In China sollen erstmals Babys zur Welt gekommen
sein, deren Erbgut mit der Crispr/Cas9-Methode vorher verändert wurde.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der Theologe Peter Dabrock,
kritisierte das scharf. Auch Wissenschaftler weltweit warnten davor, die
Gene von Menschen derart zu manipulieren.
Der Theologe Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, sieht Genmanipulationen an menschlichen Embryonen aus ethischen Gründen kritisch.
Erstmals sind in China Zwillinge mit genetisch verändertem Erbgut zur Welt gekommen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press (AP).
Demnach wurde den Babys als Embryonen mit der sogenannten Genschere
Crispr/Cas9 die DNA so verändert, dass sie sich nicht mit HIV infizieren
können.
Unsichere Methode
Ethiker und Wissenschaftler weltweit haben das scharf
kritisiert. Zu unsicher sei die Methode noch, zu unklar die möglichen
Folgen und Risiken. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der
Theologe und Ethiker Peter Dabrock, sagte laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ), es handele sich hierbei um «unverantwortliche Menschenversuche».
Er forderte die Politik dazu auf, eine Kontrollbehörde für solche
gentechnischen Eingriffe einzurichten, wie es sie auch für den Einsatz
von Atomenergie gibt. «Die Menschheit muss ein Mitspracherecht haben.
Immerhin handelt es sich um einen Eingriff in die biologische Grundlage
des Menschen», zitiert ihn die FAZ. In einem weiteren ausführlichen Essay
führt Dabrock die ethischen Aspekte im Zusammenhang mit diesem
Verfahren aus und kommt zu dem Resümee: «Ich bin jedenfalls nicht
bereit, diese Entwicklung kommentarlos anderen zu überlassen. Es geht um
die Zukunft der menschlichen Natur.»
«Potenzielle Risiken höher als mögliche Vorteile»
Auch von Wissenschaftlern kam Kritik an dem Experiment ihres
chinesischen Kollegen He Jiankui von der Universität Schenzen. «Kein
Baby sollte geboren werden, an dem diese Technologie angewandt wurde.
Dafür ist es noch zu früh», erklärte etwa der Mediziner und Genetiker
Kiran Musunuru von der University of Pennsylvania. «Wenn die
potenziellen Risiken höher sind als die möglichen Vorteile – und ich
denke, das ist hier der Fall –, ist das nicht ethisch», sagte er
gegenüber AP.
Die amerikanische Wissenschaftlerin Jennifer Doudna, eine der Urheberinnen der Crispr-Methode, sagte laut der Nachrichtenseite Spiegel Online
über den Fall in China: «Wenn sich das bestätigt, stellt diese Arbeit
einen Bruch mit dem zurückhaltenden und transparenten Vorgehen der
globalen Wissenschaftsgemeinde bei der Anwendung von Crispr/Cas9 zum
Editieren der menschlichen Keimbahn dar.» Sie betonte, wie wichtig es
sei, enge Grenzen für die Genmanipulation bei Embryonen abzustecken.
Vorstufe zu Designer-Babys?
Die Crispr-Methode haben Wissenschaftler bereits früher bei menschlichen Embryonen angewandt.
Diese sind aber nicht geboren worden. Mit dieser Technologie lassen
sich defekte Genabschnitte reparieren. So könnten etwa Erbkrankheiten
bereits vor der Geburt ausgeschaltet werden. Die genauen Folgen eines
solchen Eingriffs sind jedoch noch nicht kontrollierbar. Die
Veränderungen im Erbgut können zudem in die nächsten Generationen
weitervererbt werden. Mit dem Verfahren verbinden sich daher viele
ethische Fragen – auch die, ob der Mensch diese Technologie nicht
irgendwann nutzen würde, um sich ein Baby mit beliebigen Eigenschaften
zu designen.
Heute Dienstag, 27. November 2018, startet in Hongkong der zweite internationale Wissenschaftsgipfel zur Veränderung des menschlichen Genoms, bei dem es auch um ethische Fragen gehen soll.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...