Der Digger «D-250» ist ein wahres Ungetüm aus dickem Stahl, sorgfältig von Hand zusammengeschweisst. Es wird in der Schweiz gebaut, um in Kriegsgebieten Minen zu räumen – ein stählerner Lebensretter, entstanden aus Technikleidenschaft und christlicher Friedensüberzeugung. Ihr Erfinder: Frédéric Guerne aus Tavannes.
Das Minenräumfahrzeug «Digger» D-250.
Viele Christen stört es, dass die Schweiz ein aktives Waffenlieferland ist. Ingenieur Frédéric Guerne wurde von seinem Glauben motiviert, ein Friedensgerät zu entwickeln: einen Schweizerpanzer, der Minen zerstört. Die jüngste Schöpfung der «Digger»-Serie ist sechs Meter lang, 11,8 Tonnen schwer, 250 PS stark, ferngesteuert und wird wie ein Panzer von massiven Ketten angetrieben. Vorn am Bug wird ein Vorbau angebracht, an dem sich Hämmer mit 800 Umdrehungen pro Minute wie ein Pflug durch den Boden und Unterholz wühlen. So können ferngesteuert Minen zur Explosion gebracht werden.
Mit seinem Team von rund 20 Mitarbeitern stellt Frédéric Guerne die «Digger» in Tavannes her und verkauft eins bis zwei dieser Ungetüme pro Jahr. Die Herstellungsfirma hat die Form einer Stiftung, weil Guerne mit dem Krieg kein profitables Geschäft machen will.
Durch den Glauben motiviert
Frédéric Guerne, Gründer und Direktor der Foundation Digger.
Frédéric Guerne war schon immer von allem begeistert, was explodierte und sich schiessen liess. Als Jugendlicher kam er zum Glauben, u.a. motiviert durch einen Kollegen, der bei der Heilsarmee war und mit dem er viele Gespräche hatte. Er begann, sich in einer christlichen Jugendgruppe zu engagieren. «Nach meiner Bekehrung habe ich versucht, mich in den Dienst an meinem Nächsten und Gott zur Verfügung zu stellen», erzählt er. «Aber ich wusste nichts von dieser Welt, die evangelischen Gemeinden waren für mich neu. Ich sah, dass die Christen sich einsetzten, indem sie entweder Musik machten oder predigten. Ich dachte, dass das die einzige Art sei, mich zu engagieren. Heute bin ich weder Pastor und noch weniger Musiker, das wäre nicht gut gekommen.»
Seine Interessen lagen definitiv auf anderem Gebiet. «Seit der Kindheit hat mich die Technik fasziniert. So lange ich mich erinnern kann, habe ich Maschinen erfunden und gebaut. Eines Tages sagte ich mir, wenn Gott mir die Gabe gegeben hat, ein guter Ingenieur zu sein, dann sollte ich vielleicht dort meinen Weg suchen. Es dauerte noch einige Jahre, bis ich von Minen in Vietnam hörte. Ich begriff, dass ich hier als Ingenieur etwas beitragen konnte, zumal mich dieses Gebiet immer noch sehr interessierte. Es brauchte noch einige Wunder, bis ich mich eines Tages auf Minenfeldern in Kambodscha wiederfand und in die ganze Welt der Minenräumung eintrat.» Jetzt konnte er seine Leidenschaft und seinen Glauben mit dem Beruf verbinden. «Ich will, dass mein Leben zu etwas dient», sagt Guerne. «Die Übereinstimmung zwischen meinem spirituellen und meinem beruflichen Leben ist für mich extrem wichtig.»
Minen – eine weltweite Bedrohung
«Weltweit sind Menschen in mehr als siebzig Ländern jeden Tag dem Übel der Minen ausgesetzt», berichtet die Stiftung «Digger» auf ihrer Website. «Die direkten Opfer, die getötet oder verstümmelt werden, werden auf 10'000 bis 15'000 geschätzt, was jedes Jahr einer totalen Auslöschung von vier oder fünf Dörfern gleichkommt.» Der Kampf gegen die heimtückischen Minen ist noch lange nicht gewonnen. Laut der Organisation Handicap International wurden in den letzten 15 Jahren gegen 50 Millionen Antipersonenminen vernichtet, 27 Kriegsländer sollen inzwischen frei von Minen sein. Im Moment werden «Digger» z.B. in Bosnien eingesetzt, wo Hochwasser alte Minen aus dem Jugoslawienkrieg freigespült hat.
Geduldige Entwicklungsarbeit
16 Jahre z.T. mühsamer Entwicklung waren nötig, bis der «Digger» D-250, die vierte Generation der Minenräumer aus dem Jura, einsatzbereit war. Weltweit gibt es Konkurrenz von z.T. grossen Firmen wie Komatsu und Hitachi aus Japan. Ein Digger ist in etwa drei Monaten zusammengebaut und kostet eine halbe Million Franken. Die Stiftung Digger konnte sich für Administration und Herstellung der Minenräumer günstig im alten Zeughausareal von Tavannes einquartieren, das nun allerdings verkauft werden soll. Im Moment laufen Verhandlungen, dass der Standort in Tavannes gesichert werden kann – für einen wichtigen Beitrag der Schweiz zur Friedenssicherung.
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