Auch der Westen muss seine Religionsfreiheit verteidigen
Nach
Jahrzehnten erlebter Freiheit wählen westliche Länder Politiker an die
Macht, welche die Freiheit einschränken, oder stimmen für Gesetze, die
Freiheiten aufheben. Ein brisantes Thema dabei ist die
Religionsfreiheit.
Typisch für die Entwicklung, welche zum Beispiel zu einer
Einschränkung der Religionsfreiheit führen könnte, ist, dass ihre
Förderer eigentlich die Welt besser machen wollen und sich für mehr
Selbstbestimmung einsetzen, insbesondere wenn es um Leben und Tod geht.
Der Ostschweizer Gymnasiallehrer Michael Rüegg hat in einem Büchlein «Krise der Freiheit» dazu Beispiele präsentiert.
Menschenrechte für Menschenaffen
Buchcover «Krise der Freiheit»
Typisch dafür sei der australische Philosoph Peter Singer, der auch
als geistiger Vater der Effektiven Altruisten (EA) gilt. Er spitzt die
Idee der Selbstbestimmung auf das Recht zu, über das Ende des eigenen
Lebens oder auch über dasjenige von (kranken) Neugeborenen zu
entscheiden. Er erweitert im Gegenzug den Personbegriff auch auf höhere
Tierkategorien aus, sofern sie in der Lage seien, sich ihrer Existenz in
Raum und Zeit bewusst zu sein. Zu einer Person gehört laut Singer, dass
sie Denkvermögen und Selbstbewusstsein besitze. Er verbindet damit
Fähigkeiten wie die Empfindung von Emotionen oder das Ausführen von
zukunftsgerichteten Handlungen. Diese Fähigkeiten seien entscheidend
dafür, ob wir ein Leben für lebenswert halten. Singer hat dafür den
Begriff «Lebensqualität» geprägt! Er wendet diesen zum Beispiel auf
Menschenaffen an und schliesst schwer behinderte Neugeborene davon aus.
Vor diesem Hintergrund ist auch die kürzlich erhobene Forderung nach
«Menschenrechten für Menschenaffen» zu verstehen.
Singer kritisiert konsequenterweise die Sonderstellung der Menschen
allein aufgrund ihrer Spezies. Er vergleicht dies mit Rassismus oder
Sexismus. Wer darüber wirklich nachdenke, komme zum gleichen Schluss wie
er, ist Singer überzeugt.
Eine neue Moral
Er lehnt daher auch die jüdisch-christlich geprägte Moral ab. Diese
Ablehnung ist für ihn der Schlüssel, um unsere Welt besser zu machen.
Ziel einer neuen Ethik müsse es sein, das Leid global zu minimieren und
das Glück möglichst vieler bewusster Wesen zu maximieren,
einschliesslich der Tiere. Rüegg: «Es spielt für Singer dabei keine
Rolle, ob diese bewussten Wesen Menschen, Hunde, Schweine,
Ausserirdische oder Maschinen mit künstlicher Intelligenz sind.»
Ihre Moral gründen die Effektiven Altruisten, deren vorrangiges Ziel
es ist, mit ihrer Spende möglichst viel gute Wirkung zu erzielen, auf
Wissenschaft und kritisches Denken. Sie schliessen damit aber Anhänger
traditioneller Moral, die sich zum Beispiel auf das christlich-jüdische
Menschenbild stützen, aus. Sie lehnen jegliche Religion ab, auch wenn
sie die Spenden- und Opferbereitschaft deren Anhänger würdigen. Sie
halten aber eine Welt ohne Religion für eine bessere Welt.
Angriff auf Religionsfreiheit
Michael Rüegg hält denn auch fest: «Bekämen sie eines Tages die
politische Macht in die Hände, hätten Menschen mit einer anderen
moralischen Auffassung einen schweren Stand in der Welt, also etwa
Juden, Muslime, Christen und fleischessende Atheisten. Ihre
wissenschaftlich optimierte Moral erweist sich als ein Angriff auf
unsere religiöse Freiheit.»
Michael Rüegg beschreibt sodann weitere Bewegungen, welche die
Tendenz zu einer Gesinnungsdiktatur haben, so die Evolutionären
Humanisten, die School of Life oder die «Anleitung zum Menschsein» nach
Peter Sloterdijk.
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