Schweden könnte das erste europäische Land sein, das einen deutlich anderen Kurs in Bezug auf Queer- und Trans-Ideologien fährt. Darauf hofft der Leiter der Schwedischen Evangelischen Allianz, Olof Edsinger, nachdem sexuelle Identitätsstörungen bei weiblichen Teenagern im letzten Jahrzehnt um 1500 Prozent zugenommen haben.
Olof Edsinger, Leiter der Schwedischen Evangelischen Allianz (Bild: himlentv7.se)
Im letzten Jahr haben medizinische Analysen, journalistische Berichte, öffentliche Debatten und Dokumentationen in Schweden gefordert, dass LGBTQ-Theorien besser unter die Lupe genommen werden müssen. Der Grund: Viele glauben, dass sie unter jungen Menschen grossen Schaden anrichten.
Statistiken, die ein exponentielles Wachstum von Geschlechtsidentitätsstörungen unter weiblichen Teenagern aufzeigen, haben Experten gezwungen, Alarm zu schlagen. Unter anderem steht ein Gesetzesentwurf zur Debatte, der das Alter für Geschlechtsumwandlungen herabsetzen will.
Olof Edsinger, evangelischer Theologe, Autor und Generalsekretär der Schwedischen Evangelischen Allianz, hat Hoffnung, dass die soziale Debatte sich weiterentwickelt. Gleichzeitig erwartet er, dass sich mehr Christen aus biblischer Perspektive mit Fragen der menschlichen Sexualität auseinandersetzen, wie er in einem Interview mit «Evangelical Focus» ausdrückt.
Hat sich die öffentliche Meinung in Schweden in Bezug auf die Transgender-Fragen verändert, nachdem bekannt wurde, dass Geschlechtsidentitätsstörungen bei Teenager-Mädchen um 1500 Prozent zugenommen haben? Olof Edsinger: Ja, das Pendel ist im letzten Jahr definitiv umgeschlagen. Hauptgrund dafür ist, dass verschiedene medizinische Experten in öffentlichen Medien reagiert haben. Auch hatten wir im Fernsehen zwei Dokumentationen über das Thema generell und über Menschen, die ihre Geschlechtsanpassung rückgängig gemacht haben (detransitioners). Die LGBTQ-Bewegung pusht das Thema jedoch so stark sie kann, und viele haben noch Angst, ihre Thesen in Frage zu stellen.
Die Regierung publizierte einen neuen Bericht zum Gesetzesentwurf, der das Alter für «Geschlechtsanpassungen» ohne elterliche Kontrolle von 18 auf 15 Jahre herabsetzen will. Wird das Gesetz durchkommen?
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie das nicht wagen werden. Die Parlamentarier, die der LGBTQ-Bewegung das neue Gesetz versprochen haben, sind nicht mehr da, und der neue Premierminister hat die massive Kritik offenbar zur Kenntnis genommen. Auf der anderen Seite gibt es zu dem Thema noch keine breite politische Debatte. Hoffentlich ändert das jetzt mit dem neuen Bericht der Regierung. Was noch gar nicht diskutiert wird, ist der Vorschlag, dass man sein juristisches Geschlecht schon mit zwölf Jahren ändern können soll.
Was ist als Evangelische Allianz die beste Art, sich an der ganzen Debatte um Geschlechtsumwandlungen unter Jugendlichen zu beteiligen?
Ich habe mich selbst hier deutlich engagiert mit Artikeln in christlichen und säkulären Medien. Ich habe schon vor einigen Jahren ein Buch über die Queer-Theorie in Schwedischen Schulen geschrieben, das jetzt in der vierten Auflage erscheint. Ich stütze mich in der ganzen Diskussion vor allem auf wissenschaftliche Daten, während diejenigen, die diese Themen vorantreiben wollen, vor allem ihre ideologische Brille aufhaben. Natürlich gibt es auch theologische Elemente, aber die Wissenschaft stellt die Queer- und Trans-Ideologie schwer in Frage.
Gibt es gute Beispiele für Dialoge aus christlicher Perspektive, die liebevoll und weise, aber gleichzeitig klar und «prophetisch» sind?
Ich hoffe, selbst so ein Beispiel zu sein. Und natürlich gibt es hier gute und schlechte Beispiele. Die traurige Wahrheit ist aber auch, dass grosse Teile der christlichen Gemeinschaft in Schweden durchtränkt sind von der dritten Welle des Feminismus und in LGBTQ-Fragen sehr vorsichtig sind. Die prophetische Stimme ist in der schwedischen Christenheit schwach. Natürlich werden christliche Stimmen im säkularisierten Schweden in der Regel als irrelevant im öffentlichen Diskurs abgetan, selbst wenn sie nicht von der Bibel her argumentieren. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass wir andere Influencer beeinflussen können und ihnen Argumente und Fakten liefern, die sie auf ihren Plattformen verbreiten können.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...