Sterbehilfeorganisation «Exit» braucht endlich eine Konkurrenz
Ist ein Suizid bei Exit etwas anderes als 1'000 «normale Suizide» in der Schweiz? Wenn nicht, müssen wir mit einer Alternativorganisation vorwärts machen, meint Hanspeter Schmutz, Leiter des Instituts INSIST.
In der Schweiz nehmen sich nach offiziellen Angaben jeden Tag drei bis vier Menschen das Leben. Das sind im Schnitt der letzten fünf Jahre 1'090 Personen jährlich. Vermutlich sind hier Menschen, die mit einem begleiteten Suizid aus dem Leben geschieden sind, nicht mal eingerechnet. Das ist ja irgendwie auch kein richtiger Selbstmord. Und vor allem kein schlimmer – wie etwa der «Schienensuizid».
Sauber und schmerzlos?
126 Menschen sind in der Schweiz im letzten Jahr auf diese Weise ums Leben gekommen, wie die SBB in ihrer aktuellen Statistik festhalten. Tendenz steigend. Und das trotz «Exit». Diese rührige «Hilfsorganisation» betont bei ihren öffentlichen Auftritten immer wieder, wie sauber und schmerzlos doch die Exit-Methode über die Bühne gehe. Und damit eine echte Alternative zum «Schienensuizid» sei.
Das mag ja vergleichsweise noch stimmen. Die SBB-Statistik zeigt aber, dass das Argument nicht allen einleuchtet. Doch das Exit-Hilfsangebot hat ja auch eine viel breitere Zielgruppe: Angesprochen sind alle zukünftig vielleicht mal Lebensmüden, psychisch Angeschlagenen und – vor allem – alle Patienten mit einer drohenden langen Leidenszeit. Sie sollen dank «Exit» erlöst werden.
Die Patientenverfügung genügt nicht allen
Mit diesem Geschäftsmodell hat «Exit» Erfolg – wohl auch finanziell. Die Mitgliederzahlen legen das nahe. Schliesslich kann man sich so absichern. Und mit einer Mitgliedschaft vom organisierten Exit profitieren.
Ehrlich gesagt: Mich nerven die heldenhaften Helfer-Auftritte der Exit-Exponenten. Und ich frage mich, warum die alternativen Angebote so zurückhaltend präsentiert werden. Da gibt es seit Jahren gut durchdachte, «saubere» Patientenverfügungen, die festlegen, welche Massnahmen am Ende des Lebens noch ergriffen werden sollen. Und vor allem gibt es eine Vielzahl von palliativen Angeboten. Sie versprechen, eine allfällige Leidenszeit mit schmerzstillenden Massnahmen zu lindern und so den Lebensabend erträglicher zu gestalten.
Jetzt braucht es Pexit
Mir fehlt eine Organisation, die dieses Angebot unkompliziert anbietet und leicht zugänglich macht. Nennen wir sie «Pexit»: Eine palliativ ausgerichtete Vereinigung, die mir garantiert, dass ich im Falle des Falles mein Leben selbstbestimmt und mit wenig Schmerz in aller Ruhe zu Ende führen kann, behütet – vielleicht sogar im Kreise der Familie.
Für «Pexit» würde ich den Mitgliederbeitrag sofort einzahlen. Und mit mir zusammen vielleicht sogar ein paar Exit-Mitglieder, die schon lange auf diese Möglichkeit gewartet haben. Von «Pexit» lasse ich mir gerne den Mantel umlegen – und verzichte ohne Zögern auf den todbringenden Exit-Cocktail.
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