Astrophysiker Heino Falcke

«Wir dürfen mit Freude unseren Schöpfer loben»

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Heino Falcke (Bild: heinofalcke.org)
Die ersten Bilder des James-Webb-Weltraumteleskops sorgen für Staunen. Für Astronomen öffnet sich damit ein neues Kapitel in der Erkundung des Universums. Im Interview mit PRO erklärt der gläubige Astrophysiker Heino Falcke, was das für ihn bedeutet.

Was bedeuten die neuesten Meldungen für die Forschung?
Heino Falcke: Das ist zunächst ein beeindruckender Erfolg modernster menschlicher Ingenieurskunst. Ein solch komplexes Teleskop ist noch nie gebaut worden. Es arbeitet fehlerlos in einem Abstand von 1,5 Millionen Kilometern von der Erde und macht gestochen scharfe Bilder von unerreichter Qualität. Das ist im guten Sinne einfach Wahnsinn. Es ist auch ein Erfolg internationaler Zusammenarbeit: Denn darin stecken nicht nur Entwicklungen der NASA, sondern auch viele Instrumente und Techniken aus Europa. Das Teleskop wurde auch mit einer europäischen Rakete sicher ins All befördert.

Haben die Entwicklungen auch unmittelbare Auswirkungen auf Ihre persönlichen Forschungen?
Ich selber hatte vor fast 25 Jahren ein Stellenangebot, um daran zu arbeiten. Das Teleskop sollte in wenigen Jahren fertig werden. Trotzdem hatte ich mich dagegen entschieden und wollte lieber mit Radioteleskopen schwarze Löcher fotografieren. Das hat zwar auch zwei Jahrzehnte gedauert, aber am Ende war selbst das noch schneller. Wir werden es aber benutzen, um die Umgebung und die Nah-Infrarot-Strahlung des schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstrasse genauer zu untersuchen. Das James-Webb-Teleskop hat eine zu geringe Auflösung, um Bilder vom Schwarzen Loch selbst zu machen. Es wird davon nur ein Lichtpünktchen sehen. Das Teleskop ist dafür gemacht, viele Galaxien aus den Anfängen des Universums zu sehen. Mit unseren Radioteleskopen schauen wir ihnen ins dunkle Herz.

Welchen wissenschaftlichen Stellenwert haben diese Bilder auch in Bezug auf ihre Abbildungen eines schwarzen Lochs? Wie hoch würden Sie die Erkenntnisse einstufen?
Die ersten Bilder sind wunderschön und ein grosses Versprechen für die Zukunft. Wissenschaftlich sind sie an sich noch nichts Neues. Vieles hat sein Vorgänger, das Hubble-Space-Teleskop, schon beobachtet. Nicht ganz so scharf und in anderen Farben, aber im Prinzip ähnlich. Da darf man sich von der heutigen Aufregung nicht verrückt machen lassen. Die wirklich neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse müssen erst noch kommen. Aber nach den ersten tollen Bildern darf man wirklich gespannt sein, was da noch kommt!

Gibt uns das neue Erkenntnisse in Bezug auf den Urknall und wer ihn erzeugt hat?
Nein, so weit zurück kann auch ein Weltraumteleskop nicht schauen.

Glauben Sie, dass durch die Bilder in der Forschung wieder neu die Frage nach Gott gestellt wird?
In meinen Vorträgen habe ich bisher immer ähnliche Bilder des Vorgänger-Teleskops gezeigt. Sie sprechen von der Grösse und der Schönheit des Alls und die neuen Bilder tun das noch eindrucksvoller. Beim Blick in die Weiten des Himmels stellt sich für viele Menschen die Frage nach dem Ursprung, dem Wert des Menschen und der Grösse des Schöpfers. Ich denke, das wird hier auch passieren. Als Christen dürfen wir dann mit Freude unseren Schöpfer loben und danken.

Ergeben sich für Sie dadurch neue Fragen in Bezug auf einen Schöpfergott?
Nein. Ich denke, es werden immer noch die gleichen sein! Gott kommt man mit Teleskopen alleine nicht näher.

Zum Originalartikel bei PRO

Zum Thema:
Gott kennenlernen
Dossier Wunder der Schöpfung
Astrophysiker Heino Falcke: «Zusammen werden wir die Flut überstehen»
Streiten oder Staunen: Das James-Webb-Teleskop und die Faszination des Weltraums

Datum: 19.07.2022
Autor: Johannes Blöcher-Weil
Quelle: PRO Medienmagazin

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