Adventisten in Afrika und Asien

Rettung nur für vegan lebende Gläubige?

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Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten erlebt einen weltweiten Aufschwung. Teil ihrer kulturellen Herausforderung dabei ist eine Überbetonung der Ernährungsfrage. So leben viele Anhänger in Asien und Afrika nicht nur vegetarisch, sondern betrachten vegane Ernährung als heilsnotwendig.

Um es gleich vorauszuschicken: Die allermeisten Adventisten im Westen glauben an eine Rettung durch Christus allein, auch wenn sich viele vegetarisch oder vegan ernähren. In Deutschland oder der Schweiz spielt das Thema ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle, aber Rebecca Rendall zeigt in einem Artikel in «Christianity Today», wie sich ständig wiederholte Regeln zu Überbetonung und schliesslich sogar zu einem falschen Heilsverständnis entwickeln können. Das kann selbstverständlich auch innerhalb anderer Glaubensrichtungen geschehen.

Eine Umfrage mit Auswirkungen

Ein Forscherteam der adventistischen (!) Andrew-Universität fand durch eine weltweite Umfrage heraus, dass viele südasiatische Adventisten glauben, ihre Erlösung geschehe durch Jesus Christus (92 Prozent) und den Verzicht auf Fleisch, tierische Produkte, Alkohol und Tabak (80 Prozent). Weltweit waren immerhin noch 47 Prozent davon überzeugt, dass die adventistische Gesundheitsbotschaft «ihre Errettung sichert».

Der Untersuchungsleiter Duane McBride räumte ein, dass man das gesunde Leben auch als eine Frucht der christlichen Nachfolge sehen könnte, doch er erklärte, das wäre «wenig wahrscheinlich, wenn das Ganze im Kontext der strengen Interpretation christlicher Vollkommenheit gesehen werde», die die Kirche historisch und auch gegenwärtig erlebe.

Ein Schwerpunkt mit Verwirrungen

Die Siebenten-Tags-Adventisten legen viel Wert auf gesunde Lebensführung. Aus der Feststellung von Paulus, «dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes» (1. Korinther Kapitel 6, Vers 19) ist, leiten sie ab, dass Alkohol, Tabak und Fleisch (insbesondere Schweinefleisch) zu meiden seien. Dieses Festschreiben von kulturell geprägten Gewohnheiten und durchaus gesundheitsbewusstem Verhalten im Glaubensbekenntnis führt aber laut McBride zu einer gefährlichen Verwirrung: «Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die adventistische Kirchenleitung deutliche Aufklärungsarbeit bei den Mitgliedern leisten muss.» Nur so könne sie zwischen gesundheitlichen Vorteilen auf der einen und zentralen Glaubensinhalten auf der anderen Seite differenzieren und Verwirrung vermeiden.

Eine Geschichte mit Folgen

Nicht nur in Europa sind die Adventisten längst im freikirchlichen Spektrum akzeptiert. In Deutschland sind sie mit rund 35'000 Mitgliedern fast so gross wie der Bund Freier evangelischer Gemeinden (43'000 Mitglieder). Weltweit gibt es 21 Millionen Adventisten. Während die Zahl in Europa eher stagniert, sind Asien und Afrika grosse Wachstumsgebiete. Doch die starke Betonung einer vegetarischen – und in jüngerer Zeit veganen – Ernährung wächst dort mit.

Seine Wurzeln hat dieser Schwerpunkt der Kirche in der Mitgründerin und Prophetin Ellen White. Laut Randall lehrte sie, dass «diejenigen, die danach streben, rein, geläutert und heilig zu werden, nicht weiterhin fleischliche Nahrung essen sollten». Auf der einen Seite war sie damit Vorreiterin der sogenannten Lebensreform-Bewegung und inspirierte unter anderem den Adventisten J. H. Kellogg zur Erfindung der Cornflakes, andererseits kämpft die Bewegung bis heute mit der Überbetonung der Gesundheit, die dadurch für viele rettenden Charakter bekommt.

Zum Thema:
In Genf: Adventistische Eltern gründen zweisprachige Tagesschule
Rückbesinnung: Zurück zu dem Wurzel-Essen
Tipps unerwünscht!: Entscheidungen treffen in einer Multioptionsgesellschaft

Datum: 04.04.2021
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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