Belgien war lange bekannt für Waffeln, Schokolade und
Hercule Poirot. Heute wird das Land zunehmend zum Symbol einer Kultur
des Todes.
In Belgien gibt es die liberalsten Sterbehilfegesetze der Welt.
Seit 2002 hat Belgien die
liberalsten Euthanasiegesetze (Sterbehilfegesetze) der Welt. Man kann sein Leben beenden (lassen),
indem man einem Arzt mitteilt, dass man körperlich oder mental unerträglich
leidet. Auch todkranke Kinder können die tödliche Spritze bekommen, wenn die
Eltern mit den Wünschen des Kindes einverstanden sind.
«Unheilbar depressiv»
Die Mutter des
belgischen Professors Tom Mortier wurde im Jahr 2012 getötet. Ihre Diagnose:
«Unheilbare Depression». «Meine Mutter war körperlich gesund und erhielt wegen
ihrer psychischen Probleme die tödliche Spritze von einem Onkologen», erklärte
Mortier. Weder er als Sohn noch die restliche Familie wurde informiert. Er
erhielt die Nachricht von ihrem Tod erst einen Tag, nachdem sie getötet
worden war. Mortier: «Meine Mutter musste ihr ganzes Leben mit der Depression
kämpfen. Sie war in psychiatrischer Behandlung, und der Kontakt zwischen uns
brach ab. Ein Jahr später erhielt sie die tödliche Spritze.»
Mortier hat eine Klage
beim Europäischen Gerichtshof deponiert, nachdem seine Klagen bei belgischen
Gerichten abgewiesen wurden. «Wie kann ein Mensch in einem demokratischen
westlichen Land getötet werden, ohne dass die Familienmitglieder eine Ahnung
haben, was passiert?», fragt Robert Clarke, Anwalt Mortiers und Direktor der
«Alliance Defending Freedom» (Allianz für die Verteidigung der Freiheit).
Ausführender ist Richter
Was den Fall noch
verstörender macht: Der Arzt Wims Distelmans, der den Suizid von Mortiers
Mutter assistierte, ist einer der Direktoren der Regierungskommission, welche die
Anwendung des Euthanasiegesetzes überwachen soll. «Hier haben wir einen ganz
klaren Interessenkonflikt, wenn einer gleichzeitig als Ausführender und als
Richter über diese Fälle fungiert», erklärt Clarke. Distelmans hat unter anderem
eine Auschwitz-Tour unter dem Thema «Würdiger Tod» durchgeführt. Er nannte das
Konzentrationslager einen «inspirierenden Ort», leugnet aber die Verbindung der
Nazi-«Euthanasie» zu dem, was in Belgien erlaubt ist.
Der Arzt ist einer der
Initiatoren des liberalen belgischen Euthanasiegesetzes von 2002. Wegen seiner
spektakulären Fälle wird er auch «Dr. Death» genannt.
Verletzt Euthanasie-Kommission das Gesetz?
Ein Mitglied von
Distelmans Euthanasie-Kommission, D. Ludo van Opdenbosch, trat zurück, nachdem
die Kommission nichts gegen einen anderen Arzt unternahm, der einen
Demenz-Patienten ohne seine Einwilligung getötet hatte. «Ich möchte nicht
Mitglied einer Kommission sein, die bewusst das Gesetz verletzt», erklärte Van
Opdenbosch. «Die Kommission hat über 13'000 Fälle von Euthanasie beurteilt und
nur einen an den Staatsanwalt weitergeleitet.» Selbst diese Anklage wurde
später fallengelassen.
Angebot fördert die Nachfrage
Der Onkologe Benoit
Beuselinck vom Universitätsspital Löwen erklärt: «Wir haben angefangen,
Euthanasie als medizinische Lösung anzubieten, selbst für
nicht-lebensbedrohende Fälle. Das ist ein Problem. Ich habe von Menschen
gehört, denen Euthanasie angeboten wurde, obwohl sie es gar nicht in Betracht
zogen.» Und er fährt fort: «Die Bedingungen, die jemanden für Euthanasie
qualifizieren, werden weiter und weiter ausgedehnt. Schon Jugendliche und
Kinder von siebzehn, elf und neun Jahren wurden getötet.» Und Prof. Dr. Theo Boer, Dozent
für Gesundheitsethik, erklärt: «Das Angebot der Euthanasie fördert die
Nachfrage. Man sieht, dass für eine zunehmende Anzahl von Menschen Euthanasie
zur Regel wird, wie sie sterben wollen (default way to die)».
Warnendes Beispiel?
«Wenn wir jemanden
finden, der sprichwörtlich auf der Brücke steht und sterben will, stösst der
Staat ihn über den Rand, statt zu versuchen, ihn davon abzubringen», erklärt
Clarke. Und er glaubt, dass Belgien ein warnendes Beispiel für jedes Land ist, das
überlegt, die Euthanasie zu legalisieren. «Wir müssen uns fragen: Ist das die
Art von Gesellschaft, in der wir leben wollen? Oder ziehen wir eine
Gesellschaft mit Gesetzen vor, die verletzliches Leben schützen, und für die das
ganze Leben, egal in welchem Stadium und wie gesund die Person ist, Würde und
Wert hat?»
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