Sharran Sutherland verlor ihr Baby in der 14. Schwangerschaftswoche.
Eigentlich sollten die Fotos, die sie damals von ihrem Kind machte, nur eine
Erinnerung für sie sein. Doch jetzt will die Christin damit auch andere
ermutigen.
Sharran Sutherland mit ihrem Mann
Bei der Ultraschalluntersuchung in der 11. Woche war noch alles in
Ordnung. Doch drei Wochen später war mein ungeborenes Baby tot. Ärzte rieten
mir zu einer Ausschabung, aber das brachte ich nicht übers Herz. Ich wollte
mein Kind nicht in Einzelteilen im Krankenhaus zurücklassen. Ich wollte es
sehen und halten.
So bekam ich wehenfördernde Mittel und brachte den kleinen Miran am 23.
April zur Welt. 173 Tage vor seinem Geburtstermin. Ich kann nicht beschreiben,
was ich fühlte, als ich ihn sah. Aber in meinen furchtbaren Schmerz mischte
sich totales Erstaunen. Denn er glich nicht den Abbildungen, die ich aus den
Schwangerschaftsbüchern kannte. Obwohl er erst 14 Wochen alt war, sah er aus
wie ein echtes, winziges Baby. Wunderschön und perfekt ausgebildet. Tiefe
Ehrfurcht erfüllte mich.
Die Zeit des Abschieds
Fuss von Miran
In den USA darf man nur Babys, welche die 20. Schwangerschaftswoche
erreicht haben, auf einem Friedhof beerdigen. Die Ärztin meinte deshalb zu uns,
wir könnten den Abort im Krankenhaus lassen, sie würde ihn entsorgen, oder wir
sollten ihn daheim beerdigen. Ich war so geschockt, dass sie mein Kind als
Abort bezeichnete und es einfach in den Müll werfen wollte. Doch noch war ich
nicht in der Lage, es zu beerdigen. So nahmen wir das Baby mit und daheim
bereitete ich eine Salzlösung vor, um es im Kühlschrank aufzubewahren. Ich
weiss, dass klingt total gruselig, aber ich brauchte die Zeit, das alles zu
begreifen, Miran zu sehen und mich von ihm zu verabschieden. Und ich wollte
nicht, dass der Verwesungsprozess so schnell einsetzt.
Viele Tage verbrachte ich damit, Miran zu halten und jedes Detail an
ihm anzusehen. Er war so perfekt! Wie können Ärzte behaupten, so ein Wunder
wäre nur ein Zellklumpen? Obwohl er nur acht Zentimeter gross war und nur 26
Gramm wog, war er schon so weit ausgebildet. Hatte Ohren, eine Zunge,
Zahnfleisch, Lippen, jedes einzelne, kleine Körperteil. Er war ein voll
entwickeltes, winziges Baby und hätte nur noch wachsen und grösser werden
müssen. Er war so wunderschön, dass ich es nicht glauben konnte. In dieser Zeit
entstanden die Bilder von Miran. Und ich machte auch Hand- und Fussabdrücke von
ihm. Ich brauchte diese Zeit mit ihm, um ausgiebig zu trauern. Zu verstehen,
dass ich ihn niemals aufwachsen sehen werde. Doch es half mir, ihn zu sehen und
zu halten. Wenigstens diese Sehnsucht wurde erfüllt.
Nach einer Woche tiefer Trauer beerdigten wir Miran unter einem
Blumenstock. Mein tiefer Glaube half mir beim Abschied nehmen. Denn ich weiss,
dass Miran jetzt bei Jesus ist und wir uns eines Tages wiedersehen werden.
Eine gewagte Idee
Händchen von Miran
Die danach folgende Zeit verbrachte ich immer wieder intensiv mit
Gebet. Es war Anfang Oktober, als ich Gott wieder einmal für die Zeit mit Miran
dankte und fragte, wie ich ihn durch mein Schicksal ehren kann. Damals hatte
ich das erste Mal den Impuls, werdenden Müttern durch meine Geschichte Mut zu
machen. Solchen, die in keiner einfachen Lebenssituation und vor einer grossen
Entscheidung stehen. Zur selben Zeit bat mich eine Freundin, die Fotos von
Miran veröffentlichen zu dürfen. Zu zeigen, dass ein Baby in der 14. Woche eben
kein Zellklumpen ist, nicht nur Gewebe, sondern ein fertiges kleines Baby, das
wurde uns dabei wichtig.
Die Reaktionen auf Mirans Fotos waren sehr unterschiedlich. Manche
fanden es pietätlos und waren entsetzt. Aber viele Frauen dankten mir und
erzählten mir ihre Geschichte von Fehlgeburten oder Abtreibungen. Zwei Mütter
haben sich aufgrund der Bilder entschieden, ihr Baby zu behalten. Ich möchte
nicht sagen, dass Gott den Tod von Miran gewollt hat. Aber zu sehen, dass Gott
auch durch sein Schicksal wirkt, tröstet mich sehr. Obwohl er nur 14 Wochen im
Mutterleib leben durfte, hat er viele Menschen berührt und etwas bewegt. Dafür
bin ich Gott dankbar.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...