweizer Fernsehens sagte Staatsrat Pierre-Yves Maillard, bei Annahme der Initiative müssten die Heime Vertreter jeder Sterbe-Organisation einlassen.
Jüdisch-christliche Stellungnahme
In einer Debatte des Westschweizer Fernsehens sagte Staatsrat Pierre-Yves Maillard, bei Annahme der Initiative müssten die Heime Vertreter jeder Sterbe-Organisation einlassen. Während die grossen Parteien (ohne die Grünen) sich für den Gegenvorschlag ausgesprochen haben, lehnen konservative Kreise und einzelne katholische Persönlichkeiten beide Vorlagen ab.
Die beiden Landeskirchen und die Israelitische Gemeinde Lausanne haben Ende März in einer gemeinsamen Stellungnahme festgehalten, die Beihilfe zum Suizid, im Strafgesetzbuch erlaubt, könne nicht als Recht beansprucht werden. «Wir glauben, dass Gott allein der Herr über das Leben ist», halten die Religionsgemeinschaften fest. Der Tod sei nicht das letzte Ende.
Euthanasie-Gegner bieten Alternative
In der Migros-Klubschule gegenüber dem Swissôtel in Zürich-Oerlikon, in dem der Kongress stattfindet, führen Lebensrechtler am 15.Juni eine alternative Veranstaltung durch. Geboten werden Kurzreferate zum Thema «Assistierter Suizid: ge(zer)störte Menschenwürde» (Beginn 8.00 Uhr). Veranstalter ist die Euthanasia Prevention Coalition, sprechen wird unter anderen ihr Direktor Alexander Schadenberg.
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