Madeleine Bähler, Coach und Organisationsberaterin aus Muttenz, hat
schon oft erlebt, dass Konflikte auf notwendige Veränderungen hinweisen. Sie
zeigt Voraussetzungen auf, dank denen heikle Gespräche zur Weiterentwicklung
beitragen.
«Ich möchte einen Beitrag leisten, damit Menschen Mut
fassen, dass sie Zuversicht in Gottes verändernder Kraft und Kompetenzen für den
Umgang mit Konflikten bekommen», hielt Madeleine Bähler am ökumenischen Bildungsmorgen der reformierten und katholischen
Kirche in Gossau ZH vor 70 Teilnehmenden fest. Sie berät
Organisationen, Teams und Einzelpersonen und bietet Weiterbildungen an. Einer
ihrer Schwerpunkte ist die Konflikttransformation.
Konflikte entstehen aufgrund
von Unterschiedlichkeiten. Sie zitierte aus dem Konflikt-Transformations-Modell
drei Haltungen:
1. Aus Harmoniebedürfnis, Angst vor Verletzungen und Trennung
werden Unterschiede und Unstimmigkeiten verdeckt und unter den Teppich gewischt.
Aber irgendwann werden die Beulen so gross, dass man darüber stolpert.
2. Unterschiede werden akzentuiert. Man denkt primär in
Kategorien von Wahrheit und Irrtum, Recht und Unrecht etc. Dabei geht man davon
aus, dass es entweder Gewinner oder Verlierer gibt. Um nicht das Gesicht zu
verlieren, versucht man, die eigene Position durchzusetzen.
3. Unterschiede gehören zum Leben. Sie sind Einladung, die
eigene Haltung zu überdenken, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu
verhandeln.
Die Wahrheit in Liebe sagen
Es sei wichtig, seine Meinung auszudrücken. Im 4. Kapitel
des Epheserbriefs fordert der Apostel Paulus dazu auf, freundlich und geduldig
miteinander umzugehen und einander in Liebe zu ertragen, hielt Bähler fest. «Wahrheit
ist eine notwendige Zumutung, um daran zu reifen», stellte sie klar. «Liebevoll
die Wahrheit zu sagen, beachtet das Wohl und Beziehungen der Menschen.» Wahrheit
ohne Barmherzigkeit zerstöre die Gemeinschaft und führe zur Trennung. Gnade
ohne Wahrheit lasse Unrecht gewähren und verhindere Reifung.
Heikle Gespräche führen
Im Vorfeld eines heiklen Gesprächs gelte es zu klären:
Was will ich für mich? Was ist mir wichtig? «Je klarer ich ins Gespräch gehe, desto leichter kann mein
Gegenüber reagieren und weiss, worum es wirklich geht», ermutigte Bähler.
Was möchte ich für die andere Person?
Es können auch heikle Themen angesprochen werden, wenn das
echte Interesse am Wohl des anderen klar artikuliert wird. So könne man
erklären: «Ich mache mir Sorgen um dich», wenn man zum Beispiel wahrnimmt, dass
eine Person oft nach Alkohol riecht.
Was will ich für die Beziehung? Wie wichtig ist mir diese Beziehung? In welchem Verhältnis
stehen wir zueinander?
Was möchte ich
verhindern? Dieser Fokus kann uns Orientierung geben, auf welche Art
und Weise das Gespräch zu führen ist. Freunde können z.B. politisch völlig
andere Meinungen vertreten. Dann macht es Sinn, Gespräche darüber bewusst auszuklammern.
«Es gibt in der Regel genug andere Themen, die man gerne teilt», so Bähler.
Im Dialog zu sein bedeute, einen Raum des Vertrauens zum
freien Meinungsaustausch zu schaffen.
Alarmzeichen
Sinnvoll ist, im Verlauf des Gesprächs auf eigene und
Zeichen des Unbehagens des Gegenübers zu achten, zum Beispiel:
«Wer sich nicht sicher fühlt, reagiert möglicherweise unpassend»,
hielt Bähler fest. Um die Sicherheit wiederherzustellen, kann es helfen,
sich für eine unpassende Bemerkung oder Verhalten zu
entschuldigen
die eigene Absicht klarzustellen («Ich
möchte dich nicht angreifen, sondern erklären, wie es mir dabei geht»)
eine Pause einzulegen
ein warmes Getränk in den Händen zu halten –
das entspannt
zurück zu den Fakten gehen und davon
ausgehend die unterschiedlichen Sichtweisen teilen
gemeinsame Ziele, Anliegen und Werte
beachten und darauf aufbauen.
Reflexion
Nach dem Gespräch ist vor dem nächsten Gespräch. Es lohnt
sich zu reflektieren, welche Strategien hilfreich waren und welche eher weniger:
Welche Muster haben sich in der Interaktion gezeigt?
Was hat mich getriggert und mein Verhalten
beeinflusst?
Welche Gefühle sind bei mir hochgekommen?
Wie kann ich jetzt gut für mich sorgen und
allfällige Spannungen abbauen?
Was möchte ich nochmals ansprechen? Worum
möchte ich bitten?
Welche Beziehung ist trotz
Unterschiedlichkeit möglich oder auch nicht?
Manchmal
ist es sinnvoll eine Pause in der Beziehung einzulegen oder etwas Distanz zu
schaffen, damit die Situation nicht weiter eskaliert, weil man sich durch zu
viel Nähe ständig verletzt. Auch die Bibel beschreibt Situationen, wo Menschen
sich getrennt haben. Genauso wie es Beispiele gibt für Versöhnungen!
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...