Evangelische
Bioethiker haben sich vielen ihrer säkularen Kollegen angeschlossen und die
Forschung verurteilt, die Berichten zufolge in diesem Monat zur Geburt der
ersten genetisch veränderten Babys der Welt geführt hat. Sie sprachen sich
nicht nur gegen die Besorgnis der weltlichen Wissenschaftler über so genannte
«Designer-Babys» aus, sondern auch gegen die Zerstörung von Embryonen, die im
Rahmen des «Gen-Editing-Prozesses» geschehen ist.
Berichten zufolge ist es einem Team von
Wissenschaftlern in China gelungen, die erste Lebendgeburt von gentechnisch
veränderten menschlichen Babys zu erreichen. Diese Geburt von gentechnisch
veränderten Zwillingen in China wurde allerdings laut Medienberichten nicht bestätigt, und
die Forschung wurde bisher nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift
veröffentlicht.
Der chinesische Wissenschaftler He
Jiankui, der das Projekt leitete, soll seine Arbeit in Hongkong auf einer
internationalen Konferenz zur Genaufbereitung diskutieren, die in der laufenden
Woche begonnen hat.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats,
Peter Dabrock, nennt dies «einen Super-Gau für die Wissenschaft». Die
Experimente bezeichnet er als «unverantwortliche Menschenversuche» (Livenet berichtete).
«Wir
basteln an Menschen»
Bioethiker C. Ben Mitchell
«Hier ist ein weiterer Fall, in dem uns
das Vorsichtsprinzip eine Pause einlegen lassen sollte», sagte der baptistische
Bioethiker C. Ben Mitchell. «Wir basteln nicht an Pflanzen und Tieren, sondern
an Menschen!»
Es müsse die Zusicherung existieren, «dass
wir jede von uns vorgenommene Erweiterung rückgängig machen könnten. Schlimmer
als eine tödliche Genmutation wäre eine tödliche Genmutation, die wir selbst
inszenieren, auch wenn unsere Motive gut sind.»
Und Mitchell Graves,
Philosophie-Professor an der christlichen «Union University»: «Ausserdem müssen
wir uns vor der trivialen Bearbeitung von Genen für Eigenschaften wie
körperliche Erscheinung, sportliche Fähigkeiten oder musikalische Begabung
schützen. Obwohl es schwierig ist, zwischen Gentherapie und genetischer
Verbesserung zu unterscheiden, ist es immer noch obligatorisch, wenn wir
ethisch vorankommen wollen.»
«IQ-Manipulation
sollte verboten werden»
Eingangs November soll eine Chinesin
die Zwillingsmädchen Lulu und Nana zur Welt gebracht haben. Die beiden
wurden laut Berichten über In-vitro-Fertilisation (IVF) empfangen, und ihre DNA wurde
verändert, um sie vor der Ansteckung mit HIV zu schützen, einem Virus, das ihr
Vater hat und von dem das Paar ihre Kinder verschonen möchte. Durch den
Eingriff sei kein Gen verändert worden, ausser jenes, das eine HIV-Infektion
verhindert, heisst es. Laut der Nachrichtenagentur «AP» könnte
dies jedoch die Wahrscheinlichkeit für das West-Nil-Virus und den Tod durch Grippe
erhöhen.
Insgesamt wurden die Gene von Embryonen
für sieben Paare bearbeitet, gemeldet wurde nur eine Schwangerschaft.
He Jiankui
Der Verantwortliche für den Eingriff, He Jiankui: «Die Genchirurgie ist und
sollte eine Technologie zur Heilung bleiben. Die Intelligenz zu verbessern oder
Haar- und Augenfarben auszuwählen, ist nicht das, was ein liebendes Paar tut.
Das sollte verboten werden. Ich verstehe, dass meine Arbeit umstritten sein
wird, aber ich glaube, dass Familien diese Technologie brauchen und ich bin
bereit, für sie die Kritik auf mich zu nehmen.»
«Geht
zu weit»
Für die erfolgreiche Geburt von
Zwillingen wurden 22 Embryonen über IVF mit den Eizellen und Spermien des
Paares hergestellt, 16 wurden bearbeitet und 11 wurden bei sechs
Implantatversuchen verwendet, bevor eine Schwangerschaft erreicht wurde,
berichtete die Nachrichtenagentur «AP».
122 chinesische Wissenschafter haben das
Wirken ihres Kollegen als «verrückt» bezeichnet. Die möglichen Risiken für die
Kinder seien unerforscht und unermesslich. Die Versuche seien ein «schwerer
Schlag für die weltweite Reputation der chinesischen Wissenschaft».
Mitchell bilanziert: «Die unnötige und
mutwillige Zerstörung menschlicher Embryonen ist eine Brücke zu viel – auch
wenn es darum geht, andere zu heilen. Wir würden nicht einen Moment lang
tolerieren, dass ein Dutzend Menschen getötet werden, um ihre Organe für eine Transplantation zu entnehmen. Warum sollten wir die Zerstörung lebender
Mitglieder der menschlichen Rasse zulassen, um zu versuchen, andere zu
behandeln?»
«Das
ist nicht unser Experiment»
Durch dieses «gene editing» erhofft man
sich in erster Linie medizinische Vorteile, die Korrektur schwerer Gendefekte
und damit die Heilung der daraus entstehenden Krankheiten. Dabei wird aber auch in die Keimbahn
eingegriffen. Der Eingriff ins Erbgut bringt hervor, dass auch Nachfahren diese
Veränderung übernähmen.
Die christliche Ärztin Riley erklärte: «Wir sind nach dem Bild Gottes geschaffen, und das ist weit mehr als nur
unsere genetische Ausstattung. Wenn wir anfangen, die Gene auszuwählen, die wir
weiterhin haben wollen, nehmen wir an einem Experiment teil, das nicht unseres
ist.»
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