Der Europäische Menschengerichtshof (ECHR)
behandelt im Moment den Fall eines Mannes, dessen Mutter 2012 ohne sein Wissen
durch Euthanasie getötet wurde. Den Anwälten geht es um das grundlegende Recht
auf Leben – oder auf den Tod.
Tom Mortier (Bild: Screenshot Youtube)
Godelieva de Troyer
(64) litt an Depressionen, war aber körperlich gesund, als sie vor acht Jahren
durch eine Spritze «erlöst» wurde. Ihr Sohn, Professor Tom Mortier, erfuhr erst
am Tag nach ihrem Tod, dass sie durch Euthanasie gestorben war, weil sie an einer
«nicht behandelbaren Depression» gelitten habe. Mortier: «Meine Mutter musste
ihr ganzes Leben mit der Depression kämpfen. Sie war in psychiatrischer
Behandlung, und der Kontakt zwischen uns brach ab. Ein Jahr später erhielt sie
die tödliche Spritze.»
Gegen diese Entscheidung der Ärzte geht Mortier jetzt
gerichtlich vor, vertreten durch die Lebensrechtsorganisation ADF. Da die
belgischen Gerichte auf seine Klage nicht eintraten, liegt der Fall beim
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
«Recht auf Sterben ist nie festgelegt»
«Das internationale
Recht hat nie ein sogenanntes Recht auf Sterben definiert», erklärt Robert
Clarke, International Deputy Director von ADF. «Im Gegenteil: Es bestätigt sehr
deutlich das Recht auf Leben – vor allem für die Verletzlichsten unter uns.» Ein
Blick auf die tragischen Tatsachen entlarve die Lüge, dass Euthanasie gut für
die Gesellschaft sei: «Die Kranken, die Leidenden, die Alten und sonstige Verletzliche unserer
Gesellschaft verdienen äussersten Respekt und Fürsorge. Wenn dieser Fall jetzt
zum Abschluss kommt, hoffen wir, dass Tom ein wenig Gerechtigkeit widerfährt,
vor allem aber, dass andere geschützt werden.»
Auch Kinder und Jugendliche
Belgien erlaubt die
Euthanasie, wenn Menschen in einer «medizinisch hoffnungslosen Situation von
andauerndem und unerträglichem körperlichen oder mentalen Leiden sind, das
nicht erleichtert werden kann und das Ergebnis einer ernsten und unheilbaren
Störung ist, durch Krankheit oder Unfall verursacht». Im Jahr 2014 wurden die Gesetze erweitert, dass auch Kinder ihr Leben durch Euthanasie beenden lassen können.
Der Onkologe Benoit
Beuselinck vom Universitätsspital Löwen erklärt: «Wir haben angefangen, Euthanasie
als medizinische Lösung anzubieten, selbst für nicht-lebensbedrohende Fälle.
Das ist ein Problem. Ich habe von Menschen gehört, denen Euthanasie angeboten
wurde, obwohl sie es gar nicht in Betracht zogen.» Und er fährt fort: «Die
Bedingungen, die jemanden für Euthanasie qualifizieren, werden weiter und
weiter ausgedehnt. Schon Jugendliche und Kinder von siebzehn, elf und neun
Jahren wurden getötet.» Und Prof. Dr. Theo Boer, Dozent für Gesundheitsethik,
erklärt: «Das Angebot der Euthanasie fördert die Nachfrage. Man sieht, dass für
eine zunehmende Anzahl von Menschen Euthanasie zur Regel wird, wie sie sterben
wollen (default way to die).»
Abschüssige Bahn
Paul Coleman, Direktor
von ADF International, sagt: «Diese schlüpfrige, abschüssige Bahn ist jetzt in
Belgien voll in der Öffentlichkeit sichtbar, wir sehen die tragischen
Konsequenzen in diesem Fall. Die neuesten Zahlen der Regierung zeigen, dass
jeden Tag mehr als sechs Menschen auf diese Art euthanasiert werden, und das
mag nur die Spitze des Eisbergs sein.»
Und weiter: «Die Zahlen
beweisen die Wahrheit, dass die Wirkung der Euthanasie nicht unter Kontrolle
gehalten werden kann, wenn die Gesetze einmal erlassen sind. Belgien hat sich
auf einen Kurs begeben, der den Verletzlichsten der Gesellschaft implizit sagt,
dass ihr Leben nicht wert ist, gelebt zu werden.»
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