Anti-Freikirchenkampagne

Schweizer Medienmagazin über guten und schlechten Journalismus

Journalismus mit dem Ziel der Quotenjägerei ist unter Journalisten umstritten. Denn er ist selbstzerstörerisch, weil er seine eigenen Grundlagen und damit die Glaubwürdigkeit verletzt. Ein Profijournalist stösst seine Kolleg(inn)en zum Nachdenken an.

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Die Medienberichte der letzten Tage.
Artikel, wie sie der Blick über Pflegeeltern mit freikirchlichem Hintergrund verfasste, verletzen die journalistische Ethik und haben keine Zukunft. Das schreibt Christoph Keller, Redaktionsleiter bei SRF 2 Kultur, im Schweizer Medienmagazin Edito+Klartext. Er spricht von einer «Erregungsbewirtschaftung» und hat in gewisser Weise auch Verständnis dafür: «Wer heute im Journalismus dem Prinzip der Aufmerksamkeit folgt, möchte die etwas stickige, arbeitsame Redaktionsstube (heute Newsroom) möglichst rasch tauschen gegen das grelle Licht auf dem medialen Jahrmarkt.» Es sei ein Kampf um Beachtung durch den modernen User, der zwischen unterschiedlichen Geräten hin und herzappt und sich sein Informationsmenu nach Belieben zusammenstellt.

Doch nicht immer verlaufe die Erregungskurve linear, denn zuweilen hielten bei Geschichten wie «Gerigate» namhafte Medien dagegen. Die Freikirchenkampagne erwähnt Keller nicht. Sie ist wohl auch erst nach dem Verfassen des Artikels gelaufen. Aber auch hier hat sie Widerspruch in Form eines Artikels des bekennenden Agnostikers Alex Baur in der Weltwoche erfahren.

Folgen der Erregungsbewirtschaftung

Laut Keller ist die Erregungsbewirtschaftung schädlich, weil damit «zentrale, komplexe gesellschaftliche und politische Fragen unter die Räder kommen». Und sie gefährdet auch den gesellschaftlichen Frieden und bedroht Minderheiten, müsste man bezüglich der Blick-Kampagne anfügen, besonders wenn sie Vorurteile schafft und bekräftigt. Kampagnen, die sich beispielsweise gegen Juden oder Muslime richten – oder gegen Homosexuelle – sind absolut tabu. Freikirchen dürfen aber zurzeit noch in die Pfanne gehauen werden, wie auch Alex Baur in seinem Artikel anmerkte.

Keller sieht es noch grundsätzlicher und formuliert es so: «Journalismus war noch nie so vielfältig, so multimedial und so bunt. Wenn die 'journalistische Profession' aber nicht herunterkommt von ihrem Erregungszustand, wenn sie es nicht schafft, von ihrem ständigen Flirt mit der Skandalisierung Abstand zu nehmen, wird sie dort, wo Journalismus die Rolle als vierte Gewalt im Staate einnehmen soll, nicht mehr ernst genommen.»

Mut, eine klare Linie, Wahrhaftigkeit, ...

Christoph Keller beschreibt aber auch sein Ideal von guter Medienarbeit: «Mut, eine klare Linie, Wahrhaftigkeit, Haltung sind die Tugenden des Journalismus.» Daran kann sich auch christlicher Journalismus orientieren. Auch wenn er selbst tagtäglich um die Aufmerksamkeit von Zuschauern, Hörern und Lesenden kämpft.

Zum Thema:
Pflegekinderdiskussion: Christliche Pflegeeltern verdienen Wertschätzung, nicht Diskriminierung
Medienberichte: Rückendeckung für die «Frömmler»

Berechtigte Sorge?: Christen an Pädagogischen Hochschulen erneut im Visier
Professor Jürgen Moltmann: Die Zukunft der Volkskirche ist freikirchlich

Datum: 28.10.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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